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TWO. NEW FACE

Mit einem gespielten Lächeln drängte ich mich an der kleinen, dennoch sehr langen Warteschlange vorbei

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Mit einem gespielten Lächeln drängte ich mich an der kleinen, dennoch sehr langen Warteschlange vorbei.

Es hatte bereits zur Pause geklingelt und die große Anzahl an Schülern wartete darauf, endlich zu der neuen Vertrauenslehrerin zu kommen.

Manche von ihnen wollten über aktuelle Probleme sprechen oder welche, die sie schon länger beschäftigten. Andere hingegen wollten gut ins neue Schuljahr starten und ihren Stundenplan besprechen.

Auch wenn viele die vergangenen Geschehnisse noch verarbeiten mussten, schienen sie dennoch sehr gelassen zu sein. Denn sie wirkten keinesfalls verstört oder unsicher.

Zumindest die meisten von ihnen.

Einige der Schüler sahen mir hinterher, als ich, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihnen vorbeiging. Es hatte nichts mit Einbildung oder Arroganz zu tun.

Im Gegenteil, ich wollte so schnell wie möglich unsere neue Jägerin kennenlernen. Und das bevor ich zu einem, in einer halben Stunde später stattfindendem Treffen musste.

Meine dunkelblauen Augen erblickten die Tür, hinter der das kleine Büro der Vertrauenslehrerin lag.

Schnell beschleunigte ich meine Schritte, als ein Teenager den Raum verließ und die Tür schließen wollte.

Reflexartig setzte ich meinen Fuß dazwischen und stoppte die Bewegung des Schülers, welcher perplex zu mir aufsah.

Mit einer kleinen Handbewegung gab ich ihm zu verstehen, dass er schleunigst verschwinden sollte und dem Mädchen, welches eigentlich als nächstes dran war, ein gespieltes Lächeln schenkte.

„Fünf Minuten, Sweetie", sagte ich übertrieben freundlich und trat damit ins Büro ein.

Die Tür schloss ich leise und drehte mich um.

Kurz ließ ich meine Augen durch den Raum schweifen, welcher sich in den letzten Monaten kein bisschen verändert hatte, seit ich erfolgreich meinen Abschluss gemacht hatte. Nur das dieser nicht mehr Natalie Martin gehörte, sondern Tamora Morgan.

Mein Blick fiel auf die zierliche Gestalt der Vertrauenslehrerin und unserer neuen Jägerin. In meinen Augen war sie nur eine jämmerliche Anfängerin und Amateurin, welche Gerard allerdings ausbildete.

Nicht jeder hatte die Fähigkeit ein guter Jäger zu werden. Man benötigte Ausdauer, Präzision und Selbstkontrolle.

Ob sie diese drei Eigenschaften besaß, würde sich bei ihrer ersten Jagd herausstellen.

Zwar versuchte ich Nolan und den anderen alles beizubringen, was ich selbst erlernt hatte, dennoch wollte ich mit Tamora selbst meine Bekanntschaft machen, wenn ich sie schon in den nächsten Tagen ertragen musste.

Ich arbeitete gelegentlich und auch lieber alleine oder mit meinen Leuten zusammen, als mit Menschen, die meinten sie stiegen ins Jäger-Geschäft ein, um den übernatürlichen Kreaturen das Leben schwer zu machen.

Monroe sah von ihren Unterlagen auf, nachdem ich weiter in den Raum trat und mich auf dem Stuhl niederließ, welcher vor dem Schreibtisch stand.

Freundlich blickte sie mir entgegen und wollte mir einen Zettel reichen, als ich leicht meine Hand hob und mich zurücklehnte.

„Den werde ich nicht benötigen, Danke", sagte ich freundlich und legte mein Bein über das andere. „Ich möchte Sie gelegentlich kennenlernen."

Kurz blickte Monroe mich verwirrt an und ließ das Papier zurück auf die Arbeitsplatte sinken, ehe sie ihre Hände zusammenfaltete.

„Entschuldige, aber müsste ich dich kennen?", fragte sie genauso freundlich und legte ihren Kopf leicht schief. Wie sie alle immer ihre Unschuldsnummer aufspielten.

„Eigentlich schon. Gerard hatte mich in den letzten Gesprächen öfters erwähnt. Schließlich bilde ich ihre kleinen Schützlinge aus", antwortete ich gespielt enttäuscht.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Sie sollte ihre Leute kennen, mit denen sie zusammenarbeiten würde. Wenn dies nicht so wäre, könnte ich ihr ganz leicht in den Rücken fallen und alles auffliegen lassen.

Sofort verschwand ihr zuvor noch einladendes Lächeln und blickte mir nun ernst entgegen.

Provokant hob ich eine Augenbraue und setzte ein Lächeln auf.

„Brooke Knight. Richtig?!"

Ihre Stimme klang monoton und zugegebenermaßen kühl. Sie hatte von mir gehört.

„Ich erinnere mich. Gerard hat dich tatsächlich des Öfteren erwähnt und es freut mich, dich endlich kennenzulernen, Brooke", fuhr sie erneut freundlich fort und betonte das letzte Wort besonders stark.

Sie versuchte tatsächlich mit mir zu spielen. Obwohl Tamora eigentlich wissen müsste, dass sie die Figur auf meinem Schachbrett war.

Ich lehnte mich leicht nach vorne.

„Ich gebe Ihnen einen gut gemeinten Rat. Versuchen Sie nicht mit mir zu spielen, Sweetheart. Denn Sie würden sich definitiv mit der falschen Person anlegen."

Gefährlich ruhig brachte ich diese Worte über meine Lippen, welche Monroe zwar nicht zum zusammen zucken brachten, dennoch spürte ich ihre Unruhe anhand ihrer Körperreaktion.

Denn sie spielte leicht nervös mit ihren Finger und presste kurz die Lippen aufeinander, als hinter mir auch schon das leise quietschen der Tür ertönte.

„Tut mir leid, ich hab' mich etwas verspätet."

Die nervöse Stimme veranlasste mich dazu, langsam aufzustehen und Tamora noch ein gerissenes Lächeln zuzuwerfen, ehe ich mich zu der Person umdrehte, welche uns leicht geschockt anstarrte.

„Kein Problem, Nolan. Schön, dass du gekommen bist", erwiderte Tamora, nachdem sie sich von mir abwandte und wieder ihrer freundlichen Seite die Oberhand ließ.

Nolan starrte mich noch immer an und konnte anscheinend nicht fassen, dass ich mich hier blicken ließ. Vielleicht lag es auch daran, dass er Angst vor mir hatte.

Schließlich hatten meine Familie und ich einen Ruf zu verlieren.

„Ehm, ich kann...eh...auch später noch einmal wiederkommen", stotterte er leicht überrumpelt und deutete zu der geöffneten Tür, durch die er verschwinden wollte.

Allerdings griff ich nach seinem Arm und zog ihn zurück, was ihn leicht stolpern ließ. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich etwas mehr Kraft besaß, als es den Anschein hatte.

„Wir haben soweit alles geklärt", meinte ich nur lächelnd und ließ meinen Blick zu Tamora schweifen, welche mein Lächeln gezwungenermaßen erwiderte.

„Nein. Also für mich ist das absolut kein Problem. Ich...", begann Nolan erneut nervös, worauf ich nur genervt meine Augen verdrehte und ihn ruckartig auf den Stuhl runterdrückte, auf dem ich zuvor saß.

Sofort blieb er still, worauf ich mich zur Tür begab und erneut übertrieben freundlich an Monroe wandte.

„Ich wünsche noch einen schönen Tag."

𝐒𝐄𝐀 𝐎𝐅 𝐒𝐈𝐍. RAEKEN ¹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt