37.Kapitel - Scheidung

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Ich fühle mich dreckig. Ausgenutzt. Gegen meinen Willen wurde mir meine Jungfräulichkeit genommen. Und das von dem Mann, den ich als Ehemann ansehen muss. Mit starken Unterleibschmerzen ging ich ins Badezimmer und nahm eine Dusche. Überall reibte ich mir den Schwamm so fest, dass mein Körper rot anlief. Ich wollte alles vergessen. Doch die Tatsache, dass ich ein Opfer einer Vergewaltigung bin, ändert nichts daran.

Weinend legte ich mich ins Gästezimmer auf mein Bett. Ihn zu Gesicht bekommen, wollte ich nicht. Stundenlang weinte ich mir die Seele aus dem Leib. Ich vermisste ihn. Mahir. Mein Herz schlug immer noch für ihn. Egal was sein sollte. Festentschlossen nahm ich mir mein Handy in die Hand und wählte seine Nummer. Meine eigene Nummer hatte ich unterdrückt. Ich wollte nur seine Stimme hören.

Nach dem vierten Klingeln nahm er ab. "Hallo?", hörte ich seine verschlafene Stimme.
"Wer ist da?" Leise schluchzte ich.
Die Sehnsucht nach ihm wuchs noch mehr. Ich wollte ihm antworten, ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe. Sagen, dass mich Caner vergewaltigt hat, doch ich konnte kein Laut aus mir bringen. Ich schluchzte nur.
"Nefes!", hörte ich seine Stimme meinen Namen sagen. "Nefes, sprich mit mir.", forderte er mich auf.
Ich schluchzte, schüttelte meinen Kopf und legte auf.

Alles wurde zu viel. Die Trennung mit Mahir, die Zwangsehe und dann noch die Vergewaltigung zur Krönung. Was würde jetzt passieren? Kommt nach dem Regen nicht der Regenbogen? Wann würde er kommen? Immer und immer wieder wird mir bewusst, dass es ein Mahir & Nefes nie wieder geben wird. Sag niemals nie. Doch in dieser Situation könnten wir nicht zusammen kommen.

Er wurde Vater. Er hatte Aylin geschwängert. Und ich? Mir wurde meine Jungfräulichkeit von meinem Mann gegen meinen Willen genommen. Ich könnte Mahir nicht unter die Augen treten. Ihm in die Augen sehen und zu sagen, dass ich ihn liebe, könnte ich nicht. Ich schämte mich. Ja, ich schäme mich. Ich - als Opfer einer Vergewaltigung- schäme mich für die Tat von Caner.

Was er in paar Stunden, wenn er aufwacht, sagen beziehungsweise tun wird? Wird er sich überhaupt daran erinnern? Mit endlosen Fragen schlief ich vor Erschöpfung ein.

"Nefes?", hörte ich die Stimme Caner's und zuckte zusammen. Ich hatte Angst vor ihm. Was ist, wenn er dasselbe nochmal macht?

"Ja?"

"Wieso liegst du hier?", fragte er mich und forderte auf, die Tür aufzuschließen. Eine Träne lief mir die Wange entlang. Zitternd öffnete ich die Tür und ging sofort einige Schritte zurück.

Caner sah mich lächelnd an. Er kam auf mich zu und wollte meine Stirn küssen, doch ich schrie auf und rannte weg. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Wieso reagierst du so?"
Wieder fing ich an zu weinen.
"Wir haben doch gestern miteinander geschlafen? Wieso liegst du dann im Gästezimmer und nicht in unserem Schlafzimmer?"

Will er mich verarschen? Wut übermannte mich. "Willst du mich verarschen?", schrie ich, weswegen er verwirrt zu mir sah. "Was für miteinander schlafen? Ich wollte mich seit der Hochzeitsnacht nicht unter dich legen, das wusstest du! Was hast du gemacht? Du kamst betrunken nach Hause und hast gegen meinen Willen meine Jungfräulichkeit genommen! Du hast mich vergewaltigt, Caner!"

Geschockt sah er mich an. "Ich- ich habe was getan?"
Ich antwortete ihm nicht. Ich hatte keine Kraft mehr dazu. Ich wollte weg, sterben. In meinen 23 Jahren habe ich noch nie an Selbstmord gedacht, doch seit fast sechs Wochen denke ich permanent daran zu sterben. Was das Leben mit sich bringt.

Er näherte sich mir an. "Bleib stehen! Komm mir nicht zu nah!", schrie ich voller Angst. Er blieb stehen.
"Nefes, es- es tut mir Leid. Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich-ic-"
"Dein 'es tut mir Leid' macht das Geschehen nicht rückgängig! Verschwinde! Ich will dich nicht sehen!", schluchzte ich. "Und noch was.", fügte ich hinzu. "Mit der Heirat habt ihr mich seelisch und mit der letzten Nacht hast du mich physisch getötet! Herzlichen Glückwunsch du lebst mit einer Leiche zusammen!"

Verbotene Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt