»Guten Morgen. Aspirin steht auf deinem Nachttisch.«
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals über so eine Begrüßung freuen würde.
Mein Kopf hämmerte und ich war zu müde, um meine Augen zu öffnen. So viel hatte ich doch gar nicht getrunken...
»Ich hasse Partys«, sagte ich leise und tastete nach den Kopfschmerztabletten. Maja lachte nur, sie schien ausgeschlafen zu sein. Wahrscheinlich machte sie sowas öfters.
»Party ungleich Saufen bis zum Absturz.«
»Ich brauche Kaffee«, ignorierte ich ihren Einwand und kroch wie ein Regenwurm von meinem Bett auf den geheizten Fußboden. Dort blieb ich dann einige Sekunden liegen und rieb mir die Augen. Maja stemmte die Hände in die Hüften und erinnerte mich in diesem Moment sehr an meine kleine Schwester.
Seufzend packte sie meine Hand und riss mich vom weichen Teppich weg. Dann hievte sie meinen schlappen Körper auf den Schminkstuhl und versuchte, mich so hinzusetzen, dass ich nicht gleich wieder zur Seite kippte.
»So kannst du dich doch keinem zeigen«, meinte sie und begann, in der Schublade zu wühlen.
»Was du zu allererst brauchst, ist ordentliches Make-up. Du siehst aus wie eine Leiche.« Ich blinzelte leicht ins Licht und sie sah mich an.
»Oder wie ein Panda. Sag mal, hast du dich gestern etwas nicht abgeschminkt?« Ich gab ein leises Grummeln von mir.
Tadelnd lief sie zu meiner Kommode um dort nach weiteren Schminksachen zu suchen. Während sie sich darüber aufregte, dass es keine Mascara gab, die nach zehn Stunden von selbst verschwand, schluckte ich die Tablette runter.
Wehrlos saß ich da, während sie an meinen Haaren ziepte und unsanft mit einem kratzigen Schwamm über mein Gesicht fuhr. Nach einer Ewigkeit der Qualen, hatte ich mich an das Tageslicht gewöhnt und sie ihr Meisterwerk vollendet.
Ich nickte ihr anerkennend zu und sie warf ihr blondes Haar arrogant nach hinten.
»Danke, ich weiß, wie gut ich bin.« Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
»Und jetzt Kaffe!«
Der Geruch des Kaffees war wie Balsam in meiner Nase. Das Bild meiner Mutter, die nur mit einem Morgenmantel bekleidet auf Richards Schoß saß und ihn wild küsste, eher weniger. Ich kniff die Augen zusammen und räusperte mich übertrieben laut. Maja kicherte hinter vorgehaltener Hand. Meine Mutter drehte ihren lockigen Kopf zu mir um und wurde etwa so rot, wie ihre Haare. Richard kratzte sich am rasierten Hinterkopf und nahm stumm die Zeitung in die Hand, um sich dahinter zu verstecken.
Wenn das nicht der ultimative Weg war, um wach zu werden. Man hörte das synchrone Getrampel zweier Gartenzwerge und die Zwillinge spazierten durch die Tür. Gefolgt von Inga, die angetan auf ihrem Handy herum tippte.
Der Tisch war wie immer reichlich gedeckt, was Maja einen vorfreudigen Ausdruck verlieh. Inga griff blind nach einem Croissant und Timothy versteckte das Nutellaglas unter dem Tisch und teilte es mit Nicholas. Die beiden waren durch genau eine Tatsache auseinanderzuhalten. Timothy trug auf jedem seiner Pullover ein kleines »T« und Nicholas ein »N«. Ich hoffte, dass sich die beiden keinen Spaß daraus machten, ihre Kleidung zu tauschen um andere damit in den Wahnsinn zu treiben.
Ich zählte das Gedeck, während ich mir eine ordentliche Menge Kaffee einschenkte. Sogar an Maja war gedacht worden. Ich griff nach dem Zucker, als mir auffiel, dass noch ein weiteres Service bereitstand.
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Obscureness - Branded Player
ParanormalDer Pakt mit einem Dämon, ein Fluch, der auf Naivität basiert, die Angst um das Leben derer die sie lieben und eine Unschuldige, die in all das nicht zu passen scheint. Das sind die Dinge, die fortan Lissas Dasein bestimmen sollen. Ein plötzlicher...