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Nachdem ich ihnen im kleinsten Detail erzählt hatte, was ich in der Vision gesehen hatte, hat­ten wir eine Liste mit Orten zusammengetragen, auf die meine Beschreibungen laut Internet zu­trafen.

»Puh«, meinte Ger mit Blick auf die vielen Inselnamen. »Es könnte eine Weile dauern, bis wir auf jeder nach dem Stein gesucht haben.« Ich rieb mir nachdenklich die Schläfen. So schwer konnte es doch nicht sein. Diese Insel war unverwechselbar. Ich konnte mich noch an alles haargenau erinnern. Allerdings boten Google und Co. nicht unbegrenzte Bilder zu jedem Quadratmeter der möglichen Insel an. »Vielleicht hilft es uns, das Rätsel meiner letzten Traumvision zu lösen«, dachte ich laut nach. »Genial«, meinte Ger lobend. Ich lächelte. »Dann müssen wir nur noch eine Million verschiedener Deutungsmöglichkeiten durchgehen. Das wird auch nicht weniger lange dauern. Mal davon abgesehen, dass wir nicht sicher sein können, dass es überhaupt eine Vision ist.« Nathan starrte in die Flamme der Kerze, die wir auf ein Grab gestellt hatten. Wir befanden uns nun in einer Familienbucht von Gereon. Hier lagen seine verstorbenen Verwandten von keine Ahnung wie vielen Jahrhunderten.

»Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?«, fuhr ich ihn an.

»Ja, vielleicht tue ich das.«

»Unterschätz mich ruhig, das wird lustig!«

Ich funkelte ihn an, doch er mied meinen Blick. »Könntet ihr euch mal etwas beruhigen?« Jules verließ seinen Platz auf dem staubigen Boden und lief auf und ab. Er nahm wirklich selten das Wort an sich, weshalb ich ihn von allen wohl am wenigsten kannte.

»Wir suchen nach einer Insel, die auf Lissas Beschreibung passt. Allerdings treffen so um die fünfzehn zu. Ihre letzte Traumvision war eine Erscheinung des Dämons. Gewollt von ihm und daher mit Sicherheit eine Vision.« Triumphierend sah ich Nathan an. Er verdrehte die Augen.

»Diese zu deuten könnte uns noch auf andere Arten von Nutzen sein. Du hast vom Wühlen in einer Schublade gesprochen. Ne Ahnung, wonach der Dämon gesucht haben könnte?« Jules blieb stehen und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. Ich zuckte die Schultern.

»Vielleicht nach dem Dolch«, meinte ich. »Bisher handelte alles von einem Dolch. Nur, dass der in meinen Visionen silbern ist und nicht golden.«

Jules lächelte.

»Das ist doch ein Anfang.«

Sein Optimismus war irgendwie ansteckend. »Ich werde mich in der Stadt umhören ob jemand dieses Messer gesehen hat. Vielleicht ein Antiquitätenhändler oder ein zur Ruhe gesetzter Schmied.« Travis holte sein Handy heraus und notierte sich seine Aufgabe. »Dafür brauch ich ein Bild. Nathan, würdest du eins Zeichnen?«

Er musste. Auch wenn das hieß, wir würden zusammenarbeiten müssen. Aber wie wollten wir einen Dämon besiegen, wenn wir es nicht mal schafften, in einem Raum zu sein ohne uns anzuschweigen oder anzuschreien?

Er blickte kurz vom Feuer auf und sah mich an. Dann nickte er.

»Ger und ich werden versuchen, deinen Traum zu deuten. Gib uns ein paar Stunden.«

Ich nickte.

»Damit wäre das also geregelt. Hoffen wir, dass wir bald herausfinden, auf welcher Insel wir den Stein finden.«

»Dann hätten wir nur noch ein Problem: Wie kommen wir Mitten in der Schulzeit auf eine Insel, die eventuell am andern Ende der Welt liegt?«

»Lass das meine Sorge sein«, sagte Travis mit todesmutigem Lächeln.

Ich lief eine Straße entlang und spürte das prickelnde Gefühl des Alkohols in mir. Es war Nacht und an den Seiten des Asphalts standen Bäume. Ich lief eine Allee entlang. Mit einem Ohr vernahm ich den Bass einer Party, von der ich mich immer mehr zu entfernen schien. Ich kannte den Ort nicht und ich kannte das graue Kleid nicht, das ich trug. Aber was ich kannte war dieses Gefühl. Bald würde irgendetwas schlimmes passieren. Und ich hatte keine Ahnung, was das sein würde. Ich seufzte, als ich hörte, wie sich mir ein Auto nährte. Es hielt neben mir und kurbelte das Fenster runter. »Hey«, sagte ein Junge mit hoch gestylten schwarzen Haaren. Seine Haut war etwas zwischen Kakaofarben und kaffebraun, ich war wie oft erwähnt nicht sonderlich gut in künstlerischen Gebieten.

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