8 • Erinnerungen

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Ich war in meinem Leben noch nie so überrascht worden wie heute Nachmittag.
Der Selbstmord meines Vaters war ein Schlag ins Gesicht gewesen und Ich war dabei alles schrittweise zu realisieren.

Während Ich gekrümmt auf den Wartestühlen unten in der Eingangshalle saß, tümmelten sich hunderte Einsatzkräfte um meine Mutter und fragten ihr Löcher in den Bauch.
Die Leiche meines Vaters wurde schon verstaut und abtransportiert, um uns einerseits den Anblick zu ersparen und andererseits die berühmten Gaffer zu vermeiden.

Mir war kalt und ich winkelte meine Beine an, damit Ich sie an meinen Körper drücken konnte.
Eigentlich wollte ich meiner Mutter helfen, aber Ich war nicht fähig anständige Sätze über meine Lippen zu bringen und mit Zeichensprache hatte ich es nicht so.

»Entschuldigung« erwiderte eine klare Stimme direkt neben mir und ich weigerte mich zu reagieren.
»Sie müssen mit den Nerven am Ende sein, oder? Kann ich irgendwie helfen?« Leicht gereizt wandte ich mich zu der fremden Person.
»Ja, verschwinden Sie« blaffte Ich durch meine Zähne und drehte mich wieder weg.
»Das ist ja eine Unverschämtheit!« murmelte die Frau entsetzt und ich rollte mit den Augen.

Als Ich wieder alleine schmollen konnte, erblickte Ich schon die nächste Person, die zielstrebig auf mich zu schritt.
Ich kannte dieses Mann flüchtig, er war der Arzt gewesen, der mich im Krankenhaus angesprochen hatte.
Dieses Wiedersehen war nicht erfreulich, weil Ich ihn einfach unsymphatisch fand.

»Guten Tag, Spencer Roalstad« lautete seine Begrüßung, worauf sich meine negative Einstellung ihm gegenüber noch verschlechterte.
»Ich bin Dr. Murray«
Ohne zu Zögernd kniete er sich auf den Boden, sodass wir auf einer Augenhöhe waren und ich ihm in die Augen blicken musste.
»Sie brauchen gar nichts zu sagen. Ich muss nur kurz ihre Werte messen. Geht das in Ordnung?«
»Nein« sagte Ich trocken.
»Weil alles Bestens ist«

Ein Schmunzeln breitete sich auf Dr. Murray's Lippen aus und Ich rutschte weiter nach hinten.
»Das war sowas wie ein Befehl« meinte er immernoch freundlich, doch etwas blitzte in seinen Augen auf. War es Spott oder Genugtuung?
»Es ist schnell vorbei, folgen Sie mir einfach«
Ich wollte den Kopf schütteln, aber gerade war es klüger mich zu fügen, weil dieser Dr. Murray nicht locker lassen würde.

Langsam trottete ich ihm hinterher, bis er an Der Hinterseite eines Krankenwagens Halt machte und schwungvoll die Türen aufstieß.
Ich stieg Dr. Murray nach und setzte mich - wenn auch mehr als nicht gewollt - auf die Krankenliege.

»Der Blutdruck« informierte er mich und nickte meinen rechten Arm zu, den ich ihm daraufhin widerwillig entgegen streckte.
Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus, als Dr. Murray mit seiner Hand meinen Ärmel nach hinten streifte und interessiert meine noch etwas geschwollene Faust betrachtete.
»Tut das noch weh?« wollte er von mir wissen und ich entzog ihm meinen Arm sofort wieder.

»Ich hab auch einen linken Arm« entgegnete Ich abweisend und der Arzt legte seine Stirn in Falten.
»Warum haben Sie das überhaupt getan?« »Wollten Sie nicht meinen Blutdruck messen?«
Jetzt presste Dr. Murray seine Lippen aufeinander und musterte mich ausgiebig.
»Sie sind sehr respektlos und abweisend, wissen Sie das?«
Ich stieß einen Seufzer aus und stützte mich mit meinen Händen auf der Trage unter mir ab.

»Und Sie sind viel zu neugierig.
Ich habe das Recht meine Angelegenheiten für mich zu behalten. Ich frage Sie ja auch nicht nach ihren Problemen, weil Sie mich nicht interessieren« pflichtete Ich dem Arzt zynisch bei und erntete einen überraschten Gesichtsausdruck.
»Also entweder Sie messen jetzt meine Werte oder Ich gehe« 

»Schon gut!« sagte er etwas lächelnd und ich schüttelte verständnislos den Kopf, warum lächte er mich nun an?

Nachdem mich Dr. Murray durchgecheckt hatte, öffnete Er wieder die Türen und blickte mich nochmal kurz an.
»Tut mir Leid wegen ihrem Vater« sprach Er mit belegter Stimme aus und ich hüpfte von dem Krankenwagen herunter.
Und weil ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte, lief ich einfach auf das Bürogebäude zu und hoffte diesem Typen nie wieder zu begegnen.

The Both of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt