24 • Seltsame Gefühle

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Als ich es schließlich über meine Lippen gebracht hatte, schenkte ich meinen Worten selbst Glauben und Conan strich mir kurz mit seinem Handrücken über meine heiße Wange.
»Das Gefühl will ich dir auch geben, Spenc. Solange ich bei dir bin, lasse ich Howard nicht an dich heran.«
Ich schluckte die Zweifel, die sich mit dieser Aussage aufwarfen, hinunter und legte meinen Kopf wortlos an seine Schulter. Spenc, so hatte mich zuvor niemand genannt und wenn es Conan sagte, klang mein Name viel ausdrucksvoller, so als könnte ich alles schaffen.
»Glaubst du, dass er uns finden wird?«, hörte ich mich leise fragen und eigentlich wollte ich nicht zerbrechlich klingen, aber diese Frage stellte ich mir seit mir Howard seine Fingernägel in mein Kinn gebohrt hatte.
»Denk nicht darüber nach.«, bat Conan mich mit sanfter Stimme und ich versuchte meinen unregelmäßigen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.
»Ich weiß, wohin wir als Nächstes können. Mein Dad hat alte Freunde in New York. Sie leben im Untergrund und ziehen ständig weiter, aber so wären wir in Bewegung und sicherer als auf einem Fleck.«
»New York ist zu weit entfernt, um zu fahren, was bedeutet wir müssen dorthin fliegen...«, sprach ich meine Gedanken aus und löste mich zeitgleich von Conan, auch wenn es mühsam war.

»Wir fliegen gleich morgen, dann verlieren wir keine überschüssige Zeit.«, fuhr er fort und strich mir weiterhin über meinen Arm.
Seufzend war ich im Begriff zu nicken, da gab es nur eine komplizierte Sache:»Das kostet aber alles Geld, das wir nicht haben. Wir haben ein Auto gestohl-« »Ich habe die Kreditkarte meines Dad's, das sollte für das reichen.« unterbrach er mich ruhig und sein Blick wurde ernster.
»Das kann ich nicht verlangen, Conan.« wehrte ich kopfschüttelnd ab und befreite mich endgültig aus seinem Griff. »Du verlangst es ja nicht, ich werde es einfach tun, okay?«
»Aber-« Conan zerrte mich wieder näher zu sich und ich zwang mich, ihn verständnisvoll anzusehen.
»Das entscheide ich für dich dieses Mal.« Widerwillig setzte ich zu einem Nicken an und probierte nicht weiter, mich von ihm zu entfernen.
Ich schätzte seine Großzügigkeit sehr und deshalb begann ich keine Diskussion, er wollte Vincent und mich nur schützen.

»Ich will nur herausfinden, wer meinen Dad getötet hat und ob meine Vermutungen wahr sind.«, beteuerte ich mit erstickter Stimme, woraufhin Conan leicht nickte und mit irritiertem Blick meine Hosentasche anstarrte.
Mein Handydisplay leuchtete im Sekundentakt auf und ich zog es hektisch aus meiner Hosentasche heraus, um Mom auf dem Bildschirm lesen zu können.
»Nimm ihn an.« riet mir Conan, während ich zögerlich meinen Daumen zwischen Annehmen und Ablehnen kreisen lies.

»Schätzchen?«, ertönte der Klang meiner Mutter gespielt besorgt und ich rollte unweigerlich mit den Augen.
»Mom.«, erwiderte ich gefühlstot und lies meinen Blick auf meine Hände senken. »Wo steckst du denn? Wir machen uns alle Sorgen!«
»Wir?« wiederholte ich zynisch und wendete mich völlig von Conan ab, sodass ich seine Hand auf keinen Körperteil mehr spüren konnte.
»Schatz...Bist du wegen Howard weggelaufen?« Ich fühlte, wie die Wut mich zu packen versuchte und mich wieder in ein Loch ziehen wollte.
»Mom, er ist ein Monster und du hast kein Recht das runter zu spielen. Du hast dich gegen mich gestellt.«
»Aber was redest du denn da, Schät-«
»Nenn mich nicht so!« kreischte ich plötzlich in den Hörer und in diesem Moment hatte mich meine wutentbrannte, gefühlstote Seite wieder zurück.
»Ruf mich nie wieder an, verstanden? Ich leide im Gegenzug zu dir. Verdammt! Was wird nur aus dir?«
»Spencer, es reicht!« wütete meine Mutter nun auch und ich krallte meine Fingernägel in die Rückseite meines Handys. »Du bist meine Tochter und ich werde immer deine Mom sein und deshalb suche ich dich auch!«
»Ich will Ferrers nie wieder sehen, Mom. Nie wieder und du kannst ihm das auch gern ins Gesicht spucken!«, rief ich entrüstet und erhob mich instinktiv.
»Das Eifersuchtsgetue kannst du dir sparen, du führst dich auf wie eine dreijährige. Werd erwachsen, Spencer oder willst du wie dein Vater enden?« Mit einem Mal biss ich mir gewaltig auf die Zunge und donnerte mein Handy gegen die flache Wand vor mir.
Alles in mir loderte und ich war so fassungslos, dass ich Conan beinahe in Richtung Wand schubsen wollte.
»Fahr zur Hölle!« schrie ich ihn an, obwohl es viel mehr an meine bescheuerte Mutter gerichtet war.

The Both of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt