25 • Fünf Sekunden Vorsprung

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Die Sonnenstrahlen am frühen Morgen weckten mich nicht, es war ein hastiges Rütteln an meinen Schultern um genau zu sein.
Murmelnd streifte ich die Hand wieder ab und zog mir die Decke bis über den Kopf.
»Spenc! Unser Flug...«, vernahm ich kaum hörbar und ordnete die Stimme eindeutig Conan zu.
»Vinc und Taylor warten Beide schon im Jeep!« Widerwillig lies ich mir meine Decke von ihm stehlen und unsere Blicke trafen sich.
Wir starrten uns Beide müde und lustlos entgegen, aber leider behielt Conan Recht: Keine Zeit verlieren!
Ich erhob mich schweren Herzens und steuerte unmittelbar auf den Ausgang zu, woraufhin mir Conan überrascht hinterher stolperte.

»Guten Morgen!«, flötete Vincent bereits, als ich erst auf halber Strecke an der Treppe stand und zu meinem Halbbruder und seiner Freundin hinunterblickte.
Mit Conan's Hand auf meiner Wirbelsäule lief ich die Stufen zu ihnen hinunter und klebte mir ein einladendes Lächeln auf die Lippen.
»Hey, Leute. Conan hat euch schon alles erzählt?«, mehr eine Feststellung als eine ernsthafte Frage.
»Alles geklärt!«, bestätigte Vincent meinen Gedankengang und war schon dabei in den Jeep zu steigen.
Ich fragte mich schon wieder, wieso er so bereit wirkte, auf alles.
Seine Fingerspitzen zitterten und seine Augen lechzten nach Tatendrang, wohin Taylor nur Löcher in den Boden starrte.
»Ihr wisst mehr als ich.«, fuhr ich unbeirrt fort und richtete die Aussage mit vorwurfsvollem Unterton an Conan. »Wir fliegen vom Minneapolis-Saint Paul International Airport um 11.«, setzte er mich in Kenntnis, während er die Beifahrertür für mich öffnete. »Und um nicht zu verhungern, halten wir noch an einer Tankstelle. In Ordnung?«
Wortlos kletterte ich auf den Beifahrersitz und schenkte Conan ein verständnisvolles Grinsen.

Conan spähte etliche Male in meine Richtung und es nervte mich kein bisschen, stattdessen lächelten wir uns oft gegenseitig an und ich entschied mich schließlich dafür, dass Radio einzustellen.
The Less I Know The Better"
Gerade als ich daran dachte, wie dieses Lied perfekt zu meiner Situation passte, parkte der Fahrer kurzerhand den Wagen an einer schäbigen Tankstelle.
»Der Beifahrer holt das Essen.«, behauptete Conan tadelnd und zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch.
Kopfschüttelnd betrachtete ich den mickrigen Kiosk.
»Für mich bitte ein Sandwich...« erwiderte mein Bruder hinter mir beschwingt und ich zog ebenfalls eine Augenbraue hoch.
»Überrasch mich!« raunte mir Conan noch zu, während ich bereits die Tür aufstieß und er mir ein Schmunzeln entlockte.

Langsam schlenderte ich durch die Reihen und fuhr mit meinem Finger über die vielen Preisangaben der Sandwiche. Der Laden war so klein, dass man sich kaum verlaufen konnte und doch versteckte ich mich gerade zwischen zwei Regalen, sodass mich niemand sehen konnte.
Nachdenklich ergriff ich eine Sandwich Packung und summte ausgelassen zu dem Song mit, der gedämpft im Hintergrund trällerte.
Ich überraschte mich in diesem Moment gerade selbst, war ich etwa glücklich? Ich hatte noch nie so etwas merkwürdiges empfunden.

Mich streifte etwas von hinten und augenblicklich presste mich jemand gewaltsam gegen das Regal vor mir.
Mein Atem setzte völlig aus und vor Schreck lies ich alles zu Boden fallen, was ich in den Händen hielt.
Unangenehm warme Atemzüge berührten meinen Nacken und mich durchfuhr eine abrupte Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.
Mit einmal Mal sog mir dieser Fremde all meine positiven Gedanken und Gefühle aus mir und ich fühlte mich leer, schon wieder.
»Und nochmal erwischt.«, hauchte mir die Stimme von Howard in mein Ohr und meine Lider begannen zu flackern.
Die Angst schnürte mir förmlich die Kehle zu und ich versuchte vergeblich nach Worten oder besser nach Hilfe zu japsen. 
»Tu nicht so überrascht, Ich hab dich gewarnt, Liebes. Das war ein Gefallen.« Howard wirbelte mich unachtsam herum, sodass ich ihn direkt in sein verlogenes, arrogantes und selbstgefälliges Gesicht blicken musste.
Schlagartig wandte ich meinen Kopf ab und spürte kurz darauf seine kalte Hand, die meinen Kiefer umschlang und mein Gesicht zu seinem zwang.
»Ich hab keine Lust auf weitere Spielchen.«, sagte er leise und so scharf, dass ich meinte er würde meinem Trommelfeld einen Schnitt verpassen.
»Was hast du vor, mh? Du willst fliehen, oder? Hilft er dir dabei?«, Seine Finger griffen nach meinem Kragen und er zerrte mich näher zu sich heran.
»Ich kann deine Furcht riechen, Spencer Roalstad. Aber wenn du jetzt schreist, töte ich jeden Einzelnen in diesem verdammten Laden, kapiert?«
Mit stoßartigen Atem windete ich mich in seinem starken Griff und hoffte inständig, dass Conan mir nicht nach gelaufen kam.
»Oh, habe ich schon gesagt, dass ich jeden umbringe der sich gegen uns stellt? Außer dir, natürlich. Also... Ich bin eigentlich ein netter Kerl und deshalb bekommst du einen Vorsprung...5 Sekunden, Liebes.«
Bevor er mir einen weiteren provokanten Blick zuwerfen konnte, schritt jemand auf uns zu.

The Both of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt