14 • Verkorkster Abend

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Die Gabel befand sich links neben mir und ich griff mit Vorsicht nach dem Messer, indessen redete meine Mutter euphorisch auf Howard ein.
Ich verstand zwar nicht genau über was sie sprachen, aber der Blick von Herr Ferrers streifte mich etwa im fünf Sekunden Takt.

Vermutlich fand mich Howard nur so interessant, weil ich erst seit einer geschlagenen Viertelstunde am Tisch saß und er mich zuvohr noch nie gesehen hatte.

»Hast du keinen Hunger?« hörte ich eine helle Stimme fragen und ich drehte mich ruckartig von Mom und ihrem neuen Mann weg.
Cody sah mich leicht amüsiert an, fast so als würde er sich innerlich über mich lustig machen.
»Um ehrlich zu sein, Nein« entgegnete ich und warf ihm einen ungerührten Blick zu.
Er lächelte ein wenig und zuckte mit den Schultern.

»Kein Wunder, das Essen schmeckt widerlich« sagte Cody taktlos und schob sein Teller beiseite.
»Hat mein Dad gekocht«
Sprachlos starrte ich auf seinen kaum angerührten Teller und dann auf meines.
»Und du ziehst jetzt also hier ein?« fragte er dann aufeinmal und ich blickte ihn weiterhin abweisend an, so wie ich es immer tat.

»Naja, eigentlich will ich das gar nicht...« räumte ich ehrlicherweise ein und erntete wieder ein Grinsen seinerseits. »Schon klar. Unser Haus ist dir zu klein, du stehst auf die großen Dinger, huh?«
»Wie bitte?«
»Na, du weißt schon. Wenn du willst kannst du dir das Bad oben mit mir teilen, außer ich bin dir zu chaotisch«
Cody zwinkerte mir noch zu, ehe ich mich kopfschüttelnd abwandte.

»Verstehe, du willst dein eigenes Bad« meinte er schroff und ich spürte erneut Howard's Blick auf mir, der sich förmlich in meine Stirn brannte.
»Das Einzige was ich will ist nicht mit dir reden zu müssen«
»Outch, das ist angekommen...« nuschelte Cody verschmitzt.
»Du hast einen am Start, oder?«
»Einen am Start?« wiederholte ich verwirrt, woraufhin er seine Augen verdrehte.

»Einen Jungen« erläuerte er leise.
»Hast du einen Freund?«

»Cody!« bemerkte Howard's unangenehm tiefe Stimme und ich lies meinen Kopf sinken.
»Wir wollen doch nicht aufdringlich sein...« Vage nahm ich wahr, dass Cody kurz sein Gesicht verzog.
Es passte uns Beiden wohl nicht, wenn unsere Gespräche mitgehört wurden.

»Tut mir Leid, Dad« raunte der Junge neben mir plötzlich ganz gefügig und ich wunderte mich, warum er sich so gehorsam gegenüber seinem Vater gab. »Ich muss sowieso los...«
Ohne eine Reaktion von seinem Dad abzuwarten, erhob Cody sich und warf mir nebenbei einen knappen Blick zu.
»Ich muss noch ins Krankenhaus zu unserer Tante, Ich hab's ihr versprochen, also entschuldigen Sie mich Mrs. Roalstad?«
Meine Mutter nickte sanft und ich folgte Cody mit meinem Blick, als er zur Tür rausspazierte und im Gang verschwand.

Das konnte noch etwas werden mit diesem Kerl unter einem Dach zu wohnen, dachte ich bei mir und seufzte leise auf.

»Ich entschuldige mich für das unangebrachte Verhalten meines Sohnes. Er kann sehr direkt sein...«
Howard Ferrers lächelte mir entschuldigend entgegen, doch es schien eher ein selbstgefälliges Zähnefletschen zu sein.
»Schon gut...« brachte ich mit gedämpfter Stimme hervor.

Ich bemerkte sehr wohl, dass er einen kurzen Blick auf mein Teller warf, aber nichts darauf erwiderte.

»Du wirkst verspannt, Spencer...« meinte er stattdessen und nachdem er es ausgesprochen hatte, zog sich auf wundersame Weise jeder Muskel meines Körpers zusammen.
»Ist alles in Ordnung?«
»Selbstverständlich ist mit ihr alles gut« antwortete meine Mutter für mich und mich tangierte ihr strenger Blick.

Ich nickte auf die Behauptung meiner Mom hin und streckte mich leicht, damit sich meine Muskeln wieder entspannen konnten.

»Na schön« meinte Howard stumpf und ich bemerkte auch diesesmal, dass ihm etwas gar nicht in den Kragen passte.
»Aber willst du mir nicht etwas von dir erzählen? Ich meine, wir sollten uns ein wenig kennenlernen, bevor du hier einziehst, nicht wahr?«

The Both of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt