20 • Vertrau ihm

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»Ich habe gerade ein sehr interessantes Gespräch mit Spencer geführt.« erwiderte Steve mit liebevoller Stimme, während ich starr seine herausstehende Ader an seinem Hals fokussierte und mir ausmalte, wie viel Blut aus ihr herausströmen würde, wenn man sie durchtrennte.

»Spencer weiß nur noch nicht genau, was sie will...«
Meine Mom nickte kurz und streckte den Arm nach Cody's Vater aus.
»Komm, Schatz...« meinte sie lächelnd und ich lenkte meinen Blick wieder auf den Boden.

Ich musste hier raus, so schnell wie möglich.

Nachdem die Beiden den Raum verlassen hatten, legte ich meine zitternden Finger an mein Kinn und blickte in den nächsten Spiegel.
Keine einzige Spur von Gewalt, obwohl er mir beinahe mein Kiefer gebrochen hatte, dieser Mistkerl.
Ich atmete tief ein und spürte wie der Sauerstoff meine Lungen durchströmte und sich der Druck auf meiner Brust allmählich löste.

Der Gedanke daran, dass Steve mir gerade eine Morddrohung ausgesprochen hatte und mir das niemand auch nur im Ansatz glauben würde, lies mich erschaudern.
Es gab jedoch eine Person, die mir Glauben schenken könnte.

Ich blinzelte mir selbst einige Male im Spiegel entgegen und fasste gleichzeitig den Entschluss Conan sofort die Wahrheit zu erzählen.

Denn es ging weder um mich, noch um Conan oder sonst jemanden.
Es ging um meinen toten Vater, dem wir hätten helfen können, wenn wir ihn nicht als verrückt abgestempelt hätten.
Dies ist zwar nur ein verzweifelter Versuch einer Wiedergutmachung, aber wenigstens versuche ich es, anstatt wegzusehen wie es meine Mom zu tun pflegte.

Steve's tiefe Stimme hallte in meinen Ohren und kurz darauf das helle Lachen meiner Mum, das mir meine Kehle trocken werden lies.
Die Beiden mussten direkt ein Stockwerk unter mir gestanden haben und sich die Seele aus dem Leib lachen, wobei sie doch eins vergaßen:
Ein wichtiger Mensch ist gestorben und ich lies das nicht auf mir sitzen, ganz und gar nicht.

»Was ist los?« fragte Conan verwirrt und warf mir kurz darauf einen besorgten Blick zu, während ich nach dem Anklopfen direkt in sein Haus stürmte und mich nicht zu ihm umdrehte.
Tonlos lief ich in sein Wohnzimmer, das für mich eine etwas vertraute Umgebung darstellte und erwiderte Conan's aufgelösten Ausdruck auf seinem Gesicht.

»Alles okay?«
»Nein.« stieß ich hervor und wandte meinen Blick wieder von ihm ab.
»Ich hab gerade ein Gespräch mit Steve geführt, dem Neuen meiner Mum.«
Perplex kniff Conan seine Augenbrauen zusammen und starrte mich wartend an.
»Er ist völlig durchgeknallt.«
»Er ist durchgeknallt?« wiederholte Conan als praktischen Vorwurf, ihm mehr zu erläutern.
»Ja, er hat Dinge von meinem Vater gewusst und Dinge von mir und...-«
Aufgeregt fuhr ich mir durch die Haare und sah meinen Gegenüber kurz an.
Mit unschuldigem Gesicht betrachtete er mich und seine Augen flehten mich an, ihm endlich verständliche Sätze zu liefern.

»Er hat mir gedroht.« seufzte ich schließlich leise, weil ich es eigentlich nicht aussprechen wollte.
»Er hat dir gedroht?« wiederholte er ein weiteres Mal und presste seine Lippen aufeinander.
»Was hat er zu dir gesagt?«
Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und wischte mir unbeholfen meine feuchten Hände an meiner Jeans ab.

»Keine Ahnung, irgendwie...«
Was hatte Steve noch gleich gesagt?
»Irgendwas.« sagte ich mit erstickter Stimme und schien scheinbar so hilflos, dass Conan mich auf das Sofa dirigierte und seine Hand sanft auf meine Schulter legte.
»Du kannst es mir ruhig sagen.« meinte er und blickte mich mit seinem durchdringlichen Blick an, der mich sofort in den Bann zog.

»Ich werde es dir erzählen.« stimmte ich zu und ging auf seinen Blick ein.
»Aber nur, wenn du versprichst, dass du nicht überreagierst oder eine sonstige dumme Entscheidung triffst, verstanden?«
Sein kurzes Zögern beunruhigte mich tatsächlich, aber Conan nickte schließlich und das Feuer in seinem Ausdruck verblasste langsam.

The Both of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt