Teil IX

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Gabe starrte Dean an, aber da war er nicht sehr viel besser als Sam. Sein Blick ging fast schon durch Dean hindurch, Dean hatte ja irgendwie Recht, er hatte keine Ahnung wie es ist eine Tochter zu verlieren, er war nie Vater gewesen, er hatte keine Familie gegründet. Als er den Blick wieder auf seinen Bruder fokussierte konnte er sehen, wie kaputt er wirklich war. Die Schultern waren heruntergesackt, sein Rücken etwas gebeugt, er sah plötzlich so unglaublich müde aus, als hätte man ihm von jetzt auf gleich die gesamte Lebenskraft entzogen. Vor Sam und Gabe saß ein gebrochener Mann, ein gebrochener Dean Winchester.

Die Arme vor sich auf den Knien, zusammengekauert in einer Ecke und den Kopf in seinen Armen vergraben. Nie in seinem Leben hatte er sich so elend gefühlt, er weinte und weinte, es war ihm egal, was Gabe und Sam von ihm hielten, er wollte einfach nur alles loslassen. Die brennenden Schmerzen in seiner Brust, die Feuerbrunst, die in Wellen durch seine Adern floss und überall nur ein brennendes Ziehen zurückließ.

Sam war aufgestanden, einen Augenblick überlegte er, ob er sich zu seinem Bruder setzen sollte, dann sah er Gabriel, der ihm aufmunternd zunickte. Er ging auf Dean zu, seine Hand legte sich auf die Türklinke und drückte sie nach unten. Mit wenigen, aber schnellen Schritten war Sam in der Abenddämmerung verschwunden. Verwirrt blickte der Erzengel dem Mann hinter her. "Damit hätte ich jetzt tatsächlich nicht gerechnet", murmelte Gabe und setzte sich neben Dean auf den Boden. Der ältere Winchester starrte noch immer auf die offene Tür, durch die sein letztes Familienmitglied verschwunden war. "Sammy!", Deans Stimme war leise und brüchig.

"Sammy!", Dean sah seinem Bruder nach, der einfach aus der Tür verschwunden war. Das erste Mal, das Sam sich von ihm abgewandt hatte. "Du hast sie getötet, sie war unschuldig", mit diesen Worten war er damals gegangen, hatte ihn einfach in diesem trostlosen Motelzimmer stehen gelassen und war verschwunden. Dean hatte 3 Monate nichts von ihm gehört, er war einfach abgetaucht, wollte nichts mehr mit seinem Bruder zu tun haben.

Dean hatte ihn erst Monate später bei einem Fall wieder getroffen, Sam war kalt und abweisend gewesen und hatte kaum mit ihm gesprochen, doch Dean hatte ihn bei Seite genommen und ihm in die Augen gesehen. "Ich weiß, du glaubst sie war unschuldig, aber sie war ein Monster, Sam. Ich wollte die Menschen beschützen, sie hätte irgendwann angefangen zu morden, irgendwann wäre der Drang zu groß geworden. Du hast sie gehört, es fühlt sich an als wäre man ein Ertrinkender in mitten von Trinkwasser", Sam sah in die moosgrünen Augen, die ihn jetzt schon sein ganzes Leben begleitet hatten und schüttelte den Kopf. "Du hast mich angelogen, Dean, du hast gesagt, du hättest getan was nötig war, aber es war nicht nötig, wieso hast du sonst ihren Sohn davonlaufen lassen? Er war wie sie ein Werwolf, aber dennoch hast du ihn entkommen lassen. Gib es zu, du wolltest sie töten, du wolltest sie töten, weil sie dir die Wahrheit über Cass gesagt hat." Dean stockte. "Nein." Seine Stimme brach. "Aber ich kann keinem Kind etwas zu leide tun, Sammy, ich bin ein Jäger und kein herzloses Monster." Er wandte sich ab und Sam lachte. "Ach so ist das, ein Jäger, du bis ein Rächer, Dean. Wir sind alle Rächer und Mörder, uns ist etwas schlimmes wiederfahren und rechtfertigen damit die Jagd auf andere Wesen. Aber wir können wählen, wen wir jagen!", Sam drehte seinen Bruder wieder zu sich um und tippte ihm gehe die Brust. "Du hattest du Wahl ihr zu vertrauen und hast dich dagegen entschieden. Du hast dich dafür entschieden sie zu töten, weil sie dir sagte, dass Cass dich nicht lieben würde! Sieh es ein, Dean, Castiel ist zu solchen Gefühlen nicht fähig, er ist ein Engel und kein Mensch. Er ist geradezu ein wandelnder Eisblock!" "Nein, das ist nicht wahr. Es ist mir egal, warum sollte mich das kümmern?!", rief Dean lauter und die Passanten drehten sich zu den Brüdern um. "Weil du ihn liebst, Dean!" "Das stimmt nicht", die wohl schlimmste und größte Lüge, die Dean je ausgesprochen hat. "Du bist ein Heuchler, Dean. Belüg vielleicht mich, aber belüg dich nicht selbst" Sam hatte sich in den Impala gesetzt und auf Dean gewartet. "Dieser eine Fall und dann verschwinde ich wieder", sagte er als Dean sich neben ihn setzte und den Motor startete. Mit einem Kloß im Hals startete er den Wagen und fuhr los.

Als sie den Fall abgeschlossen hatten und die Leiche des Rawhead fein säuerlich vergraben hatten um die Spuren zu verwischen, saßen sie wieder im Impala und Dean hielt mitten auf der leeren Straße an. "Was soll das?", fragte Sam und sah zu Dean. "Wir werden jetzt reden! Ich hab in den letzten paar Monaten immer wieder darüber nachgedacht was mit dir passiert ist, was dir hätte zustoßen können und ich hatte nichts um mich zu vergewissern, dass es dir gut ging. Du bist nicht an dein Handy gegangen, hast meine Sms und Anrufe ignoriert. Ich wusste nicht, was passiert ist und das hat mich wahnsinnig gemacht.", sagte Dean. "Ich hab immer wieder in den Zeitungen nach Fällen gesucht, die du dir rausgesucht haben könntest, aber bei keinem habe ich dich gefunden. Du warst immer woanders. Lass uns wieder zusammen jagen, wir sind doch Brüder", Dean sah einen Bruder an und Sam schnaubte. "Ich vertraue dir nicht mehr, Dean" Sein Herz zog sich zusammen. "Du hast mich belogen und eine Freundin von mir getötet. Wenn du willst, dass wir zusammen jagen, bitte, ich werde nichts dagegen sagen, aber wir sind keine Brüder, denn Brüder belügen sich nicht, sondern vertrauen einander. Ich vertraue dir nicht. Nicht mehr. "Wenn du also willst das wir Brüder sind,......", er schüttelte den Kopf und schwieg. In Deans Brust zerbrach etwas, aber er nickte. "Jägerkollegen, mehr nicht....", murmelte Dean und Sam nickte. Dean startete den Wagen und fuhr weiter. "Der nächste Fall ist in Maryland", sagte Sam abweisend und Dean fuhr ohne ein Wort zu sagen in die besagte Richtung.

"Dean?", fragte Gabe und rüttelte leicht an Deans Schulter. "Sam?" Gabriel schüttelte den Kopf. "Er sitzt in der Bar, die Straße runter", sagte er. "Er hat eine SMS geschickt", meinte er und seufzte. "Du solltest mit ihm reden. Ich weiß, es muss sich wirklich scheiße anfühlen, aber das hat Sam nicht verdient. Einige Sachen waren nicht fair, er hat Cass und Lillian schließlich auch verloren" Gabriel zog Dean auf die Füße und drückte ihn Richtung Bad. "Halt den Kopf unters kalte Wasser und red mit deinem Bruder. Wenn ihr mich braucht, ihr wisst ja was ihr machen müsst. Auch wenn eine Sms auch reicht." Er grinste kurz, sein altes freches Grinsen und Dean sah ihn kurz dankbar an. "Wo willst du hin?" Ein etwas finsterer Ausdruck legte sich auf Gabriels Gesicht. "Jemand hat meinen Bruder getötet, was glaubst du, was ich tun will...." Mit einem Nicken und einem weiteren Schubs in Richtung Badezimmer war Gabriel verschwunden und Dean machte sich auf den Weg zu seinem Bruder.

Thousand Years - Destiel #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt