Teil XV

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Ein Lachen drang durch die Wände und Dean sah sich immer wieder um. "Hast du wirklich geglaubt, dass das hier schon alles war?" Die Stimme klang weit entfernt, aber dennoch konnte Dean sie klar und deutlich verstehen. "Was soll das?", Dean war verzweifelt. Er verstand nicht, was das alles sollte, was würde noch kommen, was würde die Zukunft noch für ihn bereithalten? Was könnte wohl noch schlimmer sein, als den Tod seiner Liebsten mit anzusehen? Er hatte sie sterben sehen, er hatte hilflos daneben gestanden und hatte nichts unternehmen können. Dean hatte neben der Leiche von Cass gesessen und hatte auch gegen Lillians Tod  nichts tun können. Die Gewissheit einfach nur dastehen zu können und alles geschehen lassen zu müssen, seine Tochter zu sehen, wie sie einfach vor ein fahrendes Auto läuft, nur um zu ihrem Vater zu kommen. Castiels Blick hatte es gesagt, Dean hatte die Angst in seinen Augen sehen können. Die Angst, Lillian könnte nun auch etwas geschehen. Cass hätte den Gedanken daran nicht ertragen, dass Lil etwas passierte, er hätte sie beschützt, er wollte sie beschützen, dass war für Dean sicher. Denn Cass hatte sich nur wegen ihr ablenken lassen, er war in Sorge um sie gewesen, vielleicht hatte er sie warnen wollen. "Was das soll? Du bist in der Hölle, was glaubst du macht man dort? Dachtest du, wir können nur deinen Körper foltern? Dachtest du, wir können nicht alles einsetzen was wir wollen? Wir haben unendliche Mittel, alles was du liebst oder jemals geliebt hast können wir gegen dich verwenden und glaub mir, das werden wir auch." Man konnte das Grinsen geradezu heraus hören. "Wer bist du?!", Dean schrie es den dunklen kalten Wänden entgegen. Es war eine Zelle, gebaut aus schwarzen Steinen und getränkt in Verzweiflung. Es wurde noch etwas dunkler und dann konnte Dean die Stimme sehr viel näher hören, die Stimme flüsterte in sein Ohr, er stand direkt hinter ihm. "Es verletzt mich, dass du mich nicht direkt erkannt hast", sagte er und Dean drehte sich um. "Wie ist das möglich?", fragte er leise. "Du sitzt im Käfig" "Na ganz offensichtlich nicht, aber ich freue mich wirklich dich wiederzusehen, Dean. Wir haben uns schon so lange nicht mehr richtig unterhalten. Erzähl doch mal, wie geht es Sam?", das Grinsen war jetzt mehr als deutlich in Luzifers Gesicht zu sehen. "Du lässt meinen Bruder in Ruhe, du wirst ihn nicht in deine dreckigen Finger bekommen", sagte Dean und er hätte Luzifer am liebsten ins Gesicht gespuckt. "Aber, aber, warum denn gleich so unhöflich? Wir sind doch immer so gut klar gekommen. Ich meine, seien wir mal ganz ehrlich, was glaubst du wie lange dauert es, bis Sam einen meiner Dämonen ruft und einen Deal aushandeln will?" Wieder dieses Grinsen und Dean schüttelte den Kopf. "Nein wird er nicht, er hat es mir versprochen", sagte Dean, doch er klang nicht wirklich überzeugt, wie hätte er dann jemand anderen davon überzeugen sollen? "Wie ich sehe, bist du ja wirklich fest davon überzeugt", sagte Luzifer sarkastisch. "Dann überlasse ich dich mal wieder deinen Erinnerungen mit einigen Folterpausen, vielleicht beeilt sich Sammy ja. Vielleicht befreit er dich ja sogar, bevor die Hölle dich vollends zerstört." Mit einem letzten breiten Grinsen, verschwand er aus der Zelle und Dean war wieder allein. "Nein!", Dean schrie es immer und immer wieder. "Er hat es mir versprochen...", murmelte er und sank an der Wand herunter. 


Sam saß am Küchentisch und starrte auf die Flaschen vor ihm. So viele leere Flaschen, Dean hatte ihm immer wieder versucht einzureden, dass der Alkohol ihm helfen würde, doch jetzt, da Sam am liebsten selbst den Gefühlsschalter umgelegt hätte, wusste er mit Sicherheit, dass Dean ihn belogen hatte. Der Alkohol half kein bisschen, er betäubte vielleicht das Gehirn und die Gedanken verschwammen, aber es machte nichts von all dem besser. Die Erinnerungen kamen trotzdem immer wieder hoch, sie waren ein unüberwindbarer Nebel und er musste ihn ertragen, er hatte überhaupt keine andere Wahl. Mühsam stemmte er sich hoch und torkelte mehr als das er lief zur Tür. Er würde Dean zurückbringen, er würde seinen Bruder nicht in der Hölle lassen, er würde ihn wieder zu Lillian bringen, irgendwie würde er es schaffen, dass Deans Seele in den Himmel kam, er würde es schon irgendwie schaffen. Mit seiner alten schwarzen Jeans und dem alten roten Hemd bekleidet verließ Sam das Haus und ging zur Garage. Es war unglaublich warm und Sam schwitzte  in der Mittagshitze. Er stützte sich auf dem Dach des Impalas ab und öffnete die Tür, eine Hitzewelle entströmte dem Auto und Sam seufzte kurz. Dann ließ er sich auf die weichen Ledersitze fallen und atmete ein paar mal tief durch. Er würde das schon hinbekommen. Mit dem röhren des Motors verschwanden Sams bedenken und er fuhr rückwärts aus der Garage und auf die Straße. Sein ziel lag nicht weit entfernt, ein kleiner Feldweg, bloß 10 Minuten mit dem Auto weg. Sam sah in den Rückspiegel und beobachtete den Verkehr, das er Schlangenlinien fuhr, bemerkte er überhaupt nicht. Für ihn galt nur eins, seinen Bruder so schnell es ging aus der Hölle zu holen. 

Als er den Wagen parkte, war alles still, niemand war weit und breit zu sehen. Gut so, dachte Sam, stieg aus dem Auto aus und taumelte zum Kofferraum. Er durchstöberte ihn einige Minuten lang, doch dann hatte er alles gefunden was er für das Ritual brauchte. Die Knochen einer schwarzen Katze, ein bisschen Friedhofsdreck und zum Schluss zog er einen der falschen Ausweise aus seiner Tasche und legte ihn in das Kästchen. Die Kreuzung war direkt  hinter der nächsten Biegung, also machte Sam sich auf den weg. Er hatte ziemlich Mühe nicht über seine eigenen Füße zu stolpern, doch irgendwie gelang es ihm an die besagte Kreuzung zu kommen. Dort angekommen ließ er sich auf die Knie fallen und buddelte ein Loch, genau in die Mitte. Dann bedeckte er die Box mit Erde und wartete. Ungeduldig blickte er sich um. Würde es funktionieren? Konnten die Dämonen ihm überhaupt helfen? Sein Herzschlag beschleunigte sich. "Ahhh, Sammy Winchester, wir hatten uns schon gefragt, wie lange es wohl dauert", die Stimme einer Frau drang an sein Ohr und er hob den Kopf und richtete sich auf. "Ich will einen deal" "Oh natürlich willst du das, Und lass mich  raten, dieser Deal betrifft deinen Bruder", die schwarzhaarige lachte und tippte sich an den Mundwinkel. "Ihr Winchesters seid so durchschaubar" Sam schnaubte. "Bist du an einem Deal interessiert oder nicht?", man konnte deutlich hören das er angetrunken war, da er bereits anfing zu lallen. "Vielleicht, aber ich würde sagen, deine Seele brauchen wir nicht" Sam stockte. "Was einst du damit?", fragte er und verengte die Augen zu schmalen schlitzen. "Deine Zustimmung gegen Deans Seele, na, wie klingt das?" Die Dämonin begann langsam Kreise um ihn zu ziehen, das lange schwarze Kleid strich über den Boden und Sam wusste nicht was er davon halten sollte. "Meine Zustimmung zu was?", fragte er misstrauisch und ein leises Lachen entwich der schwarzhaarigen Schönheit. "Deine Zustimmung, dass du endlich die Hülle unseres Königs wirst", sagte sie, als wäre es das normalste der Welt  und Sam stockte. "Wieso? Das nützt euch überhaupt nichts, Luzifer sitzt in seinem Käfig und er wird dort auch nie wieder herauskommen", sagte Sam und behielt die Dämonin im Blick. "Luzifer hat sich erhoben, er ist zurückgekehrt in die Hölle und ich bin sicher, er und dein Bruder haben gerade eine Menge Spaß zusammen", sagte sie grinsend und Sam schüttelte den Kopf. "Das kann nicht sein, du lügst. Der Käfig ist sicher, wie hätte er dort herauskommen sollen?" "Das ist vollkommen irrelevant, er ist frei und er will dich Sam, er will dich immer noch" Er konnte es nicht glauben, das konnte einfach nicht möglich sein. "Nein", sagte Sam und wandte sich ab. "Gut, dann hab ich hier ja nichts mehr verloren, ich werde deinem Bruder schöne Grüße ausrichten, falls sein Hirn noch gut genug arbeitet wenn Luzifer mit ihm fertig ist.", sie drehte sich um und schritt mit langsamen schritten davon. "Warte!", sam hatte sich zu ihr gedreht und seine Augen waren voller Verzweiflung, sein Bruder litt und das war seine Schuld und er konnte es auch wieder rückgängig machen. "Ich werde ja sagen, aber nur wenn ihr Deans Seele für immer in Ruhe lasst", sagte er und ließ den Kopf hängen. Mit einem Grinsen im Gesicht drehte sich die Dämonin wieder zu Sam und kam zurück. "Wunderbar", sie küsste ihn kurz und sah ihm dann in die Augen. "Es ist immer schön mit euch Winchestern Geschäfte zu machen" 

"Neeeeiiiiiin!!!", Dean riss die Augen auf und sah zu den kahlen Mauern vor ihm. Sein Herz klopfte wie wild und sein Atem ging immer schneller. Sam würde es nicht tun, er würde nicht ja sagen, er würde keinen deal eingehen. Er war in der Hölle, das musst eine Lüge gewesen sein, es musste einfach so sein. Und wer weiß, vielleicht war all das davor auch eine Lüge gewesen. Deans Gedanken spielten vollkommen verrückt, er wusste nicht mehr, was real war und was Illusion, Luzifer hatte Recht, die Hölle würde ihn früher oder später zerstören.

Thousand Years - Destiel #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt