Teil XXI

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Dean hatte die Hand auf den Türgriff gelegt und starrte auf das weiße Holz der Tür. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und brachte ihn zur Verzweiflung. Er spürte, wie seine Knie weich wurden und stemmte sich gegen die Tür, sie gaben nach und er brach vor der Tür zusammen. „Cass.....", murmelte er und starrte weiter auf die Tür. Was, wenn er wirklich hinter dieser Tür war? Wenn er ihn endlich wiedersehen würde? Seine Tochter, sein Freund, seine ganze Familie. Er wollte es so unbedingt, dass er lieber für den Rest der Ewigkeit in der Hölle schmoren würde, als die Beiden jemals wieder zu verlassen. Dean sammelte seinen ganzen Mut und stand auf, mit zittrigen Beinen stand er vor der Tür und drehte sanft an dem Knauf. Die Tür ließ sich ganz leicht öffnen und sie gab keinerlei Geräusche von sich. Sein Herzschlag wurde schneller und lauter, er glaubte, man könne ihn sogar auf der Erde noch hören. Dean sah in ein Wohnzimmer, die Wände waren mit Bücherregalen vollgestellt und ein brauner Teppich lag auf dem Boden vor der Couch. Der kleine Holztisch darauf war übersät mit Legosteinen und Blättern mit Kinderzeichnungen. Sein Blick heftete sich auf den Mann, der in sich zusammengesunken auf der Couch saß. Das braune Haar, ganz zerzaust und den Blick nach unten gesenkt, saß Castiel einfach da. Seine Finger waren ineinander verschränkt und auf den Knien abgestützt. Neben ihm saß sein kleiner blonder Engel in eine weitere Zeichnung vertieft. Er konnte sich nichtbewegen, er stand einfach nur da und konnte die Beiden anstarren. Er hatte tatsächlich seine Familie wieder. Lilian hob den Kopf und wollte zu ihrem Vater schauen, als ihre Augen aufleuchteten. „Daddy!", rief sie und stand auf, so schnell sie konnte, rannte sie auf Dean zu und umarmte ihn. „Hey....", seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern, sie war zerbrechlich und rau. Er hob sie hoch und drückte sie an sich. „Mein Schatz", er sah sie an und drückte ihr eine Kuss auf die Wange. Seine Augen hielt er geschlossen. „Dean?!", diese Stimme, sie jagte ihm eine Gänsehaut über den Körper und er spürte das altbekannte Kribbeln in seinem Bauch. „Cass....", er öffnete die Augen und sah den Mann an, der sich erhoben hatte und ihm nun gegenüber stand. Lillian hatte die Arme um Deans Hals geschlossen und weinte. „Ich hab dich vermisst, Daddy!", flüsterte sie in seiner Halsbeuge und Dean nickte. „Ich dich auch, Prinzessin" „Dean, bist du....?" Dean nickte und ließ Lillian runter, sie sah zu ihm auf. „Ja, Cass, ich bin es.... Und du....." Dean ging einige Schritte auf ihn zu und nahm seine Hände in seine. „Dean!", er ließ die Tränen fließen und zog seinen Freund an sich. Deans Lippen trafen sofort auf seine und er verwickelte ihn in einen langen Kuss. „Cass...", Dean flüsterte es nur, doch Cass konnte es hören. „Ich bin hier, Dean, ich werde immer hier sein", sagte er und sah ihn an. Das tiefe Blau in seinen Augen leuchtete und war so voller Liebe. „Ich liebe dich! Und ich habe dich so sehr vermisst! Ich wollte dich zurückbringen, aber...... ich wusste nicht wie..... Wie bringt man einen Engel zurück, der nicht im Himmel oder in der Hölle ist?", Dean ratterte alles herunter. „Aber, jetzt bist du dennoch hier. Du bist hier! Lillian ist hier!", sagte er und suchte nach einem Anzeichen von Zweifel in den Augen seines Verlobten. „Ja Dean, wir sind hier und du bist hier. Wir können wieder eine Familie sein, wir drei" Castiel lächelte und es strahlte, Dean hatte nie etwas Schöneres gesehen. Lillians Arme schlangen sich um sein Bein und er kniete sich zu ihr. „Meine Engel!", sagte Dean und zog seine Tochter in seine Arme, während sein Blick weiter auf Castiel ruhte. „Aber Dean, wieso bist du eigentlich hier? Das bedeutet, dass du tot bist. Du hast doch nicht....", Cass kniete sich zu ihnen und legte den Arm um Dean und seine Tochter. „Wir waren an einem Fall, Sam und ich, wir....", seine Stimme brach ab, er wollte nicht darüber reden und Cass konnte das sehen. „Du musst es mir nicht erzählen, wenn du noch nicht bereit dazu bist" „Ich möchte es dir zeigen, ich kann es nicht aussprechen.... Sam, er war...." Cass legte den Kopf schräg nach vorne und legte einen Finger auf Deans Lippen. „Ist schon in Ordnung", sagte er und schloss die Augen. Dean spürte die warmen Finger auf seinen Lippen, die zarte Berührung seiner Hände war unglaublich überwältigend. „Zeig es mir", hauchte Cass und legte seine Lippen auf Deans. Dean erwiderte den Kuss und ließ Cass in seinen Kopf eindringen.

Als Cass sich von ihm löste, starrte er Dean einfach nur an. „Du hast alles gesehen, oder? Die ganzen letzten sechs Monate?", Deans Stimme zitterte und Cass nickte, er versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Dean, es tut mir so leid! Du......warst in der Hölle...... Du....hast alles verloren.....", er zog Dean in seine Arme und strich über seinen Rücken. Lillian war jetzt genau zwischen ihnen und hatte die Augen geschlossen. „Ich hab euch lieb!", sagte sie und Cass und Dean lächelten beide. „Und wir lieben dich, Süße" Dean genoss die Umarmung in vollen Zügen, er konnte ihre Körperwärme spüren, ihren Duft riechen. Diesen alten Geruch nach nasser Erde und dem Trenchcoat, Lillians süßes Apfelshampoo, dass sie ihr immer gekauft hatten. Es war alles wieder da. Cass' Finger malten kleine Kreise auf seinen Rücken und Dean entspannte sich in seinen Armen. Es war schon so lange her, dass er sich wirklich entspannt hatte, er war immer angespannt gewesen, hatte immer Angst noch jemanden zu verlieren, der ihm wichtig war. Angst gehabt, Sam zu verlieren oder Charlies Namen in einer Anzeige in den Todesseiten zu finden. So hatte er sie immer genannt, die Nachrufseiten.

Sie standen eine gefühlte Ewigkeit mitten im Zimmer und kuschelten. Cass sah auf die Uhr. „Also, es ist spät, Zeit fürs Bett, Sweetheart", sagte er und lächelte, aber Lillian schüttelte den Kopf. „Ich will nicht allein gehen! Daddy, kommst du mit?", fragte sie und sah zu Dean hoch. „Natürlich, meine kleine Prinzessin, ich komme gleich nach", versprach er und ließ sie runter. „Vergiss nicht das Zähne putzen nicht!", sagte er und sah ihr nach, wie sie in ihrem roten Pullover und der kleinen Jeans in ihr Zimmer lief. Cass beobachtete Dean und nahm seine Hand. „Ich hab dich so unglaublich vermisst!", sagte er und diesmal hielt er die Tränen nicht zurück. Dean nickte, „Du kannst dir ja gar nicht vorstellen wie sehr.....", hauchte er und küsste ihn. In diesen Kuss legte er einfach alles, die ganzen Gefühle, die ihn während Cass' Abwesenheit heimgesucht hatten. Die Wut, die Trauer, die Angst, aber vor allem die Sehnsucht. Dean hatte sich so sehr nach diesen Lippen, diesem Körper gesehnt, er wollte sich nie wieder von ihm lösen. Cass legte seine Hände auf Deans Wangen und Dean krallte sich an den Stoff seines Trenchcoats. „Cass....", er flüsterte es nur, doch die blauen Augen richteten sich sofort auf seine. „Versprich mir etwas...." „Alles, was du willst", sagte er ohne zu Zögern und fuhr mit dem Daumen die weichen Gesichtszüge nach. „Lass mich niemals wieder allein!" „Niemals! Ich verspreche es dir, Dean, bis in die Ewigkeit", sagte Cass und küsste ihn nochmal. „Niemals wieder....", wiederholte der Engel und klammerte sich an seinen Freund. „Ich liebe dich, Dean! Ich hab es so oft gesagt, aber das Gefühl, es nicht oft genug gesagt zu haben, es nicht gesagt zu haben an dem Morgen bevor Lillian und ich losgezogen waren, dieses Gefühl war schrecklich! Du weißt es, Dean, oder?" Dean nickte. „Natürlich weiß ich es", sagte er glücklich. „Du bist das Beste, was mir je passieren konnte und natürlich weiß ich, dass du mich liebst und du weißt, dass ich dich liebe. Ich liebe unsere Tochter, unsere ganze kleine Familie!" Dean und Cass hielten sich noch eine Weile im Arm, ehe die leise ängstliche Stimme aus dem Kinderzimmer drang. „Daddy?" Dieses Wort verpasste Dean einen Stich. Es klang so unglaublich leise, so voller Angst, er könnte vielleicht nicht mehr da sein. „Lies ihr eine Geschichte vor", flüsterte Cass und ließ seine Hand, Deans Körper entlanggleiten, ehe er sich von ihm löste. „Ich komme, Schatz!", rief er Richtung Kinderzimmer und sah dann noch ein letztes Mal in diese wunderbaren dunkelblauen Augen, die ihn in den letzten Monaten so oft verfolgt hatten. Dean sah kurz zu Boden und ging dann in Richtung Kinderzimmer davon. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal zu Castiel um, der noch immer mitten auf dem Flur stand. „Du wartest doch auf mich, oder?" Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des Engels auf. „Natürlich, ich werde immer hier sein, Dean, genauso wie ich es versprochen habe" Dean nickte und wandte sich dann seiner Tochter zu. „Also, süße Maus, was für eine Geschichte möchtest du denn vorgelesen bekommen?", fragte Dean und setzte sich auf die Bettkante. Sofort schlangen sich Kinderhände um ihn und Lillian hatte sich dicht an ihn gekuschelt. „Hab keine Angst, ich bin hier und ich werde bleiben", sagte er leise und strich ihr beruhigend über die Haare. „Wie ihr zusammen gekommen seid", murmelte sie. „Aber das weißt du doch", sagte Dean leicht lächelnd, er hatte ihr diese Geschichte so oft erzählen müssen, doch sie wollte sie immer und immer wieder hören. „Egal....", sie sah zu ihm hoch, mit ihren wunderschönen grünen Augen, die seinen eigenen so sehr ähnelten, dass sie tatsächlich seine Tochter hätte sein können. „In Ordnung", sagte er und legte die Beine ebenfalls auf ihr Bett, damit sie bequemer lag.



Thousand Years - Destiel #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt