Teil XVI

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"Ach ja.... Das ist doch ein wundervoller Anblick oder? Das muss doch wahre Geschwisterliebe sein oder nicht? Der kleine Bruder, der einfach alles tun würde nur damit sein Bruder nicht weiter leiden muss, auch wenn es die Welt zerstören wird. Wirklich rührend" Dean hob den Kopf und sah Luzifer auf seinem Bett sitzen, die Beine übereinandergeschlagen und mit einem breiten Grinsen im Gesicht sah er zu Dean, der noch immer in die Ecke gekauert dasaß. "Aber auch einfach unglaublich vorhersehbar, ich meine, wo bleibt die Überraschung, der Kick?", er beugte sich nach vorne und schnipste bei seinen Worten kurz mit den Fingern. "Das macht doch gar kein Spaß so ganz ohne Überraschungen", sagte er und seufzte. "Das ist nicht wahr", sagte Dean leise und sah in Luzifers Gesicht. "Sam hat keinen Deal abgeschlossen, sonst wäre ich wohl kaum noch hier. Du zeigst mir Lügen", er sah ihn an. "Du hast Recht, er hat den Deal noch nicht abgeschlossen, aber mal ganz unter uns Dean, dein Bruder ist nicht grade der Schlauste wenn es um dich geht. Früher oder später wird er kommen und er wird 'Ja' sagen", er zuckte mit den Schultern und beugte sich vor. "Nein, das würde Sam nicht machen. Er wird dich nicht auf die Welt loslassen. Er ist nicht so naiv, er weiß, dass es die Welt ins Chaos stürzen würde, wenn er Ja sagt. Das wird er nicht machen." Luzifer grinste. "Ich bitte dich, bist du wirklich so dämlich, dass du glaubst Sam wird nichts unternehmen?" Dean sah zur Seite, denn in seinem Inneren hatte er genau davor Angst. Die Angst, sein Bruder könnte etwas Unüberlegtes tun, schnürte ihm den Hals zu. Er wollte nicht, dass Sam 'Ja' sagt, Dean wollte kein Druckmittel des Teufels sein, er wollte überhaupt kein Druckmittel sein. Dean musste einfach Vertrauen haben, Vertrauen in Sam, in seinen kleinen Bruder, den er jetzt allein in der Welt der Lebenden wusste. Sam war allein mit sich und seiner Trauer. Dean wusste, dass wenn es so sein würde wie bei Jessica, würde Sam ohne Nachzudenken handeln, ihm würde dann nur noch Rache und Wiedergutmachung interessieren und das wäre dann auch sein Ende. Und das, konnte Dean auf keinen Fall zu lassen.

"Hallo? Hörst du mir überhaupt noch zu, Winchester?", fragte Luzifer, doch Dean reagierte nicht. "Hey!", er seufzte und schnippte mit den Fingern.

"Dean, was machst du denn hier?" Die Stimme kam aus seinem Rücken und Dean überlief ein eiskalter Schauer. Das konnte einfach nicht möglich sein. Nicht schon wieder! "Dean?" Die Stimme wurde etwas zögerlicher und klang unsicher. Als Dean sich umdrehte und in die strahlend blauen Augen von Castiel blickte, wusste er nicht wie er sich fühlen sollte. Sollte er glücklich sein, dass er ihn nochmal sehen konnte oder sollte er verzweifelt, wütend und traurig sein, weil er wusste, dass es nicht real war? "Cass.....", seine Stimme war nur ein Hauch, den selbst ein Flügelschlag eines Schmetterlings schon davon hätte tragen können, doch Cass schien ihn gehört zu haben. "Dean.....bist du es wirklich?", fragte er, den Kopf leicht schräg nach vorne gelegt, so hatte er ihn schon unzählige Male angesehen und Dean war jedes Mal wie heiße Schokolade in seinen Armen zerschmolzen. Dean nickte noch bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, was er da eigentlich tat. Ein Lächeln bildete sich auf Castiels Gesicht und eine Träne bildete sich in seinem Auge. "Dean....", Cass ging einige Schritte auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. Sie trennten nur noch wenige Zentimeter. Zaghaft hob er eine Hand und wagte es kaum sie an seine Wange zu legen. Doch als Castiels warme Haut auf die Wange von Dean traf konnte auch Dean sich das Lächeln nicht mehr verkneifen. Es fühlte sich alles so unglaublich echt an, so intensiv und real. Tränen verschleierten ihm die Sicht doch das war ihm egal. Diese Berührung, dieses eine zaghafte streicheln über seine Wange. "Cass...", Deans Stimme klang so unglaublich glücklich und er zog den Engel an sich. "Du bist hier!" Überrascht von der plötzlichen Umarmung stolperte Cass kurz doch Dean fing ihn auf. Seine Lippen trafen auf Castiels und es war wie damals. Das Feuerwerk in seiner Brust zündete Knaller und Raketen, die in seinem Inneren zu bunten Stürmen von Glück und Euphorie wurden. Er hatte die Augen geschlossen und küsste Cass mit all der Leidenschaft die sich aufgestaut hatte. "Du bist hier....", hauchte er gegen seine Lippen als sie sich gelöst hatten und Cass konnte nur nicken. "Ja, und da ist noch jemand", Cass lächelte. "Lil!", er hatte sich nicht von Dean gelöst, doch seine Stimme war laut und deutlich. "Sieh mal, wer da ist!", das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter als Deans Augen ungläubig aufblitzten. Ein kleines Köpfchen lugte um die Ecke der Tür und sah zu ihrem Vater herauf. Dean drehte sich um und weitere Tränen liefen seine Wangen hinab. "Meine kleine Prinzessin!", sagte er und kniete sich auf den Boden, während seine Tochter auf ihn zu rannte. "Daddy!", ihre Stimme war aufgeregt und überglücklich und Dean war es in diesem Moment auch. Er hatte seine Familie wieder. Er hielt seine kleine Tochter im Arm und konnte Castiels Hand auf seiner Schulter spüren, es war einfach perfekt.

Dean hatte die Augen geschlossen und drückte sie an sich, ihre warme Haut konnte er sogar durch sein T-Shirt spüren, doch plötzlich fühlte es sich feucht an. Im ersten Moment dachte er, Lillian hätte angefangen zu weinen, doch als er die Augen öffnete gefror ihm das Blut in den Adern und aus den Freudentränen wurden Tränen der Verzweiflung. Das grüne Kleid von Lillian hatte sich tief rot gefärbt und ihr Körper hing schlaff in seinen Armen. "Nein!", Dean schüttelte ihren Körper leicht, doch sie bewegte sich nicht. "Lillian! Nein, komm schon, Süße, bitte nicht!" Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Sie hatte eine große Schnittwunde an der Kehle und er realisierte erst jetzt, dass er ein Rasiermesser in Händen hielt. "Nein!" Geschockt ließ er es fallen und drehte sich um. "Cass, was...?!", er stockte. Direkt im Durchgang zur Küche lag Castiels Leiche in mitten einer riesigen Blutlache. "Cass!", Dean schrie seinen Namen und schleppte sich zu ihm. "Bitte nicht! Cass! Mein Engel....", seine Stimme zerbrach in 1000 Scherben und er zog ihn in seine Arme. Vorsichtig wog er Castiels leblosen Körper hin und her als könnte er ihn durch das stetige Schaukeln wieder zurückbringen. "Bitte....", flüsterte er und drückte sein Gesicht an Castiels Kopf. "Bitte komm zurück zu mir! Lass mich hier nicht allein, Cass....bitte", flehte er leise und strich ihm über die Wangen. "Ich bitte dich!", schrie er ihn an und starrte ihm in die offenen leblosen Augen. "Wieso siehst du mich nicht an?! Wieso antwortest du mir nicht?!" Verzweiflung hatte sein Handeln übernommen und er legte den Kopf in den Nacken und ein lauter gellender Schrei der Verzweiflung drang aus seinem Mund, den man sicher noch Kilometer weit gehört hätte.

"Hab ich jetzt wieder deine Aufmerksamkeit?", fragte Luzifer etwas genervt. Dean zitterte am ganzen Körper, er hatte erneut mit ansehen müssen, wie Cass und Lillian tot zu seinen Füßen lagen und er hatte nichts dagegen tun können. Er hatte die Augen fest aufeinander gepresst und die Arme um seine Beine geschlungen. "Ich meine, wir haben doch schon so oft gesehen, dass ihr beide es nicht auf die Reihe bekommt den anderen sterben...", Luzifers Stimme verstummte und Deans Herz raste weiterhin. Seine Angst blieb, er versuchte sie hinunterzuschlucken, doch er konnte nicht.

Wie oft würde er ihren Tod noch mit erleben müssen? Wie oft würde er sie noch sterben sehen?

Und was, wenn sein Bruder diesen Deal tatsächlich eingehen würde?

Thousand Years - Destiel #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt