Thousand Years - Destiel #SpringAwards18

Teil I

Dean saß auf der Bank und beobachtete das kleine blonde Mädchen, dass auf der Schaukel saß. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und der Himmel wurde nur vereinzelt von Wölkchen heimgesucht, die wohltuenden Schatten spendeten. Doch all das interessierte Dean nicht, seine Augen waren einzig und allein auf das bildschöne Gesicht geheftet. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, wie es nur Kinder haben konnten. Fröhlich, unbeschwert und einfach glücklich. Man konnte meinen, dass dieses kleine Mädchen gerade das schönste Erlebnis in ihrem Leben vor sich hatte. Ihre hellen Augen funkelten in der Sonne und es schien als würde sich ein ganzer Regenbogen in ihren Augen spiegeln, als sich das Licht der Sonne in ihnen brach.

Er bemerkte wie er zu Lächeln begann, für einen kurzen Moment war er wieder zurück in seinem alten Leben, er sah Lillian auf der Schaukel sitzen, sie wackelte ungeduldig mit den Beinen und wartete darauf, das Castiel sie anschubste. Ihre engelsblonden Haare wehten im Wind und waren genauso unbeschwert wie sie. Ihr hellblaues Kleid schaukelte hin und her während sie sich ungeduldig zu ihm und Cass umdrehte, die noch auf der Bank saßen. "Bitte!", rief ihre zerbrechliche Stimme und ruckelte an der Schaukel bis Cass endlich aufstand und sie anschubste. Ihr Lachen war bezaubernd und klang für Dean einfach perfekt.

Doch das Lachen jetzt klang anders, er öffnete die Augen und sah zu dem Mädchen auf der Schaukel zurück. Ihr Lächeln war unvollständig, an ihrem rechten Schneidezahn war ein Stück abgebrochen, doch auf ihre Weise war sie immer noch wunderschön. Ein Schmerz durchzuckte ihn bei diesem Lächeln. Niemals wieder würde er dieses kleine bezaubernde Lächeln auf dem Gesicht seiner Tochter sehen. Das Funkeln in ihren Augen war schon fast aus seinem Gedächtnis verschwunden, obwohl er sich fast schon regelrecht an diese Erinnerung klammerte. Er hatte sie verloren, er hatte sein kleines Mädchen gerade noch in den Armen gehalten als es auch schon wieder fortgerissen wurde. Genauso wie seinen Vertrauten, seinen besten Freund und fast Verlobten. Castiel war alles, was er jemals in seinem Leben gewollt hatte. Mit ihm war er glücklich gewesen, mit ihm konnte jeder noch so schreckliche Tag doch noch einen Funken Hoffnung bereithalten. Die Verlobung war inoffiziell gewesen, doch es hatte nie eine bessere Zeit in Deans Leben gegeben, denn mit der Verlobung war auch Lillian in sein Leben getreten. Es war Castiels Idee gewesen, das kleine Mädchen zu adoptieren, aber Dean hatte sofort zugestimmt. Es hatte lange gedauert bis Dean und Castiel sie adoptieren durften, doch die Frau hinter der Adoption hatte ein Auge zugedrückt. Das ganze war nun schon 5 Jahre her.... 5 Jahre in denen sich Deans Leben komplett verändert hatte..... 5 Jahre in denen er sein kleines Mädchen aufwachsen sehen konnte..... 5 Jahre in denen er mit Cass mehr als glücklich gewesen war..... Und 5 Jahre, die nun so schmerzvoll wie ein glühendes Eisen in seinem Herzen brannten. Es hatte nicht mehr als einen Tag gebraucht um all das Glück zu zerstören und ihn sterben zu lassen. Dean Winchester war tot, sein Leben lag zerbrochen zu seinen Füßen, doch hin und wieder spiegelten sich kurze Erinnerungen an sein früheres Leben in den Scherben seiner Seele und ließen ihn vergessen. Vergessen, dass er allein war, dass er nichts mehr hatte, dass das Leben für ihn sinnlos geworden war. Nur eine Sekunde, doch diese Sekunde war alles was er hatte.

Noch nie in seinem Leben hatte sich Dean Winchester so einsam gefühlt wie in den letzten paar Monaten. Sein Leben war mehr und mehr aus den Fugen geraten. Nacht für Nacht hing er über unendlich vielen Flaschen Alkohol, leerte eine nach dem anderen, während die Tränen hemmungslos über sein Gesicht strömten. Die Aussicht auf ein normales Leben, oder das was er als normales Leben kannte, war in weite Ferne gerückt. Schmerz war alles was er noch kannte und fühlte, da war keine Freude mehr, kein Glück, das ihn an etwas anderes denken ließ. Wut und Schmerz hatten die Ruder in die Hand genommen und rissen immer größere Stücke seiner Seele an sich. Egal was für einen Schmerz der ältere Winchester schon durchlebt hatte in seinem Leben, nichts stand auch nur im Vergleich zu diesem Verlust. Er hatte die Liebe seines Lebens verloren und seine Tochter, die ihn hatte fühlen lassen, als wäre er der glücklichste und stolzeste Mann auf Erden.

All das was nun fort und er hatte keine Hoffnung, sie jemals wieder zu sehen.