Unerwartet

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Mir blieb die Luft in der Kehle stecken, als ich abends die Tür öffnete und ein Gesicht erblickte, dass ich nicht gerade erwartet hatte. Mein Gegenüber war kein anderer als Scott, den ich seit unserem zufälligen Kuss einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte.

Schweigend stand ich ihm einige Zeit gegenüber und versuchte mir ein paar Sätze im Kopf zu Recht zu legen, damit ich die nächsten Minuten nicht vollkommen planlos und verwirrt wirkte, wie ich es in Wirklichkeit jedoch definitiv war. Gelegen kam er auf jeden Fall, da ich gerade heute meiner Schwester mitgeteilt hatte, dass ich etwas Zeit für mich brauchte und sie darauf zu Lydia gegangen war.

„Kann ich reinkommen?", meinte er schließlich nach einiger Zeit nervös.

„Klar.", antwortete ich ihm und trat zur Seite, woraufhin er eintrat, die Schuhe auszog und dann geradewegs das Wohnzimmer ansteuerte.

Dort angekommen setzten wir uns beide auf die Couch und starrten auf die Wand hinter dem Fernseher, den ich ausgeschalten hatte, als es an der Tür klingelte. Nach einiger Zeit hielt ich es schließlich nicht mehr aus, weswegen ich schwer schluckte und Luft holte, um endlich etwas zu sagen, als Scott begann zu sprechen: „Tut mir leid, ich hätte das nicht tun dürfen."

Ich sah ihn blinzelnd an, bevor ich ihm antwortete: „Muss es nicht. Mir tut es leid."

Während des Satzes versagte meine Stimme, jedoch beendete ich meine Gedanken flüsternd: „Ich...Ich hätte den Kuss nicht erwidern dürfen."

Scott drehte sich zu mir und sah mich etwas schockiert an: „Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Das macht die Freundschaft zwischen uns nun einfach seltsam.", murmelte er in seine Hände, mit denen er sich gerade übers Gesicht strich, „Ich hoffe, du hast dir deswegen nicht mehr erhofft."

Erleichtert atmete ich aus. Denn das, was mir die Tage durch den Kopf gegangen war, dass ich definitiv nicht mehr von Scott wollte, so sehr ich es mir auch wünschte, denn neben dem Fakt, dass immer noch eine gewisse Person in meinen Gedanken herum geisterte, obwohl ich es definitiv nicht wollte, kam dazu, dass ich keine Lust mehr hatte ständig in dieser Ungewissheit zu leben.

„Sag was, Alicia. Langsam wird es unangenehm.", murmelte er schließlich und ich sah ihn mit aufgerissenen Augen auf.

„Oh nein! Ganz und gar nicht.", antwortete ich ihm und begann leicht zu lächeln, da eine Last von meinen Schultern fiel.

„Ich... ich denke, wir waren einfach beide verwirrt in der letzten Zeit, wenn ich auch für dich sprechen darf. Meinerseits war es in letzter Zeit ziemlich verwirrend und schmerzhaft. Seit Kira nicht mehr hier war, schien ich einfach nur im Kreis zu laufen, bis du mir schließlich irgendwie wieder Halt gegeben hattest. Wie es früher auch gewesen war... Ich hatte denke ich einfach nur das Gefühl vermisst, von jemanden gehalten zu werden und zu wissen, dass jemand da wäre... Es tut mir leid, dass ich dafür ausgenutzt habe.", erklärte er und ich nickte.

„Können wir es ein letztes Mal machen?", fragte er dann.

„Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt.

„Darf ich dich nochmal küssen, bevor wir weiter machen, wie zuvor? Einfach Freunde sein?.", erklärte Scott.

Ich überlegte etwas, bevor ich nickte. Dann legte er vorsichtig seine Lippen auf meine.

Nachdem wir uns voneinander lösten, sah er mir in die Augen und begann vorsichtig zu lächeln.

„Also nur Freunde?", fragte ich leise und er nickte, bevor er antwortete: „Nur Freunde."

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