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»Und? Gefällt es Dir?«

Jimin lächelte mich auffordernd an, reichte mir einen Mai-Thai, bevor er fortfuhr. »Du warst doch schon mal hier, oder?«

»Nein. Ehrlich gesagt, ist es mein erstes Mal in diesem Laden. Ziemlich teuer, oder?«

»Mein Schein als Sein, Jungkook. Lass Dich nur nicht beeindrucken. Kenne diesen Laden auch nur durch unseren Gästen aus dem Sportstudio. Manchmal wird man dann von den Kunden eingeladen mitzugehen. Hey, als Personaltrainer muss man schon mal Kompromisse machen. Alles für's Geschäft.«

»Klar, verstehe ich das. Und wer beklagt sich? Ich nicht. Der Cocktail schmeckt so gut wie er wahrscheinlich auch teuer ist. Wieviel bekommst Du, Jimin?«

»Lass stecken, Alter. Bist eingeladen. Wollte Dir doch endlich erzählen, was es bei mir für Neuigkeiten gibt. Und Jin und Namjoon sind, wie ich gerade sah, sehr beschäftigt mit ihren "Kundinnen". «

»Ach, Kundinnen sind das? Dachte eigentlich, die Beiden wären am Angraben.«

»Kann man ja auch so sehen. Akquise oder aktive Kundenwerbung und Betreuung nennt man das wohl.« Jimin grinste frech. »Jungkook du hast mir ja bereits kurz von Deinem Super-Abi erzählt, und ich freue mich wahnsinnig für Dich, dass Du abhaust nach Seoul.«

»Danke. Aber was ist denn nun mit dir? Sag bloss, Du machst Dich selbstständig? Oder was gibt es so Geheimnisvolles, was Du bislang nicht sagen wolltest?«

Er grinste mich breit an. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.

»Scheisse, Jimin. Heiratest Du etwa? Bist Du noch zusammen mit..., wie hiess sie noch?....Aio? Sie hiess doch Aio, oder? Ist sie etwa schwanger von Dir?«

Laut lachte er auf. So laut, dass er sogar die Musik locker übertönte.

»Nein, Alter. Ich heirate nicht. Noch nicht. Und schon gar nicht Aio. Aber danke, dass Du zuerst an so etwas denkst? Ein Kind! Das hätte mir gerade noch gefehlt.«

»Was dann? Nun hör schon auf mit dem Quiz.«

Ein paar Sekunden lang schaute mich Jimin ernst und schweigend an.

»Jimin, Du weisst bestimmt noch, wie ich damals gelitten habe, als ich von der Polizeischule eine Absage bekam. Alles wegen meiner Schlampereien im Unterricht. Gut, ich war nie so ne überragende Leuchte wie Du. Aber auch nicht völlig doof. Und ich hab es halt auf mein bescheuerten Eltern und ihren Suff geschoben. Hab mich ungerecht behandelt gefühlt. Wollte der Welt nur noch zeigen, was passiert, wenn man unsereins einfach die rote Karte zeigt. Dann würde ich eben auch zum klassischen Sozialfall werden. Damit das Klischee sich bestätigt. Wie die Alten so ihre Blagen.«

Worauf wollte Jimin denn nur hinaus? Er hatte sich doch gar nicht in den Abgrund reißen lassen. Personaltrainer im angesagtesten Studio der Stadt. Auch eine beachtliche Karriere, fand ich.

»Jungkook , Du warst mein Vorbild. Klingt albern, weil eigentlich ich als der Ältere für Dich als Vorbild hätte dienen sollen, ist aber wahr: Nur dank Deines Engagements in der Schule und auch beim Sport, fühlte ich mich angespornt, Dir nachzueifern.«

»Jimin, das ist ganz lieb von Dir, aber...«

»Lass mich ausreden, Jungkook .«

So feierlich hatte ich den Spaßvogel noch nie erlebt. Also sog ich noch an meinem Strohhalm und biss in das Ananas-Stückchen am Glasrand.

maverick - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt