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Nach ein paar Schluck gesellten sich auch Namjoon samt Frau, mit der er geflirtet hatte, zu uns. Und auch Jin stiess kurze Zeit später allein dazu. Jin war extrem gut gelaunt und nach ein paar Aufmunterungen von Namjoon und mir , hatte er endlich den Mut eine wunderschöne Asiatin zum Tanzen aufzufordern.

Obwohl ich mir alle Mühe gab, den drei Anderen beim Reden zuzuhören, trifteten meine Gedanken ständig ab. Zu Kim Taehyung . Meinem heterosexuellen Lehrer und Schwulenporno-Darsteller. Was war das bitte? Ein "Ich-war-jung-und-brauchte-das- Geld-Ding"? Klar, ich hatte schon davon gehört, dass nicht jeder Darsteller in diesen Filmen unbedingt der sexuellen Veranlagung entspricht, der er laut Drehbuch angehören soll. Wie in nicht pornografischen Filmen halt auch. "Gay for Pay" nannte sich das. Trotzdem. Ich war verwirrt. Ich war sogar etwas traurig. Ich war wütend. Wieso war ich so dumm gewesen?

Da kümmert sich ein Lehrer ausnahmsweise so, wie er sich tatsächlich, meines Erachtens nach, auch um seine Schüler kümmern sollte; und ich Depp denke, es wäre ein erotischer Hintergedanke dabei. Wie viele Vorurteile ich in meinem, ach so aufgeklärten und angeblich toleranten, Kopf doch habe. Keinen Deut besser war ich, als diese anderen Spießer und Kleinbürger.

»Na, das ist ja mal peinlich, Jeon jungkook .«

Jimin wandte sich zu mir. Er musste ziemlich Stimme geben, da die Musik gerade extrem laut war.

»Was hast Du gesagt? Was ist zu leise?«

»Wie? Nein, Jimin, sorry, ich habe nur mit mir selbst gesprochen.«

»Ok. Ha ha! Mach ich manchmal auch.« Dabei lächelte er mich verschwörerisch an.

Jimin hatte recht. Er sah tatsächlich verdammt gut aus. War mir in den Kneipen erst gar nicht so bewusst aufgefallen.

»Sorry, habe nur gerade feststellen dürfen, dass Menschen nicht immer dem Bild entsprechen, das man sich von ihnen gemacht hat. Nur eine kleine persönliche Enttäuschung. Sonst nichts weiter.«

»Alles gut. Kenne ich.« Jimin hob beschwichtigend die Hände.

Er blickte sich um. Jin war mit der hübschen Asiatin sehr eng am tanzen. Na, ob ich den heute noch zu Gesicht bekäme? Ich wagte es, zu bezweifeln. Namjoon und seine "Klientin" waren bereits einen Schritt weiter und küssten, nein, ich korrigiere mich, sie schoben sich ihre Zungen bis zum Zäpfchen in den Hals und betatschten sich wie wild.

»Tja, wie es scheint, sind wir das fünfte und sechste Rad am Wagen, Jimin. Ich glaub, da haue ich gleich mal ab. Müsste nur vorher kurz... Weisst Du, wo hier die Toiletten sind?«

Jimin nickte und wies mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung.

»Gute Idee. Warte, ich komme mit. Muss auch mal schnell.«

Gemeinsam wühlten wir uns zurück in Richtung Tresen. Dabei suchte ich schnell mit den Augen nach Herr Kim und seiner Begleitung. Eine Begegnung wollte ich nämlich nicht so gerne riskieren. Da waren sie. Immer noch am gleichen Tisch. Natürlich konnten die Beiden auch weiterhin nicht ihre Hände voneinander lassen, aber sie hatten die Plätze getauscht. Damit trat ich zwangsläufig frontal in Taehyungs Sichtfeld. Panisch drehte ich mich um und lief rückwärts weiter, während ich Jimin, etwas panisch in Ermangelung einer besseren Idee, nach seinen nächsten Zukunftsplänen fragte. Verwirrt wegen meines komischen Verhaltens, sagte er nur:

»Momentan versuche ich Dich, ohne größere Auffahrunfälle zur Toilette zu lotsen, Jungkook. Das ist der Gegenwartsplan.«

maverick - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt