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»Könnte ich bitte einen Mai-Thai und einen Sex on the Beach bekommen?«

Meine Stimme überschlug sich förmlich, als ich dem Barkeeper, der mir am nächsten stand, meine Bestellung entgegen schrie. War das jetzt ein Nicken? Eine Art von Empfangsbestätigung? Ich konnte es nicht ausmachen. Er war vollauf mit Flirten beschäftigt. Während er verschiedene Getränke mixte, geschickt mit Flaschen und Shakern jonglierte und damit sowohl Frauen und auch einige Jungs am Tresen beeindruckte, warf er gelegentlich sehr zielsicher Cocktail-Kirschen, Weintrauben oder Physalis in den geöffneten Mund eines Mädchens, die für meinen Geschmack leider viel zu viel Make-Up für ihr Alter trug.

»Hallo? Einen Mai-Thai und ein Sex on the Beach, bitte!«

Diesmal sorgte ich dafür das der Barkeeper tatsächlich mir seine Aufmerksamkeit schenkte, indem ich eine Kapstachelbeere, die er seiner Angebeteten zuwarf, mit einer Hand auffing. Er schaute erst überrascht, dann kurz etwas mürrisch und endlich erinnerte er sich wieder daran, dass ein zahlender Gast vor ihm stand.

»Kommt sofort!« Auch er musste gegen den Lärm gewaltig ankämpfen.

Ich lächelte triumphierend seine überschminkte Freundin an, die mir bösen Blick zuwarf und biss dann in die gelbe kleine Frucht.

Und da sah ich ihn. Beinahe hätte ich mich an der Physalis verschluckt. Er lehnte an einem der Stehtische: Taehyung.

Taehyung hatte ein weisses tailliertes Hemd zu einer sehr engen Lederjeans an. Lässiger hatte er eine getönte Brille ins Haar geschoben. Und dann seine Hüften, wie er sie zu den Beats der Musik leicht hin und her bewegte. Oh, Mr. Perfect Butt! In dieser Hose kam sein Apfelarsch noch mehr zur Geltung. Eindeutig war er in ein sehr inniges Gespräch vertieft. Nein. Nach wenigen Augenblicken wurde mir klar, es handelte sich eben nicht um ein Gespräch.

Kim Taehyung war am Flirten. Mit einer Frau. Einer wunderschönen Blondine. Seine perfekten Zähne blitzten auf, immer wenn er über einen Scherz seines Flirts lachte. Und wie er lachte. Hatte ich ihn in der Schule schon cool und unverschämt charmant empfunden. Jetzt lief er anscheinend gerade erst zur Höchstform auf. Die linke Hand auf ihrer rechten Hüfte liegend, streichelte er mit seiner Rechten durch ihr langes gewelltes Haar oder ihre Wange.

Wenn mich jemand beobachtete, mein Gesichtsausdruck dürfte in diesem Augenblick nicht der Intelligenteste gewesen sein.

Herr Kim war heterosexuell. Na klar. Der war gar nicht schwul.

»Gott, ich bin so dämlich!«

Wütend stampfte ich mit dem rechten Bein auf.

Die Freundin des Barkeepers schaute mich erst erstaunt, dann mit einem verachtenden Blick an, bevor sich sich wieder dem Obst-Basketball zuwandte.

»Mai-Thai und Sex on the Beach.«

Dieser Kim hat ein Gefühlschaos in mir losgetreten und jetzt das. Ich wollte es nicht glauben. Natürlich war er ein Hetero.

»Hey, Sie da. Ihre Cocktails. Macht sechsundzwanzig Euro.« Der Barkeeper tippte mir von hinten auf die Schulter.

»Was? Oh ja, natürlich«, sagte ich, »wieviel war es das nochmal? Sechsundzwanzig. Hier sind dreissig. Stimmt so!«

Ohne sich für das Trinkgeld zu bedanken, griff er beiläufig die Scheine und schob mir die beiden Cocktailgläser zu. Ich nahm sie und drehte mich um. Einen Blick wollte ich gerne noch auf Herr Kim und seine Frau, Flamme, Flirtpartnerin, oder was auch immer, werfen. Die Beiden standen weiterhin händchenhaltend da. Gerade beugte sich Taehyung rüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lachte auf, streichelte seine Wange und küsste ihn dann auf den Mund.

»Na, da bist Du abgeblieben. Dachte schon, Du wärst bereits in der Abwäsche und müsstest die Cocktails abarbeiten. Da wollte ich Dir doch schnell zur Seite springen.«

Frech wie immer grinste Jimin mich an.

»Sorry, hat etwas länger hier gedauert. Alles gut? Komm, lass uns die Anderen suchen, ja?«

Damit drückte ich Jimin seinen Sex on the Beach in die Hand und schob ihn zurück in Richtung Tanzpool.

maverick - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt