Part 2: wie ein buch mit sieben siegeln

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Wie ein Buch mit sieben Siegeln, hatte Kisame zu ihm gesagt, nachdem sich Hidan einfach nur bescheuert aufgeführt hatte. Kakuzu konnte sich nichtmal mehr daran erinnern, was genau Hidan getan hatte, nur, dass man darüber nur noch den Kopf schütteln konnte. Ihm war schon klar, dass Kisame den Jüngeren für dumm hielt. Das hatte er selbst lange Zeit ja auch und Hidan gab einen ja auch allen Grund dazu. Doch mittlerweile wusste er, dass das so nicht stimmte.

Hidan tat dumme Dinge, ja. Doch dass er sie tat, hatte nichts mit seiner Intelligenz zu tun. Warum er sich dennoch so aufführte, obwohl er doch wissen müsste, wie er damit auf andere wirkte, war ganz einfach zu erklären. Er scherte sich schlichtweg nicht darum, was andere von ihm hielten. Er verstellte sich nicht, um anderen zu gefallen, sondern tat wozu er Lust hatte, ohne darüber nachzudenken. Als Außenstehender konnte man Hidans Benehmen dann schnell falsch deuten. Kakuzu wollte nicht sagen, dass Hidan übermäßig intelligent war. Aber dumm war er nicht. Vielleicht manchmal ein wenig langsam. Aber nicht dumm.

Und doch, Kakuzu konnte Kisames Äußerung nur zustimmen. Hidan war ein Buch mit sieben Siegeln. Obwohl er es mittlerweile geschafft hatte, eines oder zwei davon zu entschlüsseln und langsam hinter die Fassade blickte. Hidan konnte manipulativ und ganz schön gerissen sein. Manchmal legte er einen rein, damit er seinen Willen bekam oder seinen Kopf durchsetzen konnte. Und das, ohne dass man es richtig merkte. Wie die Sache damals mit Hidans Klamotten, wo er ihn auf ganz simple Weise dazu bekommen hatte, nachzugeben.

Dazu nutzte der Silberhaarige ganz einfach die Falschannahme seines Gegenübers aus. Wenn man dachte, jemand sei dumm, dann traute man ihm auch nicht viel zu. Und diese Unterschätzung wendete Hidan gegen einen und verschaffte sich selbst Überlegenheit.

Und manchmal, da schien es Kakuzu, als würde Hidan sich absichtlich dumm stellen. Womöglich um es sich leichter zu machen. Oder um die Fassade aufrecht zu erhalten, damit er sein Gegenüber wiederum besser durchschauen konnte?

Da war noch so viel von Hidan, das er entdecken wollte, so vieles, das er ergründen und verstehen wollte.

Sie kannten sich nun schon eine Weile und verstanden sich erstaunlich gut. Was Kakuzu am Anfang nicht gedacht hätte. Die gelegentlichen Anfeindungen, Neckereien, sowie Hidans Gefluche war zwar geblieben, aber er glaubte, dass das einfach zu ihrem Miteinander dazugehörte. Und wenn er ehrlich war, würde es ihn eher beunruhigen oder sogar ein wenig erschrecken, wenn sie sich plötzlich nicht mehr anecken würden und stattdessen lieb und nett zueinander wären. Denn dann wäre definitiv etwas nicht mehr in Ordnung.

Es war wie ein Spiel. Ein Ball, den sie sich zuwarfen, auffingen und zurückwarfen. Und wenn der Ball nicht mehr zurückkam, war das Spiel unweigerlich aus.

Hidan konnte manchmal überaus erwachsen wirken, dann wiederum gab es Momente, in denen Kakuzu der große Altersunterschied wieder schmerzlich bewusst wurde. Es trennten sie zehn Jahre, ein paar Monate und eine Menge Lebenserfahrung. Ehrlich gesagt hatte Kakuzu ihn damals älter eingeschätzt, warum er im ersten Moment doch etwas geschockt gewesen war, als Hidan ihm irgendwann mal sein Alter verraten hatte.

Doch gestört hatte es Kakuzu bisher nie wirklich. Es war nur eine Zahl auf Papier und so lange er Volljährig war, war der Rest für ihn egal. Zudem mochte er es, dass er Hidan in dem Bereich überlegen war und ihn in alltäglichen Dingen belehren konnte. Dass dieser dann manches mal sauer wurde und ein Gesicht zog, als wünschte er ihm die Pest an den Hals, machte es die Sache umso besser.

Hidan hatte einen stark ausgeprägten Hang zum Masochismus, der auf Kakuzu manchmal fast schon selbstzerstörerisch wirkte. Er mochte Schmerzen. Brauchte sie, wie die Luft zum Atmen. Auf manch rational denkenden Menschen konnte das verstörend wirken, doch Kakuzu hatte sich noch nie zur breiten Maße dazugezählt. Was war falsch daran, wenn man dem nachging, was man zum Leben brauchte?

Doch es war durchaus nicht so, dass Hidan jeden Schmerz willkommen hieß. Wenn er sich das Bein stieß, oder sich sonst irgendwie im Alltag verletzte, verzog er das Gesicht und jammerte wie jeder andere es auch getan hätte. Er genoss nur den Schmerz, den er bewusst auswählte und auf den er sich selbst vorbereitete.

Bisher hatte Hidan ausschließlich nur während dem Sex von ihm verlangt, dass er ihm weh tun sollte. Wieso das so war, da war sich Kakuzu noch nicht ganz sicher.

Einerseits schien es, als würde es dem Jüngeren einen Kick verschaffen, wenn er ihn so grob behandelte. Als strebe er eine Ekstase völliger Erregung an, die ihm aber jedes mal nicht zu reichen schien, wenn er sie denn erlangt hatte. Hidan war nicht gierig, legte nicht sehr viel Wert auf materielle Dinge, doch wenn es um das ultimative Lustgefühl ging, war er nur für den Moment zufriedenzustellen. Und schon beim nächsten mal, setzte er alles daran, das vorhergehende zu übertreffen.

Andererseits hatte Kakuzu manchmal das Gefühl, als würde es Hidan gar nie wirklich um den Sex selbst gehen. Als wäre er nur eine Nebensächlichkeit, bei dem, was auch immer er versuchte zu erreichen.

Und Kakuzu wollte ihm dabei helfen, er wollte ihm geben was er brauchte.

Zudem hatte er Blut geleckt. Er wollte austesten, wie weit er selbst gehen konnte. Er wollte seine Grenzen kennen, wollte sehen, was er einem anderen Menschen alles antun konnte, ohne sich schlecht zu fühlen oder im Nachhinein Gewissensbisse zu kriegen. Er wollte die Abgründe seiner Selbst entdecken und jeden verborgenen Winkel ausleuchten. Auch wenn Kakuzu dieser Seite von sich, diese frisch entdeckte Neigung erst noch unsicher gegenübergestanden hatte, war sie doch ein Teil von ihm.

Und er musste doch wissen, wer er war.

Auch wenn ein Leben wohl nicht ausreichte, um das herauszufinden. Geschweige denn, dass es ihm gelang, jemanden wie Hidan vollkommen zu verstehen.

Und doch... er war bereit für Siegel Nummer drei.

c'mon, just ONE drink!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt