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,,Wohin jetzt?" Hilflos standen wir in einem Gang. Hier konnte man sich auch nur verlaufen. Die leeren, weißen Gänge sahen alle gleich aus. Es wirkte, wie ein Labyrinth, aus dem man verzweifelt den nicht vorhandenen Ausgang sucht.
Ratlos blickten wir uns an. Jetzt würden wir sowieso nicht mehr pünktlich ankommen.
,,Sucht ihr was?" Erschrocken drehten wir uns um. Miss Miaksen stand hinter uns und schrieb etwas auf ein Klemmbrett, was ich gleich wieder skeptisch betrachtete. Die Frau konnte auch nicht normal sein, wahrscheinlich war das niemand hier. Ihre kalten blauen Augen begutachteten uns.
,,Folgt mir!"
Nun drehte sich die Frau um, als hätte sie gewusst, was wir hier gesucht haben und führte uns entschlossen weiter durch die unendlich vielen Gänge.
Ein paar Minuten später kamen wir zu einem riesigen Saal. Er sah so aus, wie im Märchenschloss, nur in Weiß. Mindestens zehn riesige oder eher lange Tische befanden sich in kleinen Abständen im Saal.

An den Tischen saßen Kinder und Jugendliche in verschiedenem Alter. Diese aßen bereits etwas.

Miss Miaksen führte uns jedoch weiter zu einer Wand. Das einzige Interessante an der Wand war, dass so etwas wie ein Tablett oder eine Art kleiner Bildschirm dort befestigt war. Fragend starrten wir sie an. Sie rollte mit den Augen.
,,Lebt ihr noch in der Steinzeit? Das ist ein Identifikationsscanner oder auch Handscanner!"
Anschließend legte sie ihre Handfläche auf den Bildschirm. Dort erschien ein Abdruck ihrer Hand, der gescannt wurde. Auf einmal leuchtete der Bildschirm auf und eine Aufschrift und eine Roboterartigestimme wurde erkennbar.
,,Miss Miaksen! Identifikation bestätigt. Ihre Malzeit wird Ihnen nicht hier zubereitet!"

Staunend betrachteten wir dieses Ding.
,,Wer fängt an, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", drängte die Frau stirnrunzelnd.
,,Ich", sagte Nadja schüchtern. Auch sie hielt ihre Hand dorthin und ihre Identifikation wurde ebenfalls bestätigt. Diesmal öffnete sich jedoch eine Klappe  in der Wand und ein Tablet mit Essen kam zum Vorschein. Nadja nahm es herzhaft an sich, wartete jedoch noch auf uns. Ihr schien das Spaß gemacht zu haben, denn sie lächelte begeistert. Ich traute Miss Miaksen nicht, hatte aber auch hunger. Dieser Scanner hatte mich auch etwas in den Bann gezogen. Neugierig legte ich meine Hand auf den Bilschirm. Ein grünes Licht schien meine Hand abzuleuchten.
Auch bei mir öffnete sich die Klappe. Wie Nadya hatte ich eine Art Kartoffelbrei, etwas Gemüse und ein Stück Fleisch auf meinem Teller. Wir betrachteten unsere Portionen und konnten keinen Unterschied festmachen.

Ein paar Minuten später waren auch die Jungen fertig und wir suchten uns einen Tisch. Bevor sich Miss Miaksen verabschiedete bemerkte ich einen kurzen strengen Blick von ihr der auf die Augen von Peter gerichtet war. Er nickte bloß und wandte sich ab.
Wir aßen schweigend. Das Essen schmeckte nicht wirklich frisch und hatte einen komischen Nachgeschmack.
Nachdem ich die Hälfte des Breies gegessen hatte, wollte ich nichts mehr essen. ,,Wer weiß, was die darein gemacht haben", flüsterte Nadya mir ins Ohr. Ich nickte und warf einen Blick auf ihren Teller, der schon fast leer war. Der Rest des Essens verlief schweigend. Nicht viele der Kinder in dem Saal sagten etwas. Manchen jedoch schien es hier zu schmecken und fühlten sich hier wohl, was mir ein bisschen Hoffnung gab.

Plötzlich ertönte eine Glocke und ein Mädchen neben mir sagte:
,, Das heißt, dass das Essen vorbei ist!",, Und wenn man noch nicht fertig ist?",, fragte ich daraufhin.
,, Dann ist das halt so." Sie blickte auf meinen noch fast vollen Teller.
,, Hast du noch nichts gegessen?",, Doch schon", erwiderte ich etwas.
Mir wurde etwas schlecht und ich war irgendwie aufgeregt. Das Mädchen hatte schwarze, bis zum Kinn, lange Haare und schien auch nicht viel älter zu sein, als ich.
,, Bist du schon lange hier", fragte ich sie nun. Sie nickte.
,, Ja. Aber ich weiß nicht genau, wie lange."
,, Und deine Familie", rutschte mir heraus. Sie sah auf ihrem Teller und seuftzte. Doch da läutete abermals die Glocke und das Mädchen sah aus, als ob sie aus einem Traum erwachte.
,, Äh..., ich muss los. Wir sehen uns bestimmt nochmal. Entschlossen stand sie auf und verschwand im Getümel.

Camp 19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt