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Wir liefen weiterhin durch das Nirgendwo ohne einen Augenblick der Hoffnung.
Wir befanden uns in einem Wald voller Grün duftender Pflanzen. Es roch nach Gras, nach frischer Luft, nach feuchter Erde und wenn man sich beim Lauschen konzentriere, konnte man in weiter Ferne klares Wasser plätschern hören.
Leider wussten wir alle, dass der Wald aus unechtem Mitochondrien enthaltenem Plastik war. Nachdem die Erde beinahe durch den Sinn der Menschen untergegangen wäre, wurde alles nur noch künstlich angebaut. Pflanzen existierten so kaum noch.
Auch viele Tierarten wurden dadurch ausgelöscht. Die Meisten wurden heutzutage sowieso eher in schlechten Bedingungen untergebracht, so dass viele es einfach nicht lassen konnten am Leben zu bleiben. Dazu gab es in den letzten Jahren auch viele Proteste und auch Anschläge für die Regierung. Denen jedoch war die Erde als ganzes wichtiger mit ihren unnatürlich grünen Pflanzen, die allein die Welt verbessern sollten. Zu Gesicht sah man die Tiere jedoch irgendwann kaum noch.

Müde liefen wir auf der dunklen Erde den Sonnenuntergang entgegen. Wir mussten schon stundenlang unterwegs sein. Wir hatten durst und Hunger. Am liebsten wären wir allreinfach umgefallen.
Plötzlich aber hörten wir einen Art Motor. Er dröhnte und schien, um so näher er kam, unsere Ohren nach und nach abreißen zu wollen.
Wir sahen in die Richtung aus der das Geräusch vermutet wurde und hielten uns die Ohren zu.
,,Verstecken", schrie Liam auf einmal, der das Fahrzeug als erstes am Himmel zu entdecken vermochte. Wie erstarrt, konnten wir uns alle jedoch kaum rühren.
,,Das ist ein Airflier. Die suchen uns", rief Liam, dessen Stimme man schwer über den Lärm erwarten konnte.
Jetzt nahm auch ich das riesige Fluggestell war. Dessen Lack war schwarz. Das Flugzeug beinhaltete riesige Fenster und auch eine klappe, die sich unter dem Deck scheinbar öffnen ließ. Auf der rechten Seite klebte ein scheinbar riesiger Aufkleber mit einem Zeichen oder Symbol drauf.
Es war, so weit wir es erkennen konnten ein weißer Kreis, der einem langen Strich durchzogen war. Irgendwie kam mir dieses Zeichen begannt vor. Aber ich wollte mich da im Moment noch nicht drauf konzentrieren.
,,Komm!" Peter nahm meinen Arm und zerrte mich hinter den anderen her tiefer in den Wald. Geduckt versteckten wir uns tief in einem Busch, der hoffentlich genug Sichtschutz versprach. Von hier aus konnten wir den Flieger jedoch bestens beochbachten.
Eine Klappe öffnete am Bauch und ein riesiger Lichtschein öffnete ein paar Verstecke im Dickicht des Waldes.

,,Flüchtige, kommt raus! Das würde eure Strafe möglicherweise ein bisschen Lindern", nahmen wir eine bereits bekannte Stimme war, die durch ein Mikrofon deutlich wurde. Jefferay, durchfuhr der Name mir durch meinen Kopf. Auch die Anderen horchten auf.
In unserem Versteck verharrten wir noch eine Weile, bis das Flugzeug sich irgendwann dazu entscheid, wo anders zu suchen.

Erleichtert krabbelteb wir wieder aus unserem Versteck.
,,Ich kann nicht mehr", gab Nadya auf einma zu. Wir alle stimmten ihr zu, dass wir aufhören mussten, weiter zu laufen, zumindest fürs Erste.
Erschöpft ließen wir uns alle fallen.

Eine Weile saßen wir nur da und beschäftigten uns mit unseren Gedanken.
,,Wer bist du eigentlich", fragte plötzlich Peter, bei dem mir sein Misstrauen gegenüber Liam nicht entgangen war.
Nadya und James setzten sich ebenfalls neugierig auf.
Liam jedoch antwortete nicht und blickte schweigend auf seine Hände, die mit der dreckigen Erde spielten.
,,Das ist...", wollte ich dann einfach entgegnen. Schließlich hatten alle Beteiligten mittlerweile ihre Antwort verdient.
,,Ich bin Liam", seufzte er und blickte alle jeweils hinter einander in die Augen. Auch unsere Blicke trafen sich.
Seine blauen Augen funkelten wieder leicht und diese Besorgnis von vorhin war immer noch in seinem Blick.
Schnell lösten wir und aus dieser Bindung und widmeten uns schweigend unserer Hände, die nun beide mit der Erde beschäftigt waren.

,,Ich bin Nadya", durchbrach sie irgendwann die peinliche Stille.
,,Ich bin James und das ist Peter", antwortete James für ihn.
,,Das kann ich auch schon selbst", machte es Peter ihm auch deutlich.
Er war scheinbar nicht so gut gelaunt, was ich ihm nicht verübeln konnte.

,,Liam? Aha! Und was machst du hier", fragte Peter also ein paar Minuten später. Liam schien ihm auch diesmal eine Antwort schuldig zu bleiben, doch er antwortete: ,,Ich habe genau wie du das Recht hier zu sein!"
Er blickte ihn eher auffordern in die Augen. Peter schien wütend über seine Antwort zu sein. ,,Was ist da drin passiert", fragte er plötzlich zu mir.
Überrascht dieses Thema wieder aufgreifen zu müssen, blickte ich ihn etwas entgeistert an. Ich schluckte.
Ich fühlte mich schuldig, ihn nichts erzählen zu können und sah hilfesuchend in Liams Richtung.
Er nickte und verstand.
Also veranschaulichte er die grausamen Ereignisse in dem für mich so verhasstem Gebäude. Dabei versuchte ich die Bilder, die er aufzählte nicht unbedingt vor meinem inneren Auge wahrnehmen zu lassen.

Ich war froh, als er die Erzählung beendete. Doch anschließend blickte ich in entgeisterte Gesichter, die mich erschrocken musterten.
Die Geschichte brachte erneutes Schweigen.

,,Meint ihr wir finden hier etwas zu Essen", frage James irgendwann. Seine dunklen Augen huschten hoffnungsvoll durch den Wald.
Liam schüttelte den Kopf. ,,Unechte Pflanzen halten eben unechtes Essen bereit. Das ist pure Chemie. Ich würde es auch wirklich nicht ausprobieren wollen." Mit einem Blick in den Himmel, fügte er hinzu: ,, Wir sollten morgen versuchen an Essen und an Trinken zu gelangen. Aber heute ist es definitiv zu spät und auch einfach zu viel." Der Himmel hatte bereits etwas helle Farbe verloren und war bereits dunkel angelaufen.
Dadurch, dass die Nacht anbrach, wurde es gleichzeitig auch kühler.

,,Können wir nicht sowas wie ein Feuer machen", schlug Nadya irgendwann vor. Auch diesesmal antwortete Liam, als wäre er schon darauf vorbereitet gewesen. ,,Ein Feuer lockt nur wieder unsere Verfolger an."
,,Liam, wer bist du", fragte Peter plötzlich, dem es sichtlich nicht gefiel, dass Liam so viel wusste und er so wenig.
,,Wie meinst du das", gab Liam zurück.
,,Peter, lass es", mischte ich mich nun ein. Es nervte mich mittlerweile, dass Peter versuchte etwas besseres zu sein.
Überrascht blickte er mich nun an, beinahe entgeistert. Jetzt tat er mir irgendwie doch leid.
,,Alice, merkst du denn nicht auch...?Merkt ihr denn nicht alle...?" Entsetzt blickte er beinahe in die Runde.
,,Wir wissen nichts über den Typen. Er kann genau so gut mit denen unter einer Decke stecken. Du weißt sicher nicht einmal, wie alt der ist, sein Nachname, sein zu Hause oder sein Grund zum Fliehen. Alice, du weißt doch nichts!"
Er schrie mich beinahe an. Erschrocken blickte ich in seine traurigen Augen.
Peter war aufgestanden und wirkte nun noch größer, als er eigentlich war.
Auch James schien das jetzt zu viel zu werden und stand auf, um Peter davon abzuhalten nicht noch weitere Unüberlegtheiten zu tun.
,,Wir sollten langsam schlafen gehen", sprach Liam bloß. Das machte Peter erst recht wütend und er ging einen Schritt auf Liam zu. James hielt ihn zurück.
,,Peter", flüsterte ich leise. Anschließend blickte er mich an. Seine trauernden Augen begutachteten mich.
,,Es reicht", sagte James hinter ihm.
Doch Peter wollte nicht aufhören. Er konnte nicht glauben, dass wir ihn alle so hintergehen.
,,Lass mich los", zischte Peter zu James, der beruhigend eine Hand auf seinen Arm gelegt hatte.
James ließ von ihm ab.
Peter prägte sich noch einmal jeden Gesichtsausdruck ein, drehte sich um und verschwand.
Sprachlos blickten wir ihm hinterher.
Ich wollte schon aufspringen und ihm nach gehen, doch Liam hielt mich zurück.
,,Er kommt schon wieder", sagte er, blickte mich dabei jedoch nicht in die Augen.
Auch James setzte sich wieder hin.
,,Wir sollten wirklich schlafen gehen", schlug er vor und wir mussten ihm zustimmen.

Camp 19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt