Kapitel 5

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Ihre Sicht
Ich hatte den Brief gerade mit grünem Wachs versiegelt da setzte sich eine verschlafen aussehende Angela neben mich.
Sie gähnte ein „Guten morgen“ heraus.
„Dir auch, hast du gut geschlafen“
„Joa. Wie lange bist du schon wach?“
„Schon ne Weile“
„Ist das der Umschlag mit deinen Maßen?“
„Jep“
„Aber dafür hättest du doch nach dem Frühstück 2 Freistunden gehabt, wer hat dir überhaupt dabei geholfen?“
„Äh, ich – ich hab jemanden gefragt, dem ich auf dem Flur über den Weg gelaufen bin.“
Ich hasste es ihr es nicht einfach sagen zu können, aber ich wollte nicht, dass eine Gerüchteküche aus dieser Sache etwas schlimmeres macht als wie es ist. Bei Draco und mir läuft nichts und wird es auch nicht, deswegen wollte ich nicht, dass mir vielleicht noch irgendjemand sagt was für ein tolles Paar wir wären.
„Außerdem kann ich die Freistunden so auch nutzen um in der Bibliothek zu lernen, ich muss immerhin 3 Jahre nachholen“
„Okay, ja – da hast du wohl recht“ Schulterzuckend verließ sie den Schlafsaal.
Da ich nach der Begegnung mit Draco überhaupt keinen Appetit mehr hatte, entschloss ich mich das Frühstück sausen zu lassen und ging direkt in die Bibliothek.
Ich nahm mir einige Lehrbücher der Fächer die mein Vater mich nicht gelehrt hatte und begann zu lesen und zu proben.
Nach knapp 2 Stunden legte ich fix alle Bücher zurück und machte mich schnell auf dem Weg zu Zaubertränke, da ich die Zeit vergessen hatte wusste ich, dass ich zu spät kommen würde und so war es auch, der Unterricht hatte bereits seit fünf Minuten begonnen und als ich den Raum betrat waren alle Augen, einschließlich die von Professor Snape auf mich gerichtet.
Er schaute mich grimmig und zugleich selbstgefällig an: „Ahh, Miss Lewis. Der erste Unterrichtstag und schon hapert’s an der Pünktlichkeit. Aber schön, dass Sie uns auch einmal beehren. Nun, dann ist Mr. Malfoy wohl ihr Partner, begeben Sie sich bitte zu ihm damit wir den Unterricht fortsetzen können. Wie ich soeben sagen wollte, heute beginnen wir mit dem Zaubertrank…“
Ich hätte am liebsten rücklings wieder den Raum verlassen. Hatte sich die ganze Schule gegen mich verschworen?
Draco lächelte mich an während ich auf ihn zukam. Wie konnte er nur so verführerisch Lächeln. Nein – ich muss das unterdrücken, okay dann ist er halt mein Partner in Zaubertränke – aus, nicht mehr, nicht weniger.
Im Verlauf des Unterrichts merkte ich, dass auch er sehr gut in Zaubertränke war, doch er hielt sich nur an das Lehrbuch, ich wusste aber die Dinge die nicht darin standen. Wie man zum Beispiel Mafpuks in den Trank brachte ohne dass sie bestialisch stanken. Und wie man frischen Aalaugensaft presste ohne sich damit vollzukleckern.  Es gefiel mir seine Verblüfftheit wahrzunehmen, nach der Situation heute morgen, tat es mir echt gut abwechslungshalber mal ihm zu zeigen wo es langgeht.

Durch die Tricks die ich anwenden konnte waren wir schon 20 Minuten eher mit dem Färbetrank fertig, wer den Trank zu sich nehmen würde, der würde sofort eine hellgrüne Hautfarbe annehmen, und 24 stunden so herumlaufen müssen, zudem würde sich auch jeder Gegenstand verfärben mit der die Person während dieser Zeit in Berührung kam. Professor Snape schaute sich den Trank ganz genau an, dann glitt sein Blick zu mir und dann zu Draco: „Mister Malfoy, es ist zwar sehr edel von Ihnen Miss Lewis im Brauen ihres Trankes zu unterstützen, das wird ihr jedoch nicht bei den Prüfungen helfen“
„Aber ich hab…“, Professor Snape unterbrach mich giftig: „Ich möchte Sie beide nach dem Unterricht sprechen“
Draco versuchte mich zu verteidigen: „Professor, Leonie kannte das Brauverfahren, sie…“, doch auch er wurde unsanft unterbrochen: „Ich sagte nach dem Unterricht!“, mit den Worten wendete er sich ab und schritt zu den anderen Tischreihen. Ich war zwar etwas niedergeschlagen, doch da ich Professor Snape nicht noch mehr reizen wollte, sagte ich nichts mehr und folgte dem Unterricht normal weiter.
Während Harry, Ron und Hermine mit einem bemitleidenden Blick in meine Richtung den Raum mit den anderen Schülern verließen, blieben Draco und ich stehen ohne irgendwelche Worte zu wechseln.
Professor Snape verstaute mit einem Schwung seines Zauberstabs sämtliche Zaubertrankzutaten zurück in ihre Gefäße und kam dann auf uns zu.
„Mr Malfoy, Sie werden Miss Lewis Nachhilfe in Zaubertränke geben.“
„Aber Professor, ich bin in Zaubertränke besser als er!“, protestierte ich.
„Nun, wenn Sie sich da so sicher sind und Sie wollten sicherlich nicht meine Fähigkeiten Schüler einschätzen zu können infrage stellen, dann können Sie ja Mr Malfoy Nachhilfe geben. Ganz gleich wie rum Sie beide es anstellen, ich möchte, dass Sie beide im Test in zwei Wochen auf dem gleichen Stand sind, sonst werden Sie beide so viele Strafarbeiten bekommen, dass Ihnen die Ohren sausen! Sie können diesen Raum während der Zeit nutzen. Viel Erfolg.“
Er verließ das Klassenzimmer und ich wusste, dass die Diskussion verloren war. Ich packte meine Sachen wieder aus, „bringen wir es hinter uns“
Draco sah mich perplex an: „Ähm , wieso wir sind doch auf dem gleichen Stand, wir müssen garnichts tun wenn du nicht willst.“ War der letzte Teil eine Anspielung auf andere Dinge? Seinem Blick nach zu urteilen schon.
Ich atmete laut aus und statt eine Antwort zu geben nahm ich einen schnappenden Fleischegel und hielt ihn Draco vor die Nase, er nahm ihn etwas verwirrt, „zieh seine Zähne“, sagte ich während ich Wasser in den Kessel füllte und das Feuer aufdrehte.
„Wieso?“, fragte Draco.
Ich stöhnte auf: „Um Lebenstrank herzustellen brauchst du die Zähne von frisch gefütterten schnappenden Fleischegeln.“
Noch immer sah er mich verständnislos an,
„Das ist ein beliebter Prüfungstrank für das vierte Schuljahr!“, fügte ich hinzu.
„Ach ja – das wusste ich“, antwortete er, nahm mir den schnappenden Fleischegel aus der Hand und versucht ihn mit beigelegten Dörrfleisch zu füttern. Doch der Egel schnappte nach seinem Finger und aus Schock schleuderte Draco ihn durchs Klassenzimmer. Ich lachte und griff nach einem Pflaster aus der Erste-Hilfe-Box und hielt es ihm hin. Widerwillig band er es sich um den blutenden Finger.
Ich holte den Fleischegel zurück und legte ihn behutsam auf den Tisch.
„Sie lassen sich nicht gern Füttern. Du musst sie davon überzeugen selbst zu essen“, erklärte ich, legte das Dörrfleisch vor dem Fleischegel und zauberte es warm damit es sein Aroma freisetzt, der Egel verschlang es sofort und spuckte danach 3 Zähne aus, ich nahm sie und schmiss sie in den Kessel, in dem das Wasser bereits kochte, „Sie spucken nach jeder Mahlzeit 3-4 von ihren 40 Zähnen, welche innerhalb von 3 Stunden nachwachsen“.
„Woher weißt du das alles?“, fragte Draco.
Ich schluckte einen Kloß herunter und wendete meinen Blick zur Trauerweidenrinde um ihren Saft zu pressen,
„mein Dad hat viele Freunde die sehr gut im Brauen von Zaubertränken sind“.
Die Erinnerungen an das regelmäßige stundenlange Üben mit diesem geisteskranken Typen waren noch sehr präsent.
Ungefähr 3 Stunden später waren wir fertig mit dem Trank.
„Dann machen wir wohl morgen nach Pflege magischer Geschöpfe mit dem nächsten Trank weiter.“, sagte ich während wir die Sachen wegräumten.
„Leonie?“
„Hm…“
„Was bewirkt der Lebenstrank überhaupt?“
Ich schaute mich um und entdeckte eine vertrocknete Orchidee auf der Fensterbank, ich gab Draco eine der abgefüllten Phiolen des Trankes und er goss ihn über die Pflanze welche sofort aufblühte.
„Leider wirkt der Trank bei Pflanzen nur 2 Wochen, danach stirbt die Pflanze und man kann nichts mehr dagegen tun. Bei Tieren oder Menschen ist die Wirkungsdauer noch kürzer.“
Ich sah wie nun er schwer schluckte, er richtete sich wieder auf.
„Du scheinst nicht sonderlich gute Erfahrungen gemacht zu haben was deinen – nennen wir es mal Privatunterricht – betrifft“, sagte er plötzlich und sah mich mit einem Blick an, bei dem selbst ein Diamant zerbrechlich werden würde.
„Nein – ich meine, ich – ich möchte nicht darüber reden“, ich ging zum Pult und legte dort den Brief mit meinen Maßen hin, den hatte ich durch die ganze Aufregung komplett vergessen.
„Komm, lass uns was Essen gehen. Ich hatte heute kein Frühstück“, sagte ich und versuchte zu lächeln.
„Ich weiß“, erwiderte er und lächelte zurück.

Die Erbin Voldemorts (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt