Der Tag der See-Aufgabe brach an. Ich frühstückte gerade und wartete darauf, dass Hermine und Ron zu Harry stoßen würden, doch er saß da alleine und schaute genauso verdutzt wie ich.
Ich hielt es nicht mehr aus, gerade als ich Draco fragen wollte, lächelte er mich an und sagte: „Geh ruhig“
Ich stand auf und setzte mich neben Harry an den Gryffindor Tisch. Die Blicke und das Getuschel der anderen Schüler waren mir egal.
„Hi Harry“
„Hey sag mal, hast du Ron und Hermine gesehen?“
„Nein, leider nicht. Aber – Harry, egal wo sie sind. Sie haben bestimmt einen verdammt guten Grund für ihr wegbleiben“
„Ja - hoffentlich“
Ich legte meine Hand auf seinen Arm,
„das wichtigste ist jetzt, dass du dich auf die Aufgabe konzentrierst. Hast du – habt ihr etwas gefunden?“
„Neville hat gesagt, er findet es bevor die Aufgabe beginnt. Aber bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht.“
Er sah verzweifelt aus. Ich musste es sagen.
„Ich – ich kenn da was, aber es ist schmerzhaft und danach muss man dich von dem Fluch befreien.“
„Warte mal. Warum kennst du solche Flüche?“
„Harry ich versuche nur dir zu helfen. Ist es nicht egal woher ich sowas kenne?!“
Er schaute mich kurz etwas überrascht an, dann sah er wieder auf seinen Teller.
„Ja, tut mir leid. Es ist wohl nur die Aufregung. Was bewirkt er denn?“
„Er lässt dich zu einem Fischmenschen mutieren, fast so wie bei einem Vielsafttrank. Nur dass die Mutation schmerzen statt ekel bringt, es dauert nur einige Sekunden, deshalb könnte ich ihn auch im letzten Moment noch aussprechen, aber ohne Fluchbrecher hält er ewig an.“
Sein Blick, mit dem er mich musterte, war etwas geschockt: „Okay, danke, das ist wahrscheinlich besser als nichts“
Ich umarmte ihn kurz, das Geflüster der anderen Schüler ging wieder los.
„Jetzt iss bitte was, du musst bei Kräften bleiben.“
Dann ging ich zurück zum Slytherin Tisch und aß selbst weiter.
Draco schüttelte lächelnd den Kopf während er Waldbeeren in seinen Joghurt rührte.Es war soweit, wir standen auf der Slytherin Tribüne. Fünf Tribünen wurden um den See herum aufgebaut und zum Glück hatte ich von meinem Standpunkt aus, einen guten Blick auf die Champion Tribüne, wo Professor Dumbledore und die Schulleiter von Durmstrang und Beauxbaton schon auf die Turnierteilnehmer warteten.
Ich sah Harry kommen und Neville Longbottom lief neben ihm her, Harry schaute kurz zu mir, hob seine Hand und zeigte mir eine grüne schleimige Wurzel darin. Ich steckte erleichtert meinen Zauberstab weg.Der Schuss ertönte, die Teilnehmer sprangen in den See, ich schaute mich um, wo treiben Ron und Hermine sich bloß rum? Sie waren auf keine der Tribünen zu sehen.
Fleur Delacour wurde disqualifiziert.
Als Cedric Diggory mit Cho Chang aus dem Wasser kam, wurde mir klar was für Schätze den Teilnehmern gestohlen wurden.
Ich hielt Draco am Arm: „Ron und Hermine sind da unten!“, ich war schockiert, dass Schüler als Beute benutzt wurden.
Draco starrte auf das Wasser, dann auf mich: „Ich bin echt froh, dass Harry von nichts weiß, wenn du da unten wärst…“, er konnte nicht mal zu ende sprechen, stattdessen griff er nach meiner Hand und schluckte.
Es kam mir vor wie Stunden, der Timer tickte unentwegt weiter, da tauchten zwei Gestalten auf, ich brauchte eine Weile um zu erkennen, dass es Victor Krum und Hermine waren.
Dann kurze Zeit später noch zwei, diesmal waren es Gabrielle Delacour und Ron, er hob sie aus dem Wasser hinauf zu ihrer großen Schwester die sie hochzog. Wo blieb Harry nur? Ich machte mir Sorgen, alle sagen, dass bei diesem Turnier auch Leute sterben können.
Was ist, wenn ich nie die Möglichkeit haben werde, Harry zu sagen, dass ich seine Schwester bin?
Doch dann, den Zauberstabarm in die Höhe gestreckt, flog Harry aus dem Wasser und landete auf der Tribüne. Er sah völlig fertig aus. Doch er war am Leben. Ich atmete wieder und es fühlte sich an als hätte ich die ganze Zeit die Luft angehalten.
Die Menge tobte, klatschte und jubelte.
Cedric und Harry teilten sich den ersten Platz und die nächste und letzte Turnieraufgabe würde erst Ende Juni stattfinden.Seine Sicht
Mein Vater hatte mir einen Brief zukommen lassen, natürlich ist er stinksauer darüber, dass ich am Weihnachtsabend einfach abgehauen bin, aber dass ich ihn vor den Gästen bloßgestellt hätte, war übertrieben.
Was würde er erst sagen, wenn er wüsste, dass ich mit Harry Potters Schwester zusammen bin.
Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke.
Genau – was würde er dann eigentlich sagen?
Ich pfiff die Luft aus meinem Mund. Ich würde es nie schaffen Leonie ihm vorzustellen. Wenn er sie an Voldemort ausliefern würde – und das würde er – die Gefahr ist viel zu groß.
Er würde es nie verstehen, dass ich sie liebe. Er würde auf meine Gefühle keinerlei Rücksicht nehmen.
Er verlangt eine Erklärung für mein Verschwinden, ich hab keine Ahnung, was ich ihm schreiben soll. Ich werde lügen müssen, das ist klar, aber um das zu erklären, wird ich etwas tun müssen, was ich eigentlich vermeiden wollte.
Ich muss einen Gefallen einfordern.
Ich stand auf und schlich aus dem Slytherin Gemeinschaftsraum.
Intuitiv wusste ich genau wo ich ihn finden würde. Die Gänge waren leer da es schon spät war, doch er würde da sein, wo er immer zu finden ist, wenn man ihn sucht.
Vor nun fast schon 4 Jahren hatte ich sein Geheimnis herausgefunden und hab bis heute stillschweigen bewahrt.
Ich öffnete die Tür, er drehte sich um und schaute mich wissentlich an.
„Guten Abend, Severus“, sagte ich.
„Mr Malfoy, es ist bald Sperrstunde.“
„Es dauert nicht lang. Sie wissen, warum ich hier bin“
„Ja“, seine Stimme war verkniffen.
„Bis heute hat nie jemand von mir erfahren, was ich über Sie weiß. Es wird Zeit, dass Sie sich dafür erkenntlich zeigen“
„Was wollen Sie von mir?“
„Ich möchte, dass Sie meinen Vater davon überzeugen, dass Sie mich am Weihnachtsabend unverzüglich hier gebraucht haben. Es ist mir egal, wie Sie das anstellen, schicken Sie noch heute ein Schreiben zu ihm.“
„Sind Sie sicher, dass Sie diese Lappalie als ersten von drei Gefallen einfordern wollen?“
„Wenn Sie möchten, dass Ihr Geheimnis weiterhin geheim bleibt, stellen Sie besser meine Entscheidungen nicht infrage“, mit den Worten verließ ich Snapes Büro und machte mich auf dem Weg zurück zum Slytherin Gemeinschaftsraum, im dunklen Gang stieß ich mit jemanden zusammen. Der Duft von Erdbeeren und Lavendel stieg in meine Nase.
„Leonie?“, sagte ich überrascht.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie.
„Ich war bei Snape und wollte grad ins Bett. Was machst du hier?“
Plötzlich fiel sie in meine Arme, ihr Körper bebte: „Ich – ich wollte zu Harry. Draco, was ist wenn ich es ihm nach dem Turnier nicht mehr erzählen kann? Was ist, wenn Harry während des Turniers stirbt?“
Sie sah mich mit ihren grünen, vor Tränen glänzenden, großen Augen an. Ihre vollen Lippen zitterten und bebten unter dem Versuch weitere Tränen zu unterdrücken.
„Komm mit“, sagte ich und zog sie mit in den leeren Gemeinschaftsraum zurück auf die Couch, ich setzte mich so neben sie, dass ich sie geradewegs anschauen konnte.
„Weißt du“, begann ich, „als Harry ins erste Schuljahr kam, wurde der Stein der Weisen zur Wahrung hier nach Hogwarts gebracht. Letzten Endes stand Harry ganz allein Professor Quirell, alias Voldemort, unten in den Katakomben Hogwarts gegenüber und überlebte es. Im zweiten Schuljahr, öffnete jemand die Kammer des Schreckens. Harry entkam der Acromantula Aragog und dessen Kinder, besiegte in der Kammer einen uralten riesigen Basilisken und letztendlich die gestaltliche Erinnerung Tom Riddle’s. Letztes Schuljahr stellte er sich gegen hunderte Dementoren um einem vermeintlich verurteilten Schwerverbrecher das Leben zu retten. Leonie glaub mir wenn ich’s sage, dein Bruder ist wie Unkraut, wenn er eins nicht kann, dann ist es zu sterben. Den wird man nicht los und so ein kleines Turnier schafft der mit links.“
Sie lächelte mich an, ihre Tränen waren längst vergangen.
„Du weißt das alles obwohl du Harry, Ron und Hermine immer gemieden hast“, fragte sie und schmunzelte.
„Mein Vater konnte mir vielleicht die Beleidigungen und den grundlosen Hass in den Kopf setzen. Meine Ehrfurcht aber, gegenüber großer Taten, konnte er mir nicht nehmen“, erklärte ich ebenfalls schmunzelnd. Trotzdem war es schön den Stolz und die Freude in ihrem Blick zu sehen.
„Ich danke dir“, sagte sie dann mit einer so herzlichen Tonlage, dass ich wusste, sie meint das vollkommen ernst und aus tiefstem Herzen,
„ich danke dir dafür, dass du so bist wie du bist, dass du mich auffingst als ich drauf und dran war, den größten Fehler meines Lebens zu beginnen. Du nahmst mir meine Lebensblindheit und hast mir gezeigt was Leben und was Lieben bedeutet.“
Sie nahm sanft mein Gesicht in ihre warmen, kleinen Hände und küsste mich.
Sie hat mir was viel wichtigeres gezeigt, durch ihre reine Anwesenheit hab ich gelernt, dass ich mein Leben bestimmen kann – und nicht mein Vater.
Und vor allem, dass ich mein Leben auch selbst bestimmen will, ich will nicht meine Wege durch die Entscheidungen anderer beschreiten, sondern durch meine eigenen.
Selbst wenn es sich mal als Fehler herausstellen würde, dann war es wenigstens mein eigener Fehler gewesen.
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Die Erbin Voldemorts (Teil 1)
FanficHarry Potter Fanfiction. (with Draco ♡) Bitte gnädig sein, da es meine erste veröffentlichte FF ist, für gut gemeinte Kritik, Verbesserungsvorschläge stehe ich natürlich offen. Alle aus Buch, Film und Pottermore bekannten Bilder, Personen, Orte, Wes...