Kapitel 6

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In den zwei Wochen, in denen Draco und ich fast jeden Tag gut zwei Stunden alleine verbrachten, lernte ich viele Facetten von ihm kennen.
Natürlich lachten und scherzten wir zwischen dem Zaubertrankbrauen.
Je mehr er mir aber von sich erzählte, desto schlechter ging es mir dabei ihm nicht allzu viel von mir erzählen zu können.
Mit ungutem Gefühl im Magen schlief ich ein.
Am nächsten Morgen hatte ich verschlafen weswegen ich nicht Frühstücken konnte und nach einer sporadischen Katzenwäsche direkt zu den Gewächshäusern für Kräuterkunde rannte.
Im Anschluss hatten wir noch Alte Runen, was ich als Wahlfach genommen hab, danach gab es endlich Mittagessen.
Mittlerweile knurrte mein Magen ziemlich und ich konnte es gar nicht abwarten in die große Halle zu kommen.
Als ich schon im zweiten Stockwerk war fing der Blutige Baron mich ab.
„Oh holde Maid, endlich habe ich Sie gefunden. Bitte kommen Sie mit mir, ich muss Ihnen unbedingt etwas erzählen. Es kann nicht länger warten.“
Er sah so hilflos aus, ich konnte ihn nicht stehen lassen. So führte er mich rauf in den siebten Stock. Durch eine alte dicke Tür hindurch, durch einen kurzen staubigen Flur, der wohl jahrelang schon nicht mehr gereinigt wurde, durch noch eine Tür, eine lange Wendeltreppe hinauf und dann stand ich in einem runden Raum, dem Anschein nach befanden wir uns wohl ganz oben in einem der Türme von Hogwarts. Das Licht, welches durch die verschmutzten Fenster brach, offenbarte zugedeckte Möbel und Gemälde, Wandteppiche auf denen blutige Schlachten gezeigt wurden, unter meinen Füßen bedeckte ein verstaubter, verfilzter Teppich den gesamten Boden. Der Baron bat mich die Tücher von den Bildern zu nehmen.
Ein Grauen durchfuhr mich, wie alle Gemälde dieses Schlosses waren auch diese lebendig nur diese zeigten den Baron in seinen Schlachten, wie er Menschen mit seinem Schwert durchstieß, auf ganze Heere mit Katapulten Felsen schleuderte und auch gegnerische Offiziere im Schlaf erdrosselte. Das letzte Gemälde welches ich aufdeckte zeigte seine Hinrichtung durch die Guillotine und die Hexe, die ihm die Ketten mit einem Fluch anlegte.
Der Baron erklärte mir, dass er Buße getan hat, er habe im Auftrag seines Herrschers die Schlachten geführt, habe sich von falschem Munde leiten lassen.
Ich glaubte ihm und wollte ihm helfen. Er deutete auf dem Boden: „Auf diesem Teppich steht geschrieben wie man den Fluch brechen kann, meine Teuerste, du bist reinem Herzens und Gewissens, du bist nach tausenden Jahren die erste Slytherin, die die Legende erfüllen könnte, meine Befreiung liegt allein in deiner Hand.“
Ich untersuchte den Teppich, es war schwer etwas zu erkennen, es waren Runen einer knapp 2000 Jahre alten Sprache, sie zeigten die Anwendung eines Fluchbrechers.
Nachdem ich mir alles genau durchgelesen hatte zückte ich meinen Zauberstab und sprach den Spruch laut und deutlich aus, schlagartig wurde alles hell kurz spürte ich eine umhüllende dichte Kälte und ein ohrenbetäubender Knall ertönte der mich, neben den starken Schmerzen die mich durchzogen, Ohnmächtig werden ließ.

Seine Sicht
Warum kommt Leonie wieder nicht zum Essen, sie hat heute auch schon nichts gefrühstückt. Unweigerlich kam mir der Gedanke ob es vielleicht an mir lag, ob sie mich mied – aber wir kamen uns in den letzten zwei Wochen doch so nah, wir haben uns einfach gut verstanden und viel gelacht, ich habe nicht mal Annährungsversuche gemacht. Nein – es war etwas anderes, vielleicht wurde sie aufgehalten. Sie kommt bestimmt gleich noch, sie verpasst nie das Mittagessen. Mein Magen verkrampfte sich, ich erinnerte mich daran, dass sie mir mal aus Spaß gesagt hatte, dass man sie schon umbringen müsste bevor sie dieses leckere Mittagessen verpasst. Ich musste nach ihr suchen. So lässig wie möglich stand ich auf und verließ die große Halle.
Im Treppenraum blieb ich aber stehen und mir fiel es wie Schuppen von den Augen, im Anbetracht dieser vielen Räume in Hogwarts und seine riesigen Ländereien hatte ich keine Ahnung wo ich anfangen sollte zu suchen.
Als ich da stand und überlegte wo sie sein könnte kam mir ein  kettenloser blutiger Baron entgegen, er redete hilflos mit sich selbst: „Es war ein Unfall. Ihr muss es gut gehen, aber jemand muss ihr helfen“
„Hey Baron!“, rief ich
Er machte halt und drehte sich zu mir um. „Mr. Malfoy!“
„Wo ist Leonie?“
„Es war ein schrecklicher Unfall. Sie hat den Zauber gesprochen und dann ging alles so schnell, ich hab versucht sie abzuschirmen, bitte holen…“
Alle meine Alarmglocken schrillten, Leonie schwebte wahrscheinlich in Lebensgefahr. Ich ließ ihn nicht ausreden, so schnell ich konnte sprintete ich die Treppen hinauf bis in den linken Flügel des siebten Stocks. Ich wusste wo der Turm des Barons war. Bei der Wendeltreppe nahm ich immer 2-3 Stufen auf einmal und stürmte in den Raum.
Dort lag sie, regungslos auf dem Boden, zerschmetterte Möbel türmten sich an den Wänden und um sie herum war ein schwarzer ring aus Asche und Staub.
„Leonie!“, schrie ich und lief zu ihr, ich kniete mich hin. „Leonie.“, ich schüttelte sie sanft, sie rührte sich nicht. Ich fasste an ihr Herz, zum Glück schlug es noch. „Leonie bitte wach auf“, ich bekam nicht mehr als ein Flüstern zustande. Während mein Geist immer schwächer wurde und mein Herz zu zerreißen drohte, bewegte sich mein Körper wie Ferngesteuert.
Vorsichtig hob ich sie auf meine Arme und trug sie aus dem Turm heraus, sie brauchte Hilfe die ich ihr nicht geben konnte. Aber ich wusste wer. Im Treppenhaus kamen mir viele verdutzte Schüler entgegen, alle tuschelten hinter meinem Rücken, es war mir egal, ich trug sie bis in das Erdgeschoss und schlug dann den Weg zum Krankenflügel ein. Noch immer regte sie sich nicht. Ich merkte wie mir die Tränen drohten aus den Augen zu fließen und versuchte sie weg zu blinzeln – nicht jetzt, ich musste standhaft bleiben – für sie.
Ich schaute in ihr Gesicht, es entspannte mich sie anzuschauen, doch dann erschrak ich, ihre Bluse war an einigen Stellen gerissen und oberhalb der rechten Brust hatte sie eine Narbe die wie eine tiefe Bisswunde aussah, zu tief, als dass sie von einem normalen Tier hätte stammen können, wenn ich mich nicht täuschte war es die eines Werwolfs.
Ich schluckte schwer und mein Atem stockte, wurde Leonie etwa von einem Werwolf gebissen? Sie hatte öfters ihr Training und ihre Lernstunden erwähnt, aber es konnte doch nicht sein, dass ihr eigener Vater sie einer solchen Gefahr wie die eines Werwolfs aussetzt, oder?
Anscheinend hat sie sich aber nicht angesteckt, sonst hätte sie sich schon an dem Abend an dem wir in Hogwarts ankamen verwandelt, da war es nämlich Vollmondnacht.
Außer sie war so gut in Zaubertränke, dass sie sich selbst einen Unterdrückungstrank brauen konnte.
Ich hatte nicht mehr Zeit gehabt zum überlegen, es war mir aber auch ehrlich gesagt egal, am wichtigsten war gerade Leonies Gesundheit.
Ich trat die Flügeltüren zu Krankenflügel auf und legte Leonie auf ein freies Bett.
Madame Pomfrey kam zu uns geeilt: „Mr Malfoy was machen Sie…oh, das arme Ding, was ist mit ihr passiert?“
„Sie hat die Legende des Barons erfüllt.“, sagte ich, meine Kehle schnürte sich zu. Madame Pomfrey schaute mich erschrocken und empört an: „Aber sie ist doch noch ein Kind. Was hat der Baron sich nur dabei gedacht? Dieser Selbstsüchtige… Dieser Fluchbrecher ist über 2000 Jahre alt und wegen seines hohen Risikos aus den Zaubereigeschichtsbüchern entfernt worden. Der letzte erwachsene Zauberer, der ihn vor 1100 Jahren anwenden wollte ist keine 12 Stunden danach verstorben.“
Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten, sie flossen über mein Gesicht, „aber – sie wird doch jetzt nicht sterben. Madame Pomfrey bitte sagen Sie mir, dass sie nicht sterben wird!“
Meine Stimme brach.
„Ich werde mein bestes geben, bitte beruhigen Sie sich erstmal und geben Sie Professor Dumbledore bescheid, es ist ein dringender Notfall er…“
Da schlugen schon die Türen auf und Professor Dumbledore kam herein: „Der Baron hat mich informiert, Mr Malfoy, gehen Sie doch ein wenig an die frische Luft, Professor Flitwick hat eingewilligt Sie aus dem Unterricht zu entlassen. Hier können Sie aber nicht bleiben, wir können hier keine weiteren Personen zulassen.“
Etwas widerwillig tat ich was er sagte, doch wenn ich jemanden Leonies Leben anvertrauen konnte, dann Professor Dumbledore. Durch die Glasscheiben der Türen sah ich noch wie Dumbledore Leonie mit einem lilafarbenen rauchartigen Zauber umhüllte, dann entdeckte Madame Pomfrey mich, schaute mich entschuldigend an und zog dann mit einer Fingerbewegung die Gardinen vor die Glasscheiben.

Die Erbin Voldemorts (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt