Kapitel 19

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Seine Sicht
Ein leichtes Klopfen riss mich aus dem Schlaf, ich sah zum Fenster, draußen tobte ein Schneesturm. Hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet? Doch es klopfte wieder, ich schaute genauer hin und brauchte eine Weile um zu erkennen, dass das vorm Fenster nicht Potters Schneeeule war, sondern Leonies. Schnell öffnete ich das Fenster, Faye kam hereingeflogen und setzte sich auf mein Bett.
Da meine Eltern noch nicht wach waren schlich ich herunter, holte eine Handvoll Kräcker und etwas zu trinken aus der Küche und legte beides neben Faye aufs Bett.
Er hatte bereits den Brief aus dem Schnabel gelegt, bedankte sich mit einem kleinen Krächzer und nippte zuerst an der Wasserschale bevor er sich genüsslich den Kräckern zuwendete.
Vorsichtig band ich das Päckchen von seiner Kralle und legte es auf meinem Schoß.
Ich strich ihm kurz über seinen gefiederten Kopf, flüsterte ein „Dankeschön“ und öffnete zuerst den Brief.
>Guten Morgen Draco,
ich hoffe, du hattest entspannende Ferientage, bin aber auch froh, wenn du wieder hierhin kommst.
Auch wenn man die Ruhe hier anfänglich genießen kann, ist es doch schon ziemlich einsam und die Schule ist eben keine Schule ohne den größten Teil ihrer Schüler. Echt, wenn ich nicht wüsste, dass hier wirklich Geister rumschweben, würd ich sagen hier könnte es spuken.
Jedoch kam ich auch etwas herum und habe einen Geheimgang entdeckt, ich hab mich aber nicht getraut alleine durchzugehen. Hinterher lande ich noch in Snapes Büro.
Da ich echt offen gesagt keine Ahnung hab, was man zu Weihnachten verschenkt, hoffe ich umso mehr, dass dir der Inhalt des Päckchens gefällt.
Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
In Liebe, Leonie.<
Während ich den Brief las zuckten meine Mundwinkel immer weiter nach oben, bis sie bei einem schmunzelnden Lächeln blieben. Leonie hatte so eine unbeholfene süße Art an sich, das merkte man sogar in ihrer Schreibart.
Wie anstrengend die letzten Tage mit meinem Dad auch gewesen sein mochten, dieser Brief von Leonie genügte mir, um das alles so zu akzeptieren wie es ist.
Ich tat ihn wieder in den Umschlag und widmete mich dem Päckchen.
Darin befand sich eine kleine Schmuckphiole, in welcher sich ein silbern leuchtender Faden hin und her windete. Ein kleiner Zettel lag darunter.
>Ich bin vielleicht nicht so gut darin, meine Gefühle mit Worten auszudrücken. Deswegen möchte ich sie dir lieber einfach zeigen.
PS: Nimm es mit deinem Zauberstab auf und lass es über deine Schläfe in deinen Kopf rein.<
Ich tat was auf dem Zettel stand, nahm meinen Zauberstab von der Kommode, ließ den kleinen Faden auf seine Spitze gleiten und hielt ihn mir an die Schläfe.

Ich saß im Zugabteil und war ein wenig niedergeschlagen von den ganzen Schülern, die am Bahnhof noch ihre Eltern mit Küsschen und Umarmungen verabschiedet hatten.
Auf einmal kam ich – also Draco herein, (erst jetzt bemerkte ich, dass ich alles aus Leonies Kopf sah) mein Herz schlug schneller, ich hörte nicht mal was er sagte.
Bildwechsel, große Halle, ich tauschte widerwillig den Platz mit Dave, sah Dracos gesenkten Kopf und das Lachen, welches er sich verkniff.
Bildwechsel, ich stand im dunklen Gang, Draco ganz nah vor mir, der Moment war magisch, mein Herz raste förmlich, er maß mich ab, berührte mich, es kribbelte überall.
Bildwechsel, Krankenflügel, ich machte die Augen auf und sah ihn, es fühlte sich toll und geborgen an in seinen Armen zu sein.
Bildwechsel, schwarzer See, erster Kuss, eine Gefühlsexplosion brach in mir aus.
Bildwechsel, Rand vom verbotenem Wald, seine Hand in meiner ließ mich sicher sein, ich brauchte mich vor nichts mehr fürchten.
Bildwechsel, Raum der Wünsche, er war über mir, streichelte und küsste mich überall, ein Feuerwerk meiner Emotionen.
Bildwechsel, Weihnachtsball, Glück, Geborgenheit, Freude, Zuneigung  - Liebe.

Ich tauchte aus der Erinnerung auf, sie wand sich wieder auf meinem Zauberstab und ich ließ sie zurück in die kleine Schmuckphiole gleiten.
Doch die Erinnerung an ihre Gefühle für mich blieben in meinem Kopf, sie hatte sich mir gänzlich offenbart. Es war das schönste Weihnachtsgeschenk, was ich je bekommen hatte.

Die Erbin Voldemorts (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt