Vorsichtig rutschte ich zum Bettrand und ließ meine Beine vom Bett gleiten. Sie fühlten sich schwer an und ich spürte immer noch die Erschöpfung in meinen Knochen. Die Erinnerung war scheinbar schlimmer gewesen, als ich gedacht hatte. Ich fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht und wuschelte mir einmal durch die Haare, in der Hoffnung, dass ich etwas wacher werden würde. Vorsichtig stand ich auf und um mich herum fing sich alles an zu drehen. Ich stolperte zur Seite, schloss meine Augen und stütze mich an der Wand, als Brownie plötzlich anfing zu heulen. Die Zimmertür wurde aufgerissen und ich spürte starke Arme um meiner Taille.
„Alles ok mit dir?", ertönte Nils Stimme neben meinem Ohr.
„Ja", nuschelte ich und öffnete meine Augen als das Schwindelgefühl nachließ.
Und dann sah ich sie. Diese braunen Augen, die kein bisschen kalt wirkten. Sie waren wie die Augen des Labradors.
Wundervoll warm und vertraut.
„Na komm. Ich bring dich ins Wohnzimmer und dann isst du erstmal was. Seit du hier bist hast du ja fast gar nichts gegessen, geschweige denn getrunken."
Ich spürte wie ich den Boden unter meinen Füßen verlor und an eine starke Brust gelehnt wurde. Doch es war nicht ruckartig und mein Schwindelgefühl nahm nicht zu, im Gegenteil, es war als würde ich fliegen. Also ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter gleiten und schloss noch einmal meine Augen, während ich seinen Geruch einatmete. Ich merkte wie er mich gekonnt, durch die Wohnung trug und dann spürte ich auch schon die weiche Couch unter mir. Ich setzte mich gerade ein wenig auf, als Brownie neben mir auf die Couch hüpfte und mich mit großen Hundeaugen anstarrte. Hinter mir ertönte das Geräusch einer Kaffee Maschine und wie aus dem Nichts saß Nils neben mir und hielt mir einen Teller mit einem geschnittenen Apfel hin.
„Kaffee kommt gleich."
Ich nahm den Teller und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich den frischen Apfel sah. Ich nahm rasch ein großes Stück und begann es gierig zu essen. Es war ein wundervolles Gefühl und erst jetzt bemerkte ich wie hungrig ich war.
„Möchtest du Pizza?", hörte ich Nils hinter mir fragen.
„Ja", antwortete ich eilig mit vollem Mund und vernahm ein leises Lachen von ihm.
„Margarita geht klar?"
Diesmal nickte ich nur schnell stumm und as eilig weiter, was ich hätte unterlassen sollen, denn mir wurde sofort wieder Schwindelig. Ich kniff meine Augen zusammen und lehnte mich gegen die Couch.
„Ganz Ruhig. Ich werde dich schon nicht verhungern lassen."
Er hielt mir einen frischen, ziemlich starken Kaffee unter die Nase, sodass ich gar nicht anders konnte als meine Augen zu öffnen und gierig zu trinken. Die Tatsache, dass der Kaffee brühend heiß war interessierte mich nicht. Ich kam mir vor als hätte ich seit Wochen nur Salzwasser getrunken. Der Kaffee wurde mir sanft entrissen und ich schaute in ein Gesicht, das sich nicht entscheiden konnte, ob es belustigt oder geschockt wirken sollte. Während mein Entführer weiter sein Mienenspiel spielte nahm ich erneut den Kaffee und trank ihn ganz aus.
Ich gebe zu, Kaffee war nicht der beste Durstlöscher, doch weitaus besser als nichts. Nach Atem ringend, nach meiner Kaffee-Runter-Kipp-Aktion, spürte ich wie Nils die Tasse nahm. Mein Blick wanderte zu ihm und ich sah wie er die Tasse umkippte und kein Tropfen mehr herauskam.
„War der nicht etwas heiß?"
Ich zuckte mit den Schultern und leckte mir einmal um die Lippen, bevor ich mich wieder den Äpfeln zuwandte.
„Noch Durst?"
Wieder nickte ich nur, doch diesmal nicht ganz so hektisch, weil ich keine Lust auf einen erneuten Schwindelanfall hatte. Der Blonde mit den braunen Augen stand auf und bewegte sich Richtung Küche. Ich hörte das zischen einer Wasserflasche, was mich sofort noch durstiger machte.
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Entführt - Gerettet aus der Hölle
RomanceKeine Regung ließ ich erkennen, obwohl meine innere Gefühlswelt sich langsam wieder öffnete und die Kälte die ich empfand nachließ. Nun bekam ich Angst, doch sie wurde von dem Hass auf meinen Vater und auf dem Blonden Typen mit den kalten braunen Au...