Gute Nacht, Prinzessin

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Franziska

Ich stand an einem großen See, an den ich früher oft mit meiner Mutter gefahren war. Hier schienen die schönen Erinnerungen herumzufliegen, sodass ich diese langsam einfangen und genießen konnte. Ehe ich diese Stadt verließ, wollte ich mich von meiner Mutter verabschieden, auch wenn sie nicht hier war, sondern wo anders auf der Welt. Ich ging in die Hocke und strich mit meiner flachen Hand über das trockene Gras. Ein Schwan glitt stolz über das seichte Wasser und durchbrach das Spiegelbild der Sonne. Sacht fuhr der Wind durch mein Haar und fing an mit einer meiner Locken zu spielen.

Ein Lächeln trat auf mein Gesicht, als ich daran dachte, wie meine Mutter mit ihrer Haarbürste sacht durch meine Haare fuhr und mir Märchen über diesen See, der für mich verzaubert war, erzählte. Ein Knistern hinter mir riss mich aus meinen Gedanken. Verwundert wandte ich meinen Kopf herum und erblickte eine Gestalt, die komplett in schwarz gehüllt war. Ich erhob mich, ohne diese aus den Augen zu lassen und schaute sie fragend an. Das Gesicht war bedeckt, doch die Statur kam mir sehr bekannt vor.

„Du warst mit deiner Mutter oft hier."

Ich riss meine Augen auf und taumelte ein paar Schritte rückwärts, als ich die raue Stimme erkannte.

„Sie hat dir die Haare gemacht und sich an die anderen Kerle rangemacht."

Er hob seinen Blick vom Boden und schaute mich mit hasserfüllten Augen an.

„Denkst du wirklich, ich würde im Gefängnis bleiben, während du mein Hab und Gut zerstörst du Miststück?! Denkst du ich würde dich nicht finden nur weil du abhaust?"

Mein Vater zog seine Kapuze von seinem Kopf und ich sah wie sich seine Lippen zu einem schmalen Lächeln verzogen.

„Du kannst nicht wegrennen."

Er machte einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich unweigerlich einen Fuß nach hinten setzte. Wie konnte es sein, dass er frei war?! Wieso tauchte er hier auf und was sollte ich jetzt tun?!

„Ich habe lange drüber nachgedacht, was ich mit dir anstellen soll. Du bist nicht besonders hübsch. Nur was für zwischendurch. Nicht intelligent und auch nicht sportlich. Du bist weniger als der Durchschnitt."

Er sprach die Worte wie Dreck aus und griff langsam in seine Jackentasche.

„Und als du mein Auto noch verschrottet hast und mich verpfiffen hast, da habe ich einen Entschluss gefasst."

Mein Herz raste und ich spürte wie das Adrenalin durch meine Adern schoss. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und meine Muskeln spannten sich an. Langsam zog er seine Hand aus der Innenseite seiner Jackentasche und hielt plötzlich eine Pistole in der Hand.

„Ich habe beschlossen dich nerviges Ding aus dem Weg zu schaffen. Und da du einen Brief hinterlassen hast, in dem du der Polizei mitteilst, dass du weggerannt bist, wird dich niemand suchen."

„Ich habe geschrieben, was du getan hast", flüsterte ich erbärmlich und völlig verängstigt. Den Wunsch zu Sterben, den ich vor Tagen noch hatte, war wie ausgelöscht. Ich wollte und musste Nils finden. Mich bei ihm Bedanken. Er konnte mich nicht töten Nicht jetzt.

„Die Zeilen werde ich abschneiden und verbrennen."

„Es wissen noch andere was du mir angetan hast."

„Dann muss ich die wohl auch umbringen."

Seine Augen genossen es, dass er meine Angst sah. Die Pistole richtete er auf mich und betrachtete mich noch einmal, ehe er mir in die Augen blickte.

Entführt - Gerettet aus der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt