15. Kapitel

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Das Silbervlies leuchtete am Nachthimmel als Ahornpfote und Sturmwind ins Lager zurückkehrten. Die beiden verabschiedeten sich voneinander und Sturmwind trottete mit hoch erhobenem Schwanz zum Lagereingang, wo er sich schweigend neben seinem Bruder Graunebel hinsetzte. Da sie nun Krieger waren, mussten sie ihre erste Nacht schweigend Nachtwache halten. Dies war ein Brauch in jedem Clan und verdiente viel Respekt.

Der Spaziergang war schön!

Die Schülerin war unglaublich müde und das einzige was sie wollte war sich im Nest zusammen zu rollen und zu Schlafen. Aber sie musste noch etwas erledigen: Die Ältesten.

Ahornpfote nahm ein Kaninchen vom Frischbeutehaufen und schleppte es zum Ältestenbau.
Drinnen erblickte sie Rotschopf, die leise schnarchend schlief und Kieselregen, die sich empört mit Beerenohr unterhielt.

"...und dann hat sich diese kleine Fellkugel auf mich geworfen und mich fast zu Tode erschreckt!", beendete die graue Älteste laut. Sie redete so laut, dass Ahornpfote sich nicht vorstellen konnte, wie man dabei schlafen sollte.

"Hallo!", flüsterte die Schülerin, um Rotschopf nicht zu wecken.
"Was?", fragte Beerenohr und zuckte mit den Ohren.

Kieselregen schnaubte: "Du musst lauter reden! Beerenohr ist äußerst schwerhörig"

Ahornpfote ließ das Kaninchen vor den Katzen fallen und fragte müde: "Braucht ihr sonst noch etwas?"
Kieselregen musterte sie mit zusammengekniffenen Augen und lehnte genervt ab. "Damit du mir statt Wasser Mäusegalle zum Trinken bringst, so müde wie du bist? Nein, danke. Geh schlafen"

Erfreut, nichts machen zu müssen, verließ die Schülerin den Bau und lief in den Schülerbau, wo sie sich müde im Nest zusammenrollte und kurz darauf einschlief.

Ein Sonnenstrahl schien durch die Zweige und weckte Ahornpfote. Sie setzte sich gähnend auf und streckte sich erst mal. Sie wusste, dass Blattsprenkel auf sie wartete, wollte aber nicht alleine gehen. Sie stupste ihre Schwester liebevoll mit der Nase an. "Aufwachen"

Federpfote seufzte müde, stand aber dennoch auf.

"Wir haben Training, schon vergessen?", erinnerte sie Ahornpfote. Ihre Schwester leckte kurz ihr Fell glatt und fragte: "Du warst gestern lange weg. Wie war der der kleine Sparziergang?"

"Es war in Ordnung, wieso?"

"Nur so", war die Antwort und schon stand die Kätzin beim Ausgang. "Kommst du jetzt?"

Ahornpfote nickte und trottete auf die Lichtung. Es war so hell, dass sie die Augen zusammenkneifen musste.
"Da seid ihr ja!", miaute Blattsprenkel ihnen entgegen.

Ahornpfote sprang auf den Rücken ihres Gegners, wurde aber schnell wieder abgeworfen, sodass sie mit dem Bauch nach oben lag. Sie probierte sich umzudrehen, wurde aber mit den Pfoten auf den sandigen Boden gedrückt. Also bearbeitete sie den Bauch ihres Gegners, sodass er zurückwich. Blitzschnell schoss sie vor und zog ihm die Pfoten weg und ließ den Gegner zurücktaumeln. Ein kleiner Schubs, und schon lag er am Boden, zu atemlos um aufzustehen.

"Juhu!", triumphierte Ahornpfote.

"Nicht schlecht. Der Zug am Anfang war etwas unbeholfen aber im Endeffekt konntest du noch siegen", meinte Bienenwolke. Ahornpfote leckte sich verlegen das Brustfell. Lob von dieser Kätzin zu bekommen war echt schwer und genau deshalb wurde er so geschätzt.

Blattsprenkel, Ahornpfotes' Mentorin strahlte stolz.
Derzeit stand Moospfote auf und schüttelte den Sand aus seinem Pelz. "Das war echt gut!", lobte er.

"Das Training ist für heute beendet!", verkündete Bienenwolke und trabte voraus. Die anderen folgten ihr bis zum Lager.

Ahornpfote ließ sich erschöpft neben dem Schülerbau fallen als ihr auffiel, dass schon Sonnenhoch war.

Ich hab mich doch mit Ricky verabredet!

Sie lief, so unauffällig es ging aus dem Lager und steuerte zum Treffpunkt zu. Angekommen erblickte sie die getigerte Kätzin.

"Schön dich zu sehen! Ich dachte schon, du kommst nicht", begrüßt Ricky sie.

"Hallo! Ich habe mich verspätet.", gab Ahornpfote zu. "Macht es deinen Zweibern nichts aus, dass du hier bist?"

"Meinst du meine Hausleute? Nein, sie wissen, dass ich immer nach Hause zurückkehre.

Wie kann man sich in einem Zweibeinernest zu Hause fühlen?

"Ich wollte dich noch gestern eine Frage stellen. Und zwar, magst du deine Zwei... äh, Hausleute wirklich? Sie, sie sperren dich doch ein, geben dir komische, trockene Brocken zu essen und berühren dich mit ihren Pfoten!".

Ricky hörte genau zu. "Ja, ich mag meine Hausleute. Und sie mögen mich. Ihre Pfoten sind ganz angenehm, weißt du. Ich mag es nur nicht, wenn sie mich hochheben. Aber das wissen sie ja, und lassen mich somit in Ruhe. Nur die Kleine ist etwas nervig. Aber ich glaube sie spielt nur, und ich weiß, sie liebt mich. Das Essen ist wirklich nicht so toll, deswegen jage ich manchmal im Wald. Genauer gesagt jagte ich früher. Ich will eure Grenzen nicht verletzen"

Als Ahornpfote nur nickte, bat Ricky sie: "Kannst du mir nicht mehr über die Clans erzählen?"

"Natürlich!"

Und so redeten sie bis in den Abend hinein. Immer mehr dachte Ahornpfote daran, als hätte sie diese Katze schon irgendwo gesehen. Diese Augen, die Körperhaltung, der Charakter und das buschige Fell. Als Ricky ihr nochmal in die Augen schaute, sah Ahornpfote plötzlich die blauen Augen ihrer Mutter. Für kurze Zeit dachte sie es wäre auch ihre Mutter mit dem langen, weißen Fell, aber es war immer noch Ricky.

Das kann doch nicht sein...

"Ricky?", unterbrach Ahornpfote ihre Freundin. "Wer sind eigentlich deine Eltern?"

Das Hauskätzchen schaute sie kurz verwirrt an, und antwortete: "Mein Vater heißt Tiger, und wohnt einige Häuser weiter"

"Was sind Häuser?"

Ricky schnurrte belustigt. "Das sind die großen Dinger, wo Zweiberner wohnen! Also, mein Vater ist ebenfalls eine Hauskatze, und ich bin glücklich, ihn so oft besuchen zu können! Und meine Mutter... Tiger sagt, sie hätte im Wald gelebt, musste aber nach meiner Geburt weg. Sie war wahrscheinlich eine Streunerin oder so, ich habe sie aber nie gekannt. Tiger spricht nur ungern darüber."

"Und wie hieß sie, und wie sah sie aus?", forschte Ahornpfote weiter.

Ricky dachte kurz nach. "Hmm... Sie hatte weiß-rotes Fell und blaue Augen. Tiger hat mal ihren Namen erwähnt, es war ein komischer Name, der aus zwei Wörtern bestand. Aber irgendwie was mit Feuer..."

Wahrscheinlich die Mutter von Schneerose, aber über sie weiß ich ja nichts.... Ohne Zweifel, das ist die Schwester von Schneerose!

Ahornpfote dachte nach, wie sie es ihr sagen sollte. "Ricky... ich muss dir was sagen. Du... du bist die Schwester meiner Mutter!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 20, 2019 ⏰

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