London. Diana.
Es war einer der kargen Tage in London, wo die Sonne schien und der Himmel wolkenlos und aus stetigem blau entstand. Nun waren doch
einige Tage verstrichen, in denen Diana keine Zeit gefunden hatte, das Institut aufzusuchen. Sie musste kurzfristig beide Schichten im Café übernehmen, in welchem sie gelegentlich kellnerte, da ihre Kollegin krank geschrieben war. Abends war sie dann immer so müde, dass sie kraftlos ins Bett fiel. Aber heute war es soweit und es schien, als wäre sogar das Wetter auf ihrer Seite. Den unterschriebenen Vertrag hatte sie in ihrer Umhängetasche, die bei jedem Schritt beständig gegen ihren Oberschenkel schlug.Wie bei ihrer ersten Anreise begegnete sie kaum Leuten - nur hier und da gingen gebückt zwielichtige Gestalten an ihr vorbei und sie war froh, als sie endlich vor der bereits bekannten Tür stand. Der Hebel war eiskalt, als sie ihn mehrere Male gegen das braune Holz schlug. Sie genoss den immer vorhandenen Wind in dieser Gegend, der ihr die braunen, offenen Haare aus dem Gesicht blies und somit verhindert, dass sie auf dem Lipgloss kleben blieben, den sie aufgetragen hatte.
Sie wartete geduldig, bis sie das Drehen der Schlüssel wahrnahm und sich die Tür einen Spalt breit öffnete, aus welchem die blauen Augen von Tom hervorlugten - und nicht wie beim letzten Mal die braunen von Jack. "Ah, hallo Diana." Die Tür wurde weiter aufgeschwungen und Diana konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen.
„Hast du jemand anderen erwartet?", sagte sie dann und trat ein. Der typische Duft nach altem Leder schwang ihr entgegen. Sie betrachtete den Mann vor ihr eingehender. Er besaß ein freundliches, offenes Gesicht, umrahmt von einer Fülle dichten, blonden Haaren. Er war sehr muskulös und des Stoff des Shirts, welches er trug, wurde von seinen Oberarmen gedehnt.Tom fuhr sich durch die Haare, wobei sie feststellte, dass er schmutzige Hände besaß. Wahrscheinlich arbeitete er zusätzlich in der Werkstatt von Oliver, da sie daran Öl erkennen konnte. Diana trug keinen Mantel, den sie hätte ausziehen können, sondern nur ein schlichtes schwarzes Langarmshirt.
"Um ehrlich zu sein, ja." Tom schloss die Tür wieder sorgfältig hinter sich, dann wandte er sich ihr zu und schenkte ihr ein zurückhaltendes Lächeln. "Caroline und Oliver sind seit heute morgen bei einem Auftrag und langsam müssten sie eigentlich zurückkommen."
"Aha." Sie musterte ihn kurz. Er trug helle, abgewetzte Jeans, robuste Arbeiterstiefel und einen grauen Pullover - der überraschenderweise nicht mit Flecken übersäht war. Tom schien ihre Bemusterung nicht zu bemerken, denn er verschränkte die Arme und sah sie abwartend an. "Soll ich ihr deinen Vertrag geben, wenn sie zurückkommt? Oder möchtest du hier warten?"
"Ist denn Jack hier?" Verwirrt kräuselten sich die Brauen des Blondhaarigen. "Jack? Äh, ja, ich denke schon. Er ist bestimmt auf seinem Zimmer, wir haben gerade alle zu Mittag gegessen."
Erfreut lächelte Diana ihn an. "Dann bring mich zu ihm." Sie wusste selber nicht so genau, warum, aber jetzt, da sie schon einmal hier war würde sie nicht sofort wieder nach Hause fahren. Den Vertrag konnte sie auch Jack geben. Er erschien er vertrauenswürdiger und weniger... schmutzig.
Während dieser nickte und sich mit schnellen Schritten in Bewegung setzte, folgte Diana ihm. Er war älter, als sie bei ihrer letzten Begegnungen gedacht hatte. Mitte zwanzig vielleicht. Außerdem erschien er ihr sehr sportlich - sowie alle Bewohner hier - und generell hatte er einen breiten Oberkörper und muskulöse Oberschenkel. Wahrscheinlich müssen die Angestellten hier ebenfalls das Sporttraining absolvieren. Wie einst hinter Jack gingen die beiden durch Flure und Gänge, die aber alle gleich für Diana aussahen. Nur an die Wendeltreppe konnte sie sich erinnern. Der Speisesaal lag eine Etage unter Jack Zimmer, weswegen sie noch weitere Treppen hinaufstiegen. Sie blieben vor einer braunen Tür stehen, die sich nicht sonderlich von den anderen unterschied. Einzig und allein ein Poster von einem Violinenspieler war auf dem Holz angebracht, welches Diana leicht schnaufend betrachtete. Er hatte wirklich einen schnellen Schritt.
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His Own Salvation.
Mystery / ThrillerSeine persönliche Erlösung. „Niemand bemerkte, wie schuldig er sich fühlte, sie sahen nur seine Schuld. Niemand sah den Schmerz, in dem er sich befand, sie sahen nur den Schmerz, den er verursachte. Niemand merkte, dass er sich selbst hasste, weit m...