Seventh

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London. Sarah.

Im Schnelldurchlauf erklärte Gerry Will von den Drogen und der neuen Ausrüstung, aber Sarah hatte sich auf einem dunkelgrünen, abgewetzten Ledersessel niedergelassen und war in Gedanken versunken. Sie wunderte sich, wie viele Male Jack oder Will hier schon gesessen hatten und für dem jeweils anderen gebetet haben, der verletzt im Raum lag. 

Will hatte sie geküsst.

Nein, dachte sie.

Sie hatte ihn geküsst.

Aber sie bereute es nicht, wie Sarah verwundert feststellte. Die Tür ging auf, und alle kamen herein. Als Erstes Caroline und Oliver mit Jack, dann Tom und Diana. Nur Juliett war mit der Entschuldigung nicht erschienen, da sie für alle einen Tee abkochte.

Auf Jacks Gesicht spiegelte sich unverhohlene Freude wider, als er auf Will zujoggte und ihn umarmte.

„Warum zerdrückst du mich mit deinem Körper?" Wills leicht gedämpfte Stimme schwebte durch den Raum.

Jack lachte.

„Es ist eine Umarmung, Will. Ich umarme dich."

Die beiden trennten sich voneinander, aber Jack blieb dennoch neben Will stehen und bedachte ihn mit einem brüderlichen Blick. Das zeigte wieder mal die Gegensätze der Beiden: Jack, so sanftmütig und liebend und Will so verbittert und wunderschön zugleich.

Caroline legte Will mütterlich eine Hand auf die Wange und Oliver und Tom nickten ihm kurz lächelnd zu. Diana hielt sich im Hintergrund, mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen. Ihre Finger hatten sich fest ineinander verhakt, sodass die Knöchel weiß hervortraten und ihr Haarknoten war so streng nach hinten gebunden, dass ihre Stirn wie gespannt zu sein schien.

Sarah starrte sie verwirrt an, konzentrierte sich dann aber wieder auf Caroline, die auf dem gegenüberliegenden Bett von Will Platz genommen hatte und Stift und Block im Schoß hielt. Sie sah bedrückt und erleichtert zugleich aus.

„Will, fühlst du dich fit genug, uns mitzuteilen, was du noch von dem Angriff weißt? Selbst die kleinsten Einzelheiten sind wichtig, dass weißt du ja. Später wirst du mir zudem noch Bilder von den Angreifern erstellen müssen. Außerdem wird Scott im Laufe des morgigen Tages vorbei kommen, um mit euch die Verhörung zu machen."

Will verdrehte die Augen.
Von der Verhörung wusste Sarah bereits, dass dies eine selten angewandte Methode eines Lügendetektors war, die nur wenige beherrschten - darunter Scott. Er machte dies mit allem, von denen man die Wahrheit erfahren wollte. Was genau aber da gemacht wurde, würde sie morgen sehen.

Mittlerweile hatte Will ein graues Shirt übergezogen, welches ihm Jack mitgebracht hatte.

„Selbstverständlich kann ich das. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass meine Schulter an eine zerrissene Rosette erinnert? Aber beginnen wir zunächst mit der wichtigsten Frage des Tages: warum bin ich überhaupt aufgewacht?"

Als Caroline ihn böse ansah, grinste er sie an, wobei seine weißen Zähne zum Vorschein kamen. Dann verhärtete sich seine Mimik. „Der Zweite, der mich angegriffen hat, meinte dass es besser sei wenn ich die Seiten wechseln würde. Immerhin würden sie uns ja in naher Zukunft mit neuen Waffen überlegen sein." Er schnalzte abschätzig mit der Zunge.

Jack lächelte wehmütig. „Das ist einer der Nachteile, der beste Agent zu sein, hm?"

Das hatte Sarah schon zum Teil mitbekommen. Will war in seiner Generation der beste Agent von allen. Er war unglaublich begabt im Kämpfen, logischen Denken und hatte die besten Abschlussprüfungen erzielt. Fast jeder, der von den Instituten wusste, kannte ihn. Ob mit guten oder bösen Ansichten sei dahingestellt.

His Own Salvation.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt