London. Sarah.
Sarahs Sinne verlangsamten ihre Umgebung. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihre eigene, schrille Stimme.
„Was?"
Wieder schniefte Caroline, drückte aber Sarah fest. an ihren zierlichen Körper. „Es tut uns allen so leid. Wir wissen nicht, wie sie an deine und Dianas persönlichen Daten gekommen sind."
Sarahs Beine schwankten unter ihr, aber die Braunhaarige hielt sie eisern fest.
„Arthur ist.. tot? Wie.. Pirenfer.. aber..", flüsterte Sarah. Vor ihren Augen tauchte die kleine Gestalt ihres Bruders auf, die gekrümmt und blutend am Boden lag. Ihr Magen drehte sich um und sie presste die Augen zu, um das Bild zu verdrängen.
Sarah hörte Will auf die beiden zugehen und nahm Sarah vorsichtig am Arm von Caroline weg. Sarahs Nägel bohrten sich in ihre Handflächen und sie schüttelte den Kopf. Immer wieder, bis Will ihr einen Arm um die Schultern legte und sie an seine Brust drückte.„Caroline, was ist genau geschehen?" Seine Stimme war sachlich, sowie immer, aber ein belegter Unterton lag in ihr.
„Das Haus von ihren Eltern ist abgebrannt. Komplett, genau wie das Herdfortshire' Institut. Und das Ferienhaus von Dianas Eltern im gleichen Dorf ebenfalls, aber da wurde niemand verletzt.. ihre Eltern sind zurzeit hier in London, um ihre Scheidung vor Gericht auszukämpfen. Zum Glück." Caroline schnäuzte in ein Tempo, als sie mit leiser Stimme fortfuhr. „Sarahs Eltern.. und ihre Schwester konnten aus dem lichterloh brennendem Haus gerettet werden, aber ihr Bruder.. er war in seinem Zimmer von einem herabfallendem Balken.." Sie sprach nicht weiter, aber dass musste sie auch nicht. Die Wörter hingen unausgesprochen in der Luft. Wenigstens.. wenigstens war er nicht qualvoll in den Flammen umgekommen.
Sarahs Körper durchging ein Beben und sie löste sich abrupt von Wills Schulter. Zu ihrer eigenen Überraschung weinte sie nicht, sie stand stocksteif da und starrte Caroline aus leeren Augen an.
„Dafür wird er büßen." Ihre Stimme klang mechanisch, wie bei einem Roboter.
Jeder wusste, wen sie meinte und wer dafür zweifellos verantwortlich war. Wut brodelte in ihrem Bauch, fraß sich durch ihren Körper.Caroline sah sie besorgt an und tauschte dann bedeutungsvolle Blicke mit Will, der Sarahs Arm immer noch stützend festhielt. Sarah war zu ausgelaugt, um ihn abzuschütteln. Sie konnte nicht eindeutig sagen, ob sie das überhaupt wollte oder ob sie seine starken Arme willkommen hieß. Die Wut nahm ihre Gedanken ausnahmslos ein.
„Vielleicht.. gehst du jetzt erstmal in dein Zimmer. Ich kann bei dir bleiben, wenn du willst." Caroline nahm sie vorsichtig bei der Hand. Und dann verstand sie. Sie verstand, warum Caroline sie bedrückt musterte. Sie verstand, warum Will steif hinter ihr stand und die Lippen zu einem festen Strich zusammengepresst hatte. Sie verstand, als würde sie nach langer Zeit Luft einatmen und somit ihren pochenden Kopf von den Schmerzen befreien.
„Ich kann nicht bei ihnen sein, oder?"
Ihre Stimme klang nun selbst in ihren Ohren eigenartig hohl und hölzern. Sie befand sich körperlich wohl noch immer in der Schockphase. „Ich kann nicht auf seine Beerdigung und ich kann meinen Eltern und Phoebe nicht beistehen." Am Ende hin war es keine Frage mehr, es war eine Feststellung.
Caroline senkte das traurige Gesicht. „Nein, es tut mit so leid, aber das wäre zu gefährlich. Gerade jetzt, wo Pirenfer bestimmt auf jede Bewegung unserer Agenten achtet und den nächsten Schritt plant. Deine Familie ist vorerst zurück nach Deutschland geflogen. Sie befinden sich grade im Flieger."

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His Own Salvation.
Misteri / ThrillerSeine persönliche Erlösung. „Niemand bemerkte, wie schuldig er sich fühlte, sie sahen nur seine Schuld. Niemand sah den Schmerz, in dem er sich befand, sie sahen nur den Schmerz, den er verursachte. Niemand merkte, dass er sich selbst hasste, weit m...