Kapitel 7: Mike

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Ich sitze draußen auf der Veranda des Hauses meines Großvaters. In meiner Hand halte ich ein Foto von mir und meinen Eltern. Der geschmolzene Schnee hat Pfützen auf dem Asphalt gebildet, und ich fahre mit meiner Fußspitze in einer davon herum. Da klingelt das Telefon, und ich stehe auf. „Hallo?", melde ich mich. „Mike?" Richies Stimme ist sehr leise. „Rich? Du bist sehr leise."-„Oh, warte kurz." Es raschelt, und schon kann ich ihn besser verstehen. „So, jetzt müsste es besser sein. Mike, morgen, treffen, Stammplatz. Ich habe was zum bereden." So ernst kannte ich Richie gar nicht. „Ähm, okay? Wann genau?"-„Oh, ja, um zwölf." Ich nicke leicht. „Ja, okay, passt. Was willst du denn bereden?" In dem Moment klingelt es an der Haustür. Opa ist nicht da, also unterbreche ich Richie, der soeben anfangen will, zu erzählen. „Warte, es klingelt. Komme gleich wieder.", sage ich schnell und lasse den Hörer am Kabel von der Wand baumeln. Ich gehe zur Tür und höre Richie nur gedämpft aus dem Hörer. Er singt. Ich muss schmunzeln. So kenne ich ihn eher. Ich öffne die Tür. „Hey, Stan, da bist du ja. Komm rein, ich habe Rich am Telefon." Stanley betritt den Flur und schließt die Tür hinter sich. Ich hebe den Hörer wieder an mein Ohr, und lasse Richie kurz weiter singen, wobei ich mir ein Lachen verkneifen muss. Ich winke Stan heran und halte ihm den Hörer ans Ohr. Er hält sich den Mund zu und prustet los. Da kann ich es auch nicht mehr zurückhalten und lache lauthals. Prompt hört Richie auf zu singen. „Das ist nicht lustig, ihr Hohlköpfe!", ruft er. Langsam beruhigen wir uns wieder. „Hey, Richie Opernsänger!", ruft Stan ins Mikrofon. „Hallo, Stan.",sagt Rich resigniert. „Beantwortest du jetzt meine Frage?" frage ich scheinheilig. Stan schaut mich fragend an und ich erkläre ihm kurz die Sache mit dem Treffen. „ Also?" Richie holt einmal kurz Luft. „Ich finde, wir sollten über unsere Erlebnisse reden. Die im Herbst meine ich. Ich meine, kommt schon, ihr könnt es nicht ewig für euch behalten! Es wird euch komplett fertig machen! Wir müssen wenigstens untereinander darüber reden, wenn wir es schon keinem anderen sagen können..." Ich schaue Stan an. Recht hat er. Wir nicken beide gleichzeitig. „Du hast Recht, Richie. Wir sehen uns dann morgen.", sage ich. „Okay." Es klickt. Er hat aufgelegt. Also hänge ich den Hörer zurück und gehe mit Stan in die Küche. „Willst du was trinken?", frage ich. Er nickt und ich gebe ihm ein Glas Wasser. Wir sitzen nun also in der Küche am Esstisch und unterhalten uns. „Ich finde Richs Idee richtig gut, muss ich sagen.", sagt Stan. Ich nicke. „Stimmt. So ernst kennt man ihn gar nicht!", lache ich. Stan steigt mit ein und wir sitzen einfach nur da und lachen kurz.

Am nächsten Tag, dem Tag vor Silvester, fahren Stan und ich gemeinsam zu unserem Treffpunkt am Flussufer. Eddie sitzt auf einem der Felsen und schaut in die Ferne. Stan ruft seinen Namen. Erfreut dreht Eds sich um und läuft auf uns zu. „Hey, dein Gips ist ja endlich weg!", rufe ich. Eddie nickt und reibt seinen freien Arm. „Endlich." Wir stellen unsere Räder ab und gehen zurück zum Treffpunkt. Wir sitzen nun also da und warten. „Wie spät ist es?", fragt Stanley irgendwann. „Fünf vor.", meint Eddie nach einem Blick auf seine Armbanduhr. Wir alle seufzen und treten Kiesel durch die Gegend. „Leute!", ruft jemand. Wir drehen uns um und sehen Richie, der auf seinem Rad angefahren kommt. Hinter ihm fahren Bill und Bev, gefolgt von Ben. Somit wäre der Club der Verlierer komplett. Die Ankommenden stellen ihre Fahrräder zu unseren und gesellen sich zu uns auf die Felsen. Stillschweigen folgt und für alle sind die eigenen Fingernägel auf einmal interessant wie nie. Bis Richie das Schweigen bricht. „Leute, so kann das nicht weiter gehen. Wenn wir schon allen Anderen verschweigen müssen, dass wir verdammt noch mal die Welt gerettet haben, dann sollten wir wenigstens unter uns darüber reden. Ich meine, es war ja schon ein ziemlich krasses, traumatisches Erlebnis..." Wir alle schauen ihn gebannt an. Er hat Recht. Und er war dabei so ernst wie nie. Dass ich das noch mal erleben darf...

welcome to the losers' club // abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt