„Achtzehn, Siebzehn..." Eddie zählt herunter, und ich bin etwas neben der Spur. Ich weiß nicht ganz, was mit mir ist. Es war klar, das Bev nicht uns alle küssen wollte. Warum habe ich auch gefragt. Dennoch ist der Entschluss da: Ich will einen Neujahrskuss. Ich schaue mich verstohlen um. Mein Blick bleibt bei Bill hängen. Ja, genau. Ich schaue weiter, und da bleibt mein Blick bei Eds hängen. Mal wieder. „Zehn, neun, acht..." Ich atme einmal ein und aus. „Drei, zwei, eins! Frohes Neues!", ruft Eddie und schlägt bei Mike ein. Dann gehe ich einen Schritt vor, ziehe ihn zu mir und küsse ihn kurz auf den Mund. Ich sehe nur, wie Eddie überrascht zurückweicht. „Rich, was soll das?" Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf mich. „Neujahrskuss ist Neujahrskuss!", rufe ich schulterzuckend. Eddie fährt sich mit seinem Handrücken über seine Lippen, die, zugegebener weise, echt weich waren. Er rümpft die Nase und alle starren mich perplex an. Fast alle. Da alle zu mir gedreht stehen, bin ich der einzige, der Bill und Bev sieht. Sie stehen eng umschlungen an der Terrassentür, ihre Hände an seinem Hals, seine Hände an ihrer Taille. „Leute?", sage ich mit gedämpfter Stimme und deute hinter meine Freunde. Alle drehen sich verwundert um. „Bill?", fragt Eddie vorsichtig, fast schon flüsternd. „Bev?" Allen steht die Überraschung ins Gesicht geschrieben, bis auf Stan, der schmunzelnd gegen die Wand gelehnt steht. Auf Bens Gesicht ist ein leichter Anflug von Enttäuschung zu sehen. Bill und Bev fahren auseinander und sie drehen sich zu uns. „Äh...", fängt Bev an. „Äh." Ihr fallen keine Worte ein. „Seid ihr...?", fragt Mike, vorrausahnend, dass diese Frage wohl mehr als überflüssig ist. Bill nickt nur langsam, seinen rechten Arm immer noch um Bevs Hüfte geschlungen. „Finde ich super!", freut sich Mike. „Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet!" Die Stimmung wechselt von angespannt zu aufgelockert, Mike schenkt allen noch etwas Sprite oder Cola ein. Dann stoßen wir auf das neue Jahr an, und auf Bill und Bev. „Es war klar, dass sowas passieren muss.", lacht Stan. „Du wusstest davon?", fragt Ben und nimmt einen extra großen Schluck aus seinem Becher. Stan nickt. „Irgendwie schon. Seit sie Händchen haltend in der Bibliothek standen..." Er zuckt mit den Achseln. Bill lacht auf. Auch Bev muss grinsen. „Ihr habt dadurch aber das Beste verpasst!", sagt Mike grinsend. Oh nein, muss das sein? „Fang nicht damit an, Mike...", seufze ich. „Jep!", ruft dieser euphorisch. Bill und Bev schauen sich fragend an. „Richie hat Eds geküsst- auf den Mund!", ruft Ben und lacht laut los. Nun müssen auch Bill und Beverly lachen. Alle halten sich die Bäuche, während Eddie leise auf die Terrasse verschwindet. „Na, doch noch schwule Seiten an dir entdeckt?", fragt Bev. Mein Gehirn sagt: „Ja, eventuell hast du das, Richie. Eventuell hast du das." Was ich sage, ist so ziemlich das Gegenteil von meinen Gedanken. „Ach Quatsch, Bev, nur weil du auf Schwulenpornos stehst..." Ich drehe mich um, während Bev leicht rot wird- ja ich sehe das genau- und mir dann hinterher ruft: „Richard Tozier! Behaupte so etwas noch einmal und ich bringe dich um!" Sie will mir hinterher sprinten, doch Bill hält sie zurück. „L-L-Lass ihn. Da-Das war vie-vielleicht auch nicht d-d-die beste Idee, so w-w-was zu f-f-f-..." „Fragen.", beendet Bev seinen Satz. „G-G-G-Genau das wollte ich s-s-sagen." Ich schließe die Terrassentür hinter mir. Eddie sitzt auf dem Boden, den Rücken mir zugewandt. Er starrt auf die Feuerwerke, die über Derry in die Luft gehen. Der Wind pfeift leise durch die Baumkronen. Ich setze mich neben ihn. „Eds?" Er hebt den Kopf. „Geh, Richie, ich will dich nicht mehr sehen." Okay, es hat ihn echt mitgenommen... „Eddie, es tut mir leid. Ich war egoistisch und habe nicht darüber nachgedacht, was du darüber denken könntest." Ich starre nun auch auf die vielen Lichtfunken vor dem wolkenbedeckten Himmel. „Hm.", macht Eddie. „Mensch, Eddie, du bist mein bester Freund, um ehrlich zu sein, habe ich mir dabei nichts gedacht- ich wollte nur witzig sein. Es tut mir wirklich leid." Sein Kopf dreht sich zu mir. „Ja, wir sind beste Freunde... gewesen! Hör mal zu, Richard Tozier! Ich bin stinksauer, weißt du! Du warst egoistisch und hast nicht nachgedacht- schön dass es dir selbst auffällt! Weißt du eigentlich, was passiert, wenn das in der Schule rauskommt? Nicht nur du, sondern auch ich werden als Schwuchteln bezeichnet werden, als noch größerer Verlierer als ohnehin schon! Du hast Glück dass Bowers nicht mehr lebt. Frohes Neues, Richie." Er steht auf und geht rein, wenig später höre ich die Eingangstür. Er ist weg. Geistesabwesend betrachte ich weiter das Feuerwerk, während mein Hirn mir weiter einredet: „Rich, denkst du nicht, dass das was heißt? Du hast ihn einfach geküsst, denkst immer noch über seine samtweichen, dünnen Lippen nach... Solltest du deine Sexualität nicht noch mal überdenken?" Ich schüttele den Kopf, um diese Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen. Ich bin sicher nicht schwul! In dem Moment öffnet sich die Terrassentür erneut. Ich ertappe mich dabei, wie ich für eine Sekunde hoffe, dass es Eds ist. Ich fahre herum. Vor mir steht Ben. „Rich, ist alles okay? Eddie ist eben stinksauer abgezogen..." Ich stütze meinen Kopf auf meine Hände. In meinem Mund kommt langsam der Senfgeschmack durch. Mir wird übel. Dann stehe ich schnell auf und renne zu den Büschen.
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welcome to the losers' club // abgebrochen
FanfictionSieben Kinder, ein Geheimnis. Sie teilen eine Erfahrung, ein Trauma, etwas, dass niemand Anders auf der Welt weiß. Doch das Leben geht weiter, keiner fragt. Ein Leben nach dem Kampf, in ein neues Jahr, ein besseres Jahr. Oder? ~ Billy, Beverly, B...