„Hey, Jungs?" Ich drehe meinen Kopf zur Seite, und bevor ich realisiere, was passiert, stürmt Eddie an mir vorbei. „Beverly!", ruft er und umarmt sie. Sie wischt sich eine Träne weg. Wir anderen legen schnell unsere Bücher weg und umarmen sie alle. Richie zieht Billie noch mit in die Gruppenumarmung. Als wir uns lösen, fällt mir etwas auf. Beverly nimmt Bills Hand. Ihre Finger verschränken sich und sie streicht mit dem Daumen über seinen Handrücken. Sie stehen so nah beieinander, dass es den Anderen wohl nicht auffällt. Ich schaue Bev an. Sie schaut mir in die Augen und ich schmunzle. Sie wird leicht rot und kratzt sich mit der freien Hand am Hinterkopf. Ich grinse schräg und sage nichts. Wer hätte das gedacht? Wir gehen vor die Bibliothek und setzen uns auf eine Bank. Bev erzählt von Portland und wir von unserem Alltag hier. Dann fahren wir alle nach Hause. Es dämmert.
Ich bin zuhause angekommen, draußen ist es dunkel. Ich sitze auf meinem Bett und starre ins Nichts. Meine Gedanken schweifen ab. Ich sehe diesen Clown vor mir, wie er lacht. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Dann sehe ich die verzerrte Frau von dem Bild in Dads Büro. Sie lacht. Ich sehe ihre unzähligen Zahnreihen. Ich spüre die spitzen Zähne in meiner Haut. Reflexartig fasse ich mir an meine Schläfe. Einer der Zähne hat eine kleine Narbe hinterlassen. Vorsichtig fahre ich mit der Fingerkuppe über die kleine Erhebung, und starre meine Tür an. Jeden Moment könnte sie aufgehen. Jeden Moment könnte das nächste Monster in mein Zimmer stürmen und mich umbringen. Ich erstarre. Dann lege ich mich auf den Rücken und schließe die Augen.
Ich bin wieder in den dunklen Tunneln der Kanalisation von Derry. Ich renne. Ich drehe mich um. Und sehe Pennywise, der blitzschnell hinter mir her läuft. „Stan...ley!", höre ich seine krächzende Stimme. Ich schreie und renne immer schneller. Ich komme in dem großen Raum an, wo die Anderen stehen und erstaunt nach oben schauen. Ich erhasche einen Blick auf das, was dort oben passiert: Jedes der vermissten Kinder, die dort oben fliegen, verwandelt sich in den Clown. Wenig später stehen viele kleine Versionen des Monsters vor uns. Ich drehe mich um. Vor mir steht die verzerrte Frau. Ich schreie. Wieder spüre ich die scharfen Zähne auf meinem Gesicht. Der Schmerz wird immer schlimmer. Dann schrecke ich hoch. Zum Glück war es nur ein Albtraum. Ich sitze im Bett und wische mir die Schweißperlen von der Stirn. In letzter Zeit werden die Albträume schlimmer und schlimmer. Ich habe die letzte Woche kaum geschlafen. Ich knipse das Licht auf meinem Nachttisch an und nehme meine Schullektüre. Auf dem Cover sind Ballons, in denen jeweils ein Buchstabe des Titels steht. Ich starre den roten Ballon wie paralysiert an. Dann lege ich das Buch weg. Was soll ich tun? Ich lege mich wieder auf den Rücken und versuche, Schäfchen zu zählen- es funktioniert nicht. Ich liege immer noch hellwach unter meiner Decke. Gedankenverloren zähle ich nun die kleinen Hubbel auf meiner Raufasertapete anstatt der Schäfchen. Auch das hilft nicht. Langsam stehe ich auf tapse nach unten in die Küche. Ich öffne den Kühlschrank und nehme die Milchflasche. Ich schütte die Milch in eine Tasse und stelle die Flasche zurück. Milch hilft doch immer beim Einschlafen. Ich nippe an der kalten Flüssigkeit und gehe langsam zurück nach oben. Dort setze ich mich an meinen Schreibtisch und stelle die Tasse ab. Ich streiche mit der Hand über meine Schulmappen, die lieblos gestapelt neben meiner Schreibtischlampe stehen. Noch zwei Wochen, dann brauchte ich sie wieder. Bei dem Gedanken daran überkam mich ein flaues Gefühl. Schule mochte ich noch nie. Zwar waren die Mobber Patrick Hockstetter und Henry Bowers nicht mehr da, aber alleine Mrs Greene, unsere Biologielehrerin. Schaffte es, dass mir die Laune an Schule verging. Ich trinke die letzten Schlucke der Milch und lege mich wieder in mein Bett. Immerhin ein wenig sollte ich schlafen. Irgendwann fallen meine Augen dann doch zu und ich schlief ruhig ein. Der Albtraum kam diese Nacht nicht wieder.
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welcome to the losers' club // abgebrochen
FanfictionSieben Kinder, ein Geheimnis. Sie teilen eine Erfahrung, ein Trauma, etwas, dass niemand Anders auf der Welt weiß. Doch das Leben geht weiter, keiner fragt. Ein Leben nach dem Kampf, in ein neues Jahr, ein besseres Jahr. Oder? ~ Billy, Beverly, B...