Kapitel 8: Bill

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Wie festgefroren schaue ich Richie an, wie er uns einen Vortrag darüber halt, dass wir reden sollten, weil es uns sonst sehr fertig machen kann und wir so gut wie therapiereif sind. Entweder er hat sich verändert oder die ganze Sache macht ihm wirklich zu schaffen. Ich nicke nur, als er abschließt: „Und deswegen reden wir jetzt drüber. Unsere Gedanken, unsere Ängste, alles! Okay soweit?" Alle nicken einfach nur und warten ab, bis Richie noch etwas sagt. „Wer will anfangen?" Keiner meldet sich. Also setze ich an. „A-also ich ha-habe jede Nacht Albträume." Alle anderen drehen sich zu mir. „Ich auch.", flüstert Stanley und schaut nach unten. Ich erzähle weiter. „I-ich träume von G-G-Georgie. Ich se-sehe jede Nacht, wie i-ich ihn erschieße. A-aber dort i-ist es der... E-E-E-chte..." Ich stütze meinen Kopf in meine Hände, um meine Tränen zu verdecken, die mir nun unkontrolliert über die Wangen laufen. Vor meinem inneren Auge spielen sich nun Parts meiner Albträume ab: Wie ich Georgie die letzte und einzige Kugel in den Kopf jage und es keine Illusion des Monsters war, sondern mein eigener Bruder, den ich umgebracht habe. Wie ich, nach dem Es das Rohr hinuntergefallen ist, Georgies Regenmantel fand und zusammengebrochen bin. Ich merke, dass ich nun unkontrolliert schluchze. Bev, die neben mir sitzt, legt einen Arm um mich und zieht mich zu sich. Mit der anderen Hand zieht sie meinen Kopf gegen ihre Schulter und streicht sanft über meine Haare. Meine Hände verdecken immer noch meine Augen, aber ich spüre regelrecht, wie alle anderen uns verdutzt und mitfühlend anschauen. Irgendwann beruhige ich mich wieder und setze mich erneut gerade hin. Bev setzt sich nun näher an mich und lehnt sich gegen mich. Jetzt bin ich es, der seinen Arm um sie legt. Ich streiche noch einmal über meine Wangen, um sicherzugehen, dass alle Tränen weg sind. Dann schaue ich wieder in die Runde. „Ich habe auch Albträume. Ich schlafe seit drei Monaten kaum mehr...", beginnt nun Stan und die Aufmerksamkeit schwenkt zu ihm. „Ich sehe die verzerrte Frau über meinem Gesicht, und spüre, wie ihre spitzen Zähne sich in meinem Gesicht vergraben; ich sehe Pennywise, wie er mich verfolgt; wie aus Georgies scheinbar leblosem Körper dieses Monster wurde. Ich höre platzende Ballons, das krächzende Schreien des Clowns, der Bill festhält und ihn mitnehmen will... Ich halte es nicht mehr aus okay..." Die ganze Zeit sieht er nach unten. Mir läuft bei seinen Worten ein Schauer über den Rücken. Bev setzt sich gerade hin und reißt die Augen auf. Richie starrt ins Leere, während die anderen ebenfalls auf ihre Schuhe schauen. Dann hören wir ein Schniefen. Es kommt von Richie, der sich nun eine Träne aus dem Augenwinkel wischt. „Ich habe eine Therapie angefangen. Gestern erst. Gegen meine Clown-Phobie. Es macht mich im Moment dezent fertig, Leute, das könnt ihr mir glauben... Wenn ihr auch so Probleme habt mit dem Verarbeiten, kann so eine Therapie eventuell helfen..." Seine Stimme bricht und nun weint auch er. Mike und Ben schauen sich traurig an und nicken nur. Anscheinend geht es ihnen ähnlich. Nun ergreift Bev das Wort. „Soll ich mal was sagen?" Alle schauen auf und starren sie teils mit leerem, teils mit tränenerfülltem Blick an. „Das hier gerade zeigt, wie gute Freunde wir geworden sind. Wir vertrauen uns so, dass wir uns allen gegenseitig unsere tiefsten Ängste und traumatischsten Erlebnisse erzählen- wir zeigen uns alle verletzlich, und das beweist, wie viel Vertrauen in unseren Freundschaften steckt. Ich bin darüber sehr glücklich, wirklich. Und dankbar, dass ich so tolle Freunde wie euch gefunden habe." Sie wischt sich eine Träne weg. Auch Eddie und Ben fahren sich über ihre Augen. Mike steht auf und sagt leise: „Ähm, ich muss weg, Leute. Aber ich wollte nur sagen, wie sehr ich es schätze, euch zu haben. Wir sollten uns für solche Gefühlsausbrüche öfter treffen." Dann läuft er langsam zu seinem Rad. Stan steht ebenfalls auf. „Ich finde das auch. Ich will keine Therapie, und euch gegenüber kann ich mich so verletzlich zeigen wie sonst nie. Mike, warte auf mich, ich komme mit." Seine Stimme ist heiser. Auch Ben folgt ihnen. Nun sitzen Beverly, Eddie, Richie und ich auf den Felsen. Ich schaue Bev von der Seite an. Sie wischt sich die Tränen weg und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich muss auch los. Ciao, Leute!", sagt sie und umarmt die anderen beiden. Richie schaut ihr kurz nach. „Sie hat so verdammt Recht." Ich schaue Rich an und nicke einfach. Eds tut es mir nach. Rich wendet sich zu uns und sagt dann: „Danke, Leute. Ich muss auch manchmal meinem Namen alle Ehre machen und wie ein 'Verlierer' heulen und ernst über meine Gefühle reden. Ich bin auch dankbar, euch zu haben..." Dann steht er ohne weitere Worte auf und geht zu seinem Rad. Eddie und ich folgen ihm. Wir fahren nach Hause.

welcome to the losers' club // abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt