Chapter 26

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Irgendwann wachte ich mit quälenden Bein- und Kopfschmerzen auf. Mein Magen fing an zu Knurren und meine Lunge trocknete auch langsam aus. Wie lang war ich nun hier? Seit wann hatte ich zuletzt gegessen, geschweige denn getrunken? Sie folterten mich nur und warteten amüsiert darauf, wie ich starb. Jeden Tag zerbrach meine Psyche und das wegen diesen Bastarden. Wie gerne ich jetzt auf sie los gehen und verprügeln würde.

Aber selbst dazu hatte ich keine Kraft mehr. Jegliche Energie verging. Tag zu Tag verging die Lust zu leben und irgendwie hoffte ich auch, dass ich starb, dann konnte ich wenigstens zu meinen Eltern, die auf mich warteten. Meine Arme waren schlapp. Das ganze Blut floss nur herunter, während meine Arme in der Luft hingen. Meinen Bein spürte ich kaum. Krusten entstanden auf meinen Beinen, sogar Narben. War ja nicht so, als hätte ich schon welche..

,,Wann darf ich sie denn umlegen?", hörte ich eine Stimme, die ich definitiv zu Pell anordnen konnte. Niemand außer sie würde es mit soviel abschaum sagen und sie war selbst diejenige, die mich abgrundtief hasste. Warum weiß ich bis heute nicht und ehrlich gesagt, will ich ihre Aussage auch gar nicht hören. Vermutlich ist sie genauso dämlich wie sie selbst. Das ich mir noch über solche belanglose Dinge Gedanken machen konnte war ein Wunder.

,,Früher oder später, aber noch nicht. Ich habe noch kein Zeichen von Jace.", das war Derek, der etwas gestresst klang. Als er den Namen von Jace in den Mund nahm, begann mein Herz komischerweise schneller zu klopfen, was ich mir nicht erklären konnte. Ich hörte nur noch ein seufzen und dann trat jemand in den Raum.

Das wenige Licht , welches durch die Türspalte kam blendete mich, worauf ich meine Augen zusammenpresste, damit ich nicht blind wurde. Okay, bist du eigentlich dumm?, fragte mich Juliet verwirrt. Wen juckts? ,,So, so schon wach?", hörte ich die raue Stimme von Derek, die belustigt klang. Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken, nur leider fehlte mir dafür jeglicher Speichel, ansonsten hätte ich es ohne mit der Wimper zu zucken gemacht.

Zu verlieren hatte ich sowieso nichts mehr.

,,Nicht so gesprächig?"

War doch wohl nicht sein ernst oder? Ich saß hier, angekettet, verhungert und verdurstet und er fragte mich, ob ich nicht so gesprächig wär? ,,K-Kla-ppe..", brachte ich mit viel, viel, viel Mühe heraus und wagte mich ihn anzusehen. Wie immer trug er eine Jeans und ein einfaches T-Shirt, was ihn leider immer noch heiß aussehen ließ. Verflixte Hormone!

,,Na, na, na nicht so frech kleines.", erwiderte er, als ob er mit einem kleinen Kind reden würde. ,,Wir wollen doch nicht, dass es dir noch schlimmer ergeht..oder?", gespielt traurig schmollte er und sah mich durchdringend an. Was sollte ich dazu sagen? Als ob ich überhaupt die Wahl hätte, etwas mitzubestimmen. Ich rollte bloß mit den Augen und tada! Da war die alt bekannte Backpfeife. Wie ich sie vermisst hatte, Ironie bemerkt!

,,Roll nicht mit den Augen, wenn ich mit dir rede!", zischte er wütend und sah mich aus funkelnden Augen an. Was dachte er jetzt? Das ich vor Angst das tun würde, wozu er mich zwang? Abgesehen davon hatte ich keine Angst. Wieso auch? Er war ja kein Alien oder ähnliches, nur ein Wolf..wie ich und die anderen. Nichts besonderes. Normal.

,,Entweder wir spielen nach meinen Regeln oder nach keinen.", meinte er ernst, nachdem er sich einigermaßen runter zügelte. Wenn ich jetzt mit den Augen rollen würde, würde ich wieder kassieren und so langsam dachte ich, dass sich meine Backenzähne lockerte, deswegen nickte ich einfach erschöpft und ließ meinen Kopf nach vorne fallen.

Noch länger ansehen musste ich ihn nicht. War schon genügend Folter für meine Augen. Meine wunderschönen, strahlenden blauen Augen, die einst wirklich vor Freude immer strahlten. Bestimmt waren sie matt und widerspiegelten die pure Kälte, die ich in diesen wenigen Tagen ergattert hatte. ,,Also, entweder du tust jetzt was ich dir sage oder du musst in ein Raum verlegt werden, wo sich hungrige Wölfe befinden. Und wie hungrig sie doch sind..", erklärte er und lachte am Schluss.

Wie Krank kann ein Mensch, Wolf bitte sein? Nicht mal ich war so krank! Und ich zählte schon zu den kränksten. ,,W-was v-ver-langst du?", fragte ich außer Kraft und erhob meinen Kopf. Seine Augen blitzten vor Freude und ich bereute es schon jetzt, zugestimmt zu haben. Lieber sollte er mir wieder eine geben, damit ich zur Vernunft kam. ,,Ich werde dich hier rausholen und in ein Gästezimmer bringen, unter einer Bedingung.", erzählte er mir und kam auf mich zu.

Langsam beugte er sich zu mir runter und sah mich grinsend an. Ich schluckte. ,,Die wäre?", unsicher sah ich den Mann vor mir an. Wie einschüchternd er eigentlich wirken konnte, hatte ich zuvor nie bemerkt. Nun lächelte er selbstsicher. ,,Du spielst meine Frau vor.", erläuterte er seine Idee und mir klappte der Mund auf. Wie bitte? Ich sollte die Frau des kränksten Psychos Vorspielen? Never in a billion years!

,,Nein.", sagte ich fest und sah ihn entschlossen an. Sein grinsen bröckelte und wurde zu einer dünnen Linie und ehe ich mich versah landete seine flache Hand wieder auf meine Wange, die daraufhin pochend schmerzte. ,,Du tust das was ich dir sage, kapiert!?", brüllte er mich an und aus unerklärlichen Gründen nickte ich. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich nicht mehr hier unten schmoren wollte oder ob es daran lag, dass er mich geschlagen hatte, aber ich hatte genickt.

,,Gut.", fröhlich wie eh und je ging er zur Tür rüber. ,,Achja, ich hole dich später hier raus, Schatz.", offenbarte er und sagte das Wort Schatz vielsagend, bevor er lachend rausging.

In was für eine scheisse bin ich denn schon wieder reingelaufen?

The Great LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt