Chapter 34

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Nachdem ich die ganze Situation gestern mit Ron geklärt hatte, wollten wir noch rausgehen, etwas essen und spazieren. Jetzt lag ich auf meinem Bett und starrte Löcher in die Decke. Wie mein Leben einfach verändert wurde. Seitdem Tod meiner Eltern hatte sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Ich erinnerte mich noch damals, vor 5 Jahren, wie Ron und ich auf der Straße fremde Menschen angesprochen hatten und sie verarschten. Das waren die guten Zeiten.

Hätte ich geahnt was mich auf dieser Welt erwartete, würde ich nie aus dem Bauch meiner Mutter herauskrabbeln.
Ich seufzte. Wir hatten sowieso kein Mitspracherecht. Wir konnten unser Schicksal nicht beeinflussen, es passierte halt. Dein Schicksal wurde nicht umsonst so hergerichtete, denn jedes Schicksal hatte ein Grund. Manche haben gute Erlebnisse, manche schlechte. So ist das Leben. Das Gleichgewicht muss aufrechterhalten werden.

Sowie das gute und böse. Beides existieren und beide haben Unterschiede. Es gibt gute Lebewesen und es gibt schlechte. Auch sie sind nicht ohne Grund so, wie sie sind. Auch hier muss man das Gleichgewicht halten, denn wenn es nur gutes gäbe, würde jeder toll leben. Auch wenn es ehe verlocken klang, aber das böse brauchen wir genauso viel, wie das gute.

Moment mal, was machte ich hier eigentlich? Ich lag auf dem Bett und dachte über das Leben nach. Wie Hobbylos war ich denn bitte? Kopfschüttelnd erhob ich mich und schlürfte in das Bad. Dort erledigte ich meine Morgenroutine und schlenderte in meinen begehbaren Kleiderschrank. Dort blieb ich kurz stehen und durch scannte meine Klamotten, ehe ich eins fand, welches passte.

Heute wollte ich zur Lagerhalle und mit Derek reden. Ihm meine Entscheidung Beichten und gucken, ob er es genauso sah oder nicht. Diesmal musste ich nur achten, dass ich keine Begleitung hatte, wie letztens mit Jace. Hoffentlich stimmte mir Derek zu und wollte versuchen sich zu verbessern, ansonsten musste ich ihn doch foltern bis er starb. Mit einem normalen Gesichtsausdruck nahm ich mir eine schwarze Hotpant, ein schwarzes T-Shirt und meine schwarze, alles geliebte, Lederjacke.

Die Sachen zog ich mir danach auch schnell an und band zu guter letzt meine Haare zu einem Messy-bun. Zufrieden mit meiner Auswahl tapste ich runter in die Küche und schmierte mir direkt Brot mit Nutella. Nutella is life. Ohne das, kein Leben und wer es hasste, sollte lieber beten nicht von mir getötet zu werden. Man wusste ja nie..

Als ich fertig aufaß lief ich dann zur Haustür rüber, wo ich mir meine schwarzen Vans anzog, meine Hausschlüsseln nahm und dann raus ging, nachdem ich ein 'Bis dann' durchs Haus rief. Ron war noch gestern bei mir geblieben, da er kein Bock mehr hatte nach Hause zu gehen. Ich konnte ihn verstehen. Am liebsten würde ich ihn immer hier haben wollen, aber wir waren alle inzwischen erwachsen geworden und konnten selbst entscheiden.

Ich steckte meine Hände in meine Jackentasche und lief mit zügigen Schritten durch die Straßen. Wie immer waren sie voll, bis zum geht nicht mehr. Die manchen rannten panisch und unter Zeitdruck, die einen gelassen, am Telefon redend und zu guter letzt gab es die, die gedankenverloren auf dem Bürgersteig gingen. So wie du?, fragte Juliet nach. Ja wie ich.

,,Markus, in mein Büro.", befahl ich, als ich auch schon in der Lagerhalle ankam. Er nickte und folgte mir brav. Wie ich das vermisst hatte, so viel Macht zu haben. Mit einem leichten Lächeln schob ich die Tür auf und setzte mich direkt auf meinen Sessel, den ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. ,,Habt ihr etwas herausgefunden? Wo steckt Pell? Oder Em!?", fragte ich direkt ernst los.

Er setzte sich zögernd hin. ,,Also Tony und ich haben eine Vermutung. Wissen aber nicht, ob sie stimmt.", gab er zu. Ich knallte einmal mit meiner Hand auf den Schreibtisch und sah ihn wütend an. Er zuckte zusammen. ,,Ich will keine Vermutungen, ich will Gewissheit! Aber gut..was denkt ihr?", regte ich mich anfangs auf und war am Ende ruhiger. Er schluckte.

,,Also Pell könnte zu Ems Seite gewechselt haben.", erzählte er mir dann und schloss seine Augen, vor Angst, dass ich ausrasten würde, aber ich tat es nicht. War ja klar, dass sie zur nächsten Feindin rennen würde. Sie konnte auch nie was alleine machen, dieses Nichtsnutz. ,,Du kannst gehen.", sagte ich ruhig, was ihn ungläubig zu mir aufschauen ließ. ,,W-Was?"

,,Du kannst gehen, also los jetzt.", zischte ich, da mir der Geduldsfaden doch zerriss. Als er aus der Tür war, stand ich ebenfalls auf und ging runter in den Keller. Vielleicht hatte er eine Ahnung wo Em war. Vielleicht aber auch nicht, trotzdem konnte ich ihn fragen, zu verlieren hatte ich sowieso nichts. Vor der Tür, die mich von Derek trennte, blieb ich stehen. Ich umgriff langsam die Türklinke und drückte sie dann auf.

Da saß er. An einem Stuhl gefesselt. Ohne jegliche Kraft. Machtlos. Niedergeschlagen. Willst du vielleicht noch mehr Adjektive aufzählen?, zischte Juliet. Halts Maul. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich ihm. Plötzlich erhob er seinen Kopf und sah mich an. ,,Na, auch mal da um mich zu foltern?", fragte er amüsiert. Doch auch er hatte Gefühle, auch wenn man es auf dem ersten Blick nicht sah, hatte er sie.

Manche konnten sie halt hinter einer Mauer oder Maske verdecken, aber auch die Mauer zerbröckelte und die Maske zerbrach.

,,Komm, fang doch an oder warum hast du mich hier gefesselt?", ich starrte ihn weitergehend an und wusste innerlich nicht, wie ich ihn überzeugen konnte, dass er sich insgeheim einsam fühlte und jemanden brauchte. ,,Derek i-",,Fang doch an! Oder soll ich mich selber verletzten? Interessiert doch eh keinen! Niemand hat sich je für mich interessiert! Also los mach es doch!", schrie er mich plötzlich an und ich merkte die Verletzlichkeit in seiner Stimme.

Diese Traurigkeit. Diese Einsamkeit. Alle Gefühle sprach er in diesen Sätzen raus. Ungewollt oder gewollt spielte keine Rolle. Er hatte es indirekt zugegeben, dass er sich allein fühlte, ausgestoßen und verlassen. Langsam ging ich auf ihn zu. Sein Blick war gesenkt. Mit Vorsicht legte ich meine Hand auf seine Schulter, worauf er verwundert zu mir schaute. Eine kleine Träne rutschte ihm über die Wange und es zerbrach mein Herz.

Niemand sollte jemals das Gefühl haben, alleine, verlassen und ausgestoßen zu sein, denn auch ich wusste, wie es sich anfühlte. Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber ich lächelte ihn warm an. Vielleicht lag es daran, dass er eigentlich nur innerlich zerbrochen war und mit diesen Gefühlen nicht umgehen konnte, aber ich lächelte.

,,Ich helfe dir."

The Great LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt