10. Kapitel

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,,So Schwesterchen! Aufstehen", brüllte Dean glücklich und trat ins Zimmer. Wieso hörte ich allein schon an seiner Stimme, dass er lächelte und wieso würde ich ihm am liebsten den Mund stopfen? Ich brummte und drehte mich von ihm weg. Wie spät war es naja definitiv zu früh, um aufzustehen. ,,Komm schon! Steh auf!", rief er und die Vorhänge wurden auf gerissen. Wäre ich nicht so müde, wäre ich auf gesprungen und hätt ihn zur Sau gemacht. ,,Dean!", brummte ich und zog die Decke über den Kopf. Und wieso hatte ich ihn gleich nochmal als meinen Bruder akzeptiert? Es war ein ganz großer Fehler! ,,Dann auf die nicht so nette Tour", murmelte er und eine Tür ging auf. Wenige Minuten später riss er mir die Decke weg und schüttete ein Glas Wasser über mein Gesicht. ,,Das hast du nicht gemacht!", schrie ich und schreckte auf. Dean stand vor mir und grinste mich breit an. Er hielt in der Hand ein Tablett mit Frühstück. ,,Achso, erst dich mit mir anlegen und jetzt kommst du mit einem Versöhnungsangebot?", fragte ich und sah auf das Tablett. Waffeln, mit Schokosoße und Erdbeeren. Und Kopfschmerztabletten..? ,,Hätt ja sein können, das du nen Kater hast", meinte er und stellte das Tablett auf mein Bett. ,,Du kannst froh sein, dass ich ein Loch im Bauch habe, sonst wärst du dran", sagte ich und Dean ließ sich nur belustigt auf mein Bett fallen.

,,Wolltet ihr nicht dein Zimmer streichen?", fragte Dean und schob sich eine Erdbeere in den Mund. Achso erst wecken, dann einschleimen und nun alles auf essen oder was? ,,Ja, aber so wie's gestern aussah, geht's Rachel nicht sonderlich gut heute", meinte ich schulterzuckend und machte mich über die Waffeln her. ,,Okay dann machen wir irgendwas zusammen", beschloss Dean und nahm eine Waffel. ,,Ach und wer sagt, dass ich nichts Anderes vor hab?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.

,,Erstens es ist Scheißwetter, es regnet, zweitens es ist Sonntag und drittens außer Rachel und mir hast du keine Freunde", sagte er und ich schnaubte. Danke auch! Ich warf ihn ein bösen Blick zu. ,,I-isso", sagte er mit vollem Mund und ich verdrehte die Augen. ,,Wenn ich andere Freunde hätte, hätt ich vielleicht auch mehr von meinem Frühstück", überlegte ich und Dean schnaubte. ,,Danke. Ich kann auch das Essen wieder mitnehmen, so ist es nicht", meinte er und ich griff nach dem Tablett. ,,So war das nicht gemeint, du bist doch mein aller, aller, aller Lieblingsbruder", sagte ich und lächelte. ,,Achso zum Frühstück machen bin ich gut genug, auf was hab ich mich da nur eingelassen?", fragte Dean und verdrehte die Augen. ,,War deine Entscheidung", sagte ich und zuckte mit meinen Schultern.

Schlussendlich verbrachten ich und Dean den ganzen Vormittag in seinem Zimmer und zockten, ja wir zockten. Dean hatte drauf bestanden und wenn er was wollte, dann musste das auch gemacht werden. ,,Wo sind eigentlich die Anderen?", fragte ich, als Dean auf Pause drückte.

,,Ähm...Tyler ist auf alle Fälle nicht hier. Und dein Vater und Mum machen sich nen tollen Tag...frag mich nicht wo, es hat mich nicht interessiert, als sie es mir sagten", erklärte er und stand auf. Er bahnte sich einen Weg durch sein Chaos zum Fenster und sah raus. ,,Ich hätte schwören können, dass ich ein Auto gehört hab, was den Hof hoch gefahren ist", meinte er schulterzuckend und wendete dem Fenster den Rücken zu. Jedoch blieb er wie angewurzelt stehen, als wir hörten wie ein Schlüssel im Schloss umgedrehte wurde und die Haustür aufging. ,,Florenze!", sagte Dean mit einem Lächeln und stürmte aus dem Zimmer. Florenze...Deans und Tylers große Schwester, welche so viel ich weiß aufs College ging.

Dean rannte die Treppe runter und nahm Florenze in den Arm. Ich stand oben auf der Treppe und sah durch einen kleinen Schlitz runter in den Flur. Florenze sah aus wie ein Model. Lange braune Locken, schlanke Figur und leichtgebräunte Haut. Sie schob ihre Sonnenbrille in die Locken und ein Lächeln umspielte ihre perfekten Lippen. Ihre braunen Augen glitten durch den Raum und als sie mich auf der Treppe stehen sah, verfinsterte sich ihr Blick. ,,Das ist Haily", erklärte Dean, als er ihren Blick folgte. Sie musterte mich kalt und ich fühlte mich mehr als nur falsch. Da stand ich also mit Jogginghose und weiten T-Shirt. Meine Haare hatte ich in einem unordentlich Dutt zusammen gebunden. Im Gegensatz sie, das Model, was jedes Kleidungsstück aufeinander abgestimmt hatte.

,,Hallo", sagte sie knapp und hob leicht ihr Kinn. Ich wusste, dass es abweisend und provozierend sein sollte. ,,Hey", sagte ich genauso knapp und meine Miene blieb emotionslos. Und ich hatte mich gefragt, ob Tyler das einzige arrogante Wesen in dieser Family war, aber glaube er wurde so eben übertroffen.

Dean griff nach Florenze Koffern und brachte sie hoch. So blieben ich und Florenze allein im Flur. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an meinen Turnschuhen kleben, welche von den anderen Schuhen abstachen. ,,Da muss ich ja nicht fragen, wem diese Latschen gehören", meinte sie und warf mir ein Lächeln zu, was eher giftig als was anderes war. ,,Dean hat mir schon grob erzählt wieso du hier bist...hoffe deiner Mutter geht es bald besser und du gehst zurück in deine Heimat." Ich ballte die Hände zu Fäusten. Was sollte das? Was brachte ihr das, mich so anzugiften? ,,Ich hatte nicht die Absicht mich hier einzunisten", sagte ich kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie kam auf mich zu und als an mir vorbei ging raunte sie mir was zu ,,Das hoffe ich für dich. Du gehörst hier nämlich nicht her." Wäre sie nicht Deans Schwester hätte sie genau in diesem Moment eine gefangen, was dachte sie von mir? Dass ich es genoss hier zu sein? Okay es hatte Vorteile, keine Frage, aber ich zog immer noch meine Mutter vor, als diesen Luxusscheiß.

Dean klebte Florenze an den Fersen und ich wurde ausgegrenzt. Er bemerkte es wahrscheinlich nicht und meinte es nicht böse, aber seine Schwester ignorierte mich eiskalt. Danke für nichts. Irgendwann wurde es einfach nur so nervig, dass ich beschloss Rachel zu besuchen. Ich wusste, dass sie zwei Straßen weiter wohnte und lieber bei ihr sein und vollgeheult werden wie scheiße es ihr geht, als hier zu zusehen wie Florenze mir die kalte Schulter zeigt. Ich zog mir die Schuhe an, zog mir einen Pulli drüber und schnappte mir den Haustürschlüssel. Nur weg hier.

Als ich durch die Straße lief, fiel mir auf, dass ich noch nie allein hier unterwegs war. An sich war ich noch nie hier unterwegs. Naja, das war wieder ein Vorteil vom Werwolf-Dasein, man hatte verschärfte Sinne, weshalb man sich nicht so schnell verirrte, wie normale Menschen. Es waren Häuser, die wahrscheinlich von normalen Leuten bewohnt wurden, was ich echt sympathisch fand. Tylers schwarzer Wagen stand im Hof von einem Haus. Es war keine Villa, endlich mal normale Leute! Es war in einem mintgrün gestrichen und hatte eine weiße Veranda. Ich klingelte und strich über das weiße Holz der Haustür. Irgendwie erinnerte sie mich an zu Hause. Wir hatten auch eine weiße Haustür, auch wenn ich sie schon längst anders farbig streichen wollte. Rachel machte die Tür auf und grinste mich gequält an. ,,Hey", sagte sie. Es war eher ein Krätzen und ich musste schmunzeln. ,,War doch etwas zu viel gestern oder?", fragte ich belustigt und trat ein. Die Haustür führte sofort ins Wohnzimmer und nicht erst in einen Flur. Das Wohnzimmer war gemütlich eingerichtet und hatte einen Kamin. ,,Ach halt's Maul", krächzte sie und lief die Treppe hoch. Hier oben gab es nur drei Türen. Eine davon führte in Rachels Zimmer und aus einer anderen hörte ich Musik, nicht laut, aber trotzdem hörbar. Jacobs Zimmer.

Rachels Zimmer war Türkis gestrichen und hatte weiße Möbel. Ein weißes Bett, worüber eine Lichterkette hing. Ein weißer Schreibtisch, welcher zugemüllt mit irgendwelchen Büchern und Blättern war. Mitten im Zimmer gab es eine kunterbunte Hängematte, die so null ins Zimmer passte und doch so sehr hier hergehörte. Über dem Schreibtisch hing ein Bild von einem Strand und hellblauen Wasser, welches mit einem schwungvollen Rachel unterzeichnet war. ,,Hast du das gezeichnet? Das sieht ja mal mega geil aus", meinte ich und sah es mir etwas genauer an. ,,Ja hab ich und danke", meinte sie und lächelte. ,,Du solltest dich an einer Kunstschule bewerben", sagte ich und Rachel seufzte. ,,Ne lass ma, die nehmen da nur Hochbegabte und welche die viel Geld haben. Keine Chance", meinte sie und zuckte mit den Schultern.

,,Was führt dich überhaupt hier her?", fragte Rachel und setzte sich in die Hängematte. ,,Hört sich das blöd an, wenn ich sage, ich bin vor Florenze geflüchtet?", fragte ich und setzte mich auf den grauen Bürostuhl, der vorm Schreibtisch stand. ,,Ganz und gar nicht. Ich mag das Weib selber nicht", krächzte sie und ich musste lächeln. ,,Hat sie dich etwa auch angegiftet und so getan als wäre sie etwas Besseres?", fragte ich und Rachel verdrehte die Augen. ,,Das ist nen arrogantes Weib. Sie hast jeden Werwolf, außer ihre Brüder." ,,Wieso das denn?" Ich sah Rachel irritiert an, welche anfing ihre Schläfen zu massieren. ,,Weil sie keiner ist. Sie ist sau neidisch auf uns, bevor du fragst, sie wird es dir angesehen haben, dass du einer bist. Sie hat ja schließlich fast ihr ganzes Leben mit zweien zusammen gelebt oder Dean hat ihr ausversehen erzählt. Wir kennen ja seine Geschwätzigkeit", erklärte sie und zuckte die Schultern. Aber das gab ihr doch nicht gleich den Grund uns zu hassen, nur weil wir etwas hatten, was sie nicht hatte...oder?

NeumondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt