Joey war ein großer Mann. Er war vielleicht Mitte zwanzig, aber strahlte eine Ernsthaftigkeit und Kälte aus, als wäre er vierzig. Seine braunen fast schwarzen Augen musterte mich kalt und ich fühlte mich in seinem Blick so schutzlos wie lange nicht. Dean stand ein Stück von mir entfernt, jedoch spürte ich allein an seinem Atem, dass er angespannt war und am liebsten sofort abhauen würde. Vielleicht wäre es schlau gewesen, dass ich mich vorher erkundigt hätte, was vor gefallen ist...naja jetzt war es auch zu spät. War es nicht schon mal ein gutes Zeichen, dass und Joey in sein Haus gelassen hatte? Aber irgendwie war es wieder rum ein schlechtes, dass er so eine ablehnende Haltung eingenommen hatte.
,,Also ich bin Haily Clackson und falls du dich wundern solltest, wieso wir da sind, es geht um dein Cousin Tyler", erklärte ich und Joeys Blick wurde nur noch kälter, wenn dies überhaupt noch möglich war. ,,Und?", schnaubte Joey desinteressiert. ,,Es geht um Leben und Tod", sagte ich und Joey machte Anstalten die Augen zu verdrehen. ,,Wann geht das Leben mal nicht darum?", fragte er kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,In deinem Revier gibt es vielleicht noch nicht diese Probleme, aber bei uns sterben Leute! Und die Mörder haben Tyler! Wenn die unserer Rudel platt gemacht haben, bekommt ihr die auch ab! Und ihr werdet genauso zugrunde gehen!", brüllte ich wütend und am liebsten hätte ich ihm seine kalte Miene aus dem Gesicht geschlagen, so sehr kotzte sie mich an. ,,Da habt ihr euch aber nen tollen Alpha geholt. Wenn ihr etwas nicht passt, brüllt sie rum", wendete sich Joey nun an Dean, welcher nur leicht den Kopf einzog. Hatte jeder Alpha so einen Einfluss auf ihn oder hatte er wirklich Angst vor Joey? ,,Glaub mir. Haily ist ein viel besserer Alpha, als du es bist", sagte Blaze und trat in den Raum. ,,Willst du echt deinen Cousin sterben lassen, nur weil du nicht über deinen scheiß Schatten springen kannst?", fragte Blaze. ,,Ach jetzt hängst du dich auch noch rein?", fragte Joey und sah Blaze wütend an. Blaze nahm nun ebenfalls eine kalte Haltung an, welche mich stark daran erinnerte, wie er mir damals begegnet war. Er hatte die gleiche Haltung bei mi gehabt, als wir uns noch nicht so gut gekannt hatten. ,,Ich habe gedacht Familie muss zusammen halten...und du lässt Tyler einfach sterben", sagte ich und drehte mich wieder zu Joey, welcher nur das Kinn etwas hob, arroganter Arsch. ,,Lass ihn. Er hat Tyler die Sache mit Hannah immer noch nicht verziehen. Hab ich recht Joey?", meinte Blaze und trat neben mich. ,,Du verachtest Tyler, weil Hannah sein Mate geworden ist und nicht deiner. Dazu kommt, dass Tyler Hannah nicht beschützt hat und sie nun tot ist. Aber glaub mir, wenn du Tyler nun auch noch beim Sterben zu siehst bist du nicht besser...und Hannah hast du damit auch nicht geholfen", fuhr Blaze fort und Joey kalte Miene bröckelte. Seine Mundwinkel zuckten als wöllte er was sagen, jedoch hielt sich zurück. Ich sah zwischen Joey und Blaze hin und her und versuchte zu verstehen, was hier gerade abging. ,,Du verstehst gar nichts, Evan, knurrte Joey und ballte sein Hände zu Fäusten. ,,Ach tu ich das? Du hast Hannah geliebt, jedoch hat sie deine Liebe nicht erwidert und hat sich in deinen Cousin verliebt. Du hast es ihm nicht gegönnt, weil du kanntest Hannah länger und liebtest sie schon von Anfang an. Aber um allein Hannahs Wille, wäre es, dass du deine Wut von Bord schmeißt und deinen Cousin hilfst. Tyler hat früher viele Fehler gemacht, das wissen wir alle, aber willst du wirklich tatenlos dabei zu sehen, wie er stirbt und wie wir die Killerwölfe kennen, vorher grausam gefoltert wird? Blaze seine Worte zeigten Wirkung auf Joey.
Plötzlich trat ein Mädchen in den Raum. Es war so um die zwanzig und sah sich schüchtern um. Als sie Joey erblickte, bahnte sie sich schnell den Weg zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. Er sah zu ihr...es war nicht so ein kalter Blick, den wir bekamen, sondern es war ein warmer, zärtlicher Blick. Das Mädchen hatte dunkel blonde Haare, welche ihr fast bis zur Taille gingen. Ihre Bernsteinfarbenden Augen suchten Joeys Blick und ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Ihre linke Hand lag auf Joeys Arm und die rechte lag auf ihrem Bauch, welcher eine leichte Wölbung aufwies. Sie war schwanger und wie's aussah war sie von Joey schwanger. ,,Sie sieht aus wie Hannah", murmelte Dean und er sah verkrampft auf das Mädchen. ,,Das ist unmöglich", flüsterte Blaze und Joey sah wieder zu uns. ,,Sie ist Hannahs Schwester. Liv", erklärte Joey und legte einen Arm um sie. ,,Ist sie menschlich?", fragte ich und Joey nickte langsam. Wie Maddy damals...leichte Beute für die Killerwölfe. ,,Sie wird dann das erste Opfer der Killerwölfe, wenn sie ein Auge auf euch geworfen haben. Also geb dir nen Arschtritt und helf uns!", sagte ich und sah zu Liv, die mich mit großen Augen musterte. ,,Wie redest du mit mir?", fragte Joey und funkelte mich wütend an. ,,Glaub mir, Haily redet mit jedem so. Am besten man gewöhnt sich dran", meinte Dean und stütze sich auf meiner Schulter fest. ,,Hilfst du uns nun? Nicht für Tyler. Sondern für dein Rudel...für Liv", fragte ich. ,,Und für Hannah, die es bestimmt so gewollt hätte, fügte Blaze hinzu. Joey sah zu Liv und dann wieder zu uns. Seine Hand krallte sich förmlich in den Stoff von Livs Pulli, als er sagte, dass er uns half.
Joey besaß ein Rudel mit vierzehn Wölfen, alle im Alter von achtzehn bis Mitte zwanzig, hauptsächlich männliche Wölfe. Das Rudel lebte in einem eigenen Viertel, was ich sehr bewunderte. Die meisten Männer wohnten mit ihren Frauen zusammen, Joey meint, dass einige ihren Mate schon längst gefunden hatten, jedoch gab es selten den Fall, dass der Mate ebenfalls in einen Werwolf verwandelt wurde, wenn sie keiner war. Joey lebte in einem bescheidenen Haus ziemlich mittig im Viertel. Jäger trieben sich kaum welche rum, weil Joeys Rudel keine Aufmerksamkeit machte und sich höchstens an Vollmond verwandelten. ,,Ich kann euch aber nicht versichern, dass euch das ganze Rudel helfen will...ich bin zwar ihr Alpha, aber zum Sterben zwingen, tue ich sie ganz sicher nicht", erklärte Joey und Blaze schnaubte. ,,Wer sagt denn, dass wir da alle sterben werden?", fragte er und Joey zuckte mit den Schultern. ,,So wie ihr mir dieses Rudel erklärt habt...und euer letztes Zusammentreffen. Das sind Mordmaschinen, hochgradige Mordmaschinen", meinte Joey und zog den Vorhang ein Stück beiseite und sah raus.
,,War Joey schon immer so kalt?", fragte ich, als Dean unsere Haustür aufschloss. ,,Naja...seit der Sache mit Hannah ist die Sache eskaliert, aber früher ging's eigentlich. Naja was hieß ging, Joey ist so ein Vernunftmensch und fand mich und Tyler schon immer unverantwortungsvoll und kindisch, weshalb er uns mied...aber gehasst hat er uns nicht", erklärte er und machte die Haustür auf. ,,Aber schon krass, dass er jetzt ausgerechnet mit Hannahs Schwester zusammen und sie auch noch ein Kind von ihm erwartet", meinte ich und Dean nickte. Ich zog meine Schuhe aus und ging mit Dean ins Wohnzimmer. ,,Genauso krass finde ich, dass Nicky jetzt mit Kiara zusammen ist", meinte Dean und setzte sich auf die Couch. ,,Blaze ist da wetten nicht allzu begeistert, sagte ich und musste etwas lächeln. ,,Nein ganz bestimmt nicht. Ich weiß gar nicht wer mir mehr leid tun soll, Blaze oder Nicky, meinte Dean und seine Miene hellte sich auf. Es war viel zu lange her, dass wir mal wieder so geredet hatten...und es tat gut. ,,Tyler ist tot und ihr redet so als wäre nichts...als würde euch Tyler nichts bedeuten", sagte eine Stimme und ich drehte mich ruckartig um. Im Türrahmen stand Florenz, welche total fertig aussah, jedoch trotzdem noch aussah wie ein Model. Konnte dieses Weib auch einmal nicht gut aussehen, nur einmal? ,,Wieso bist du hier...?", stotterte Dean und Florenz seufzte. ,,Mein Bruder ist vor drei Tagen gestorben, meinst du ich bleib da auf der Uni?!", sagte sie hysterisch und weitere Tränen liefen ihr über die Wange. Ich sah zu Dean und er dachte das Gleiche. Auch wenn ich Florenz hasste, war sie so lange sie hier war, in Lebensgefahr. Sie war ein Mensch und stand zumindest Dean und Tyler nahe...die Killerwölfe würden sie umbringen, wenn sie raus bekamen, dass sie hier war und das ohne mit der Wimper zu zucken
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Neumond
Hombres LoboHaily Clackson, welche sich als Einzelgänger durch ihr Leben geschlagen hatte, da es in ihrem Leben nur ihre Mutter und sie gab. Für sie war es das normalste der Welt, allein durch die Wälder zu streifen und sich alleine um ihre, an Depressionen erk...