Happy Birthday Ezra Bridger

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„Dad, was ist mit Mom? Warum hat sie Schmerzen? Ich will nicht, dass sie Schmerzen hat." Jai schaute unglücklich seine Fußspitzen an. Er hatte sich an Aran geschmiegt. Als man ihm gesagt hatte, dass er ihn nicht mit in die Medi-Station nehmen durfte, hatte der Junge sich kurzerhand draußen auf die Treppe gesetzt, um dort zu warten. Sein Vater tigerte unruhig auf und ab. Er hätte Sabine gerne begleitet, aber sie hatten niemanden gefunden, der hätte auf die Kinder aufpassen können, und den armen Medi-Droiden und Arzthelferinnen diese Aufgabe aufzuhalsen, brachte er nicht über sich. Er wollte auch nicht, dass sie ihre Mutter so sahen, und da Jai unbedingt den Strill hatte mitschleppen müssen, mussten sie nun alle draußen warten. Nima war in einem ihrer Bilder vertieft, dass sie in das kleine Notizbuch kritzelte, das ihre Mutter ihr zum Schulbeginn gekauft hatte, und war glücklich damit. Sie schien die Welt um sich herum gar nicht mehr wahrzunehmen. Ezra wusste, dass dem nicht so war. Sie hatte auch Angst. Aber sie versuchte, sie mit den Bildern zu verdrängen. Er hätte ihr gern gesagt, dass sie keine Angst zu haben brauchte, aber dann hätte Jai ihn bloß wieder mit zig Fragen gelöchert, auf die er keine rechte Antwort hatte, wie er es bereits seit Stunden tat. Mira war die erste halbe Stunde der Wartezeit damit beschäftigt gewesen, auf dem Geländer herum zu balancieren. Inzwischen saß sie auf der Mauer und konzentrierte sich darauf, mithilfe der Macht kleine Steine anzuheben und sie nach ihrem Bruder zu werfen. Ezra hatte versucht, sie zurechtzuweisen, aber sie hatte sich damit herausgeredet, dauerhaft auf etwas anderes zu zielen und daneben zu treffen. Seitdem verbrachte ihr Vater seine Zeit damit, die kleinen Steine mit der Macht in der Luft abzufangen, während er nervös auf und ab lief. Er war mit den Nerven völlig am Ende.
„Dein Timing ist wieder perfekt, Biene..."
Er machte sich keine Sorgen um seine Frau. Sie war stark, und stur, und beim ersten Mal war die Medizin, die sie gehabt hatten, wesentlich schlechter gewesen. Aber er machte sich Sorgen um das Kind. Sie war zu früh. Zwei Wochen zu früh. Als er im Tempel den Anruf bekommen hatte, hatte er es in der ersten Sekunde wegen dem Datum für einen schlechten Scherz gehalten. Dass die Meldung über den Anruf mitten in eine Besprechung geplatzt war, hatte die Sache auch nicht wirklich besser gemacht.
»Und ich Depp hatte auch noch mein Comlink abgeschaltet... Sie musste Rowan anrufen, damit er es mir weitergibt... ich bin so ein Idiot.«
Er lief weiter auf und ab, bis Jai schließlich nach seiner Hand griff.
„Dad, ich hab Angst. Vielleicht... vielleicht will ich doch lieber keine kleine Schwester. Nima und Mira reichen doch, und..." Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich will nicht, dass sie uns Mom wegnimmt."
Mit einem Mal waren alle Augen auf Jai gerichtet. Nima ließ ihren Stift fallen und stand auf, und auch Mira hörte auf, ihre Machtübungen zu machen. Ezra ging in die Knie und drückte seinen Sohn an sich.
„Das wird sie nicht, Kleiner. Versprochen." Mira und Nima gesellten sich dazu, kuschelten sich einfach nur an ihren Vater und kleinen Bruder. Aran legte sich auf Jais Füße. „Mamie hat schon viel schlimmere Dinge durchgestanden."
Jai ließ dem Kopf hängen.
„Warum hasst die Macht euch so sehr?"
„Hm?" Ezra schaute seinen Sohn überrascht an. „Wie meinst du das?"
„Warum lässt sie euch so viel leiden?"
„Die Macht ist unergründlich, Kleiner, und manchmal verstehe ich sie selbst nicht. Ich verstehe nicht, warum es Kriege gibt und Leute sterben müssen. Aber letzten Endes können wir nur akzeptieren, dass wir Dinge im Leben verlieren, und weitermachen. Die, die es nicht schaffen, loszulassen, werden unglücklich. Ich denke, man muss wissen, was man im Leben richtig und falsch gemacht hat, und akzeptieren, dass es sich nicht mehr ändern lässt. Hoffen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aus seinen Fehlern lernen. Aber es ist wichtig, die geliebten Personen, die man verloren hat, in Erinnerung zu behalten, ohne sich dabei in dem Verlust zu verlieren." Einen Moment lang schaute Ezra fast melancholisch auf den Horizont. „All das, was ich im Leben richtig und falsch gemacht habe, hat mich irgendwie an diesen Punkt geführt. Dafür, dass ich euch habe, war es all das Leid wert." Er schloss die drei nochmal in den Arm. „Ich liebe euch."

„Ezra Wren-Bridger?" Der Angesprochene hob den Kopf. Eine junge Frau mit aufmunterndem Lächeln schaute ihn an. „Man verlangt nach Ihnen." Er lachte erleichtert. Die Präsenz seiner Frau in der Macht hatte sich vollkommen beruhigt, schlug wieder gleichmäßige, schwache Wellen, wie sie es immer tat, wenn Sabine müde war. „Ein Mädchen. Sie ist gesund. Der Mutter geht's auch gut. Herzlichen Glückwunsch."
Ezra griff nach den Händen der Zwillinge. Mira zog eine gespielt beleidigte Schnute.
„Hört ihr? Mom geht's gut. Sie kann mich schon wieder rumkommandieren.", scherzte er, und die Kinder kicherten ein wenig.
„Muss Aran draußen warten? Er mag es doch nicht, alleine zu sein.", murmelte Jai traurig, und Ezra seufzte. „Es ist nur für ein paar Minuten, Schatz. Du kannst ja gleich wieder raus gehen, wenn du willst."
Jai kniete sich zu dem Tier und kraulte es. Aran knurrte zufrieden.
„Hörst du, Aran? Bin gleich wieder da.", versicherte er ihm. „Ret'!"
Aran schaute ihn mit großen Augen an, strich noch einmal um seine Beine, blieb dann sitzen und schaute Jai erwartungsvoll hinterher.

„Mamie sieht müde aus.", stellte Nima fest, als sie den Raum betrat.
„Mamie ist müde.", bestätigte Sabine gähnend. Ihr stand noch immer der Schweiß auf der Stirn, aber sie strahlte übers ganze Gesicht. In ihren Armen lag ein kleines Bündel, in dem ein Mädchen eingewickelt war.
„Gut ohne mich ausgekommen?" Ezra schaute sie entschuldigend an. „Ich-"
„Schon gut.", fiel sie ihm ins Wort. „Uns geht's gut, das ist alles, was zählt. Außerdem könnte ich es dir nicht mal übel nehmen, wenn du nicht dabei gewesen wärst, weil du es nicht hättest sein wollen. Ich hab dir beim letzten Mal immerhin den Arm ausgekugelt. Ich glaube, du hast mehr geschrieen als ich."
Sie lachte. Er verzog bei der Erinnerung das Gesicht. Dann wandte er sich dem kleinen Bündel auf ihrem Arm zu, und lächelte.
„Nima, Jai, Mira... Das ist Rey."
Sabine drehte das Bündel so, dass die Kinder den Kopf sehen konnten.
„Das ist ja ganz klein.", stellte Mira überrascht fest.
„Und pink.", fügte Nima hinzu.
„Lebt das überhaupt?", erkundigte sich Jai ein wenig verwirrt.
„Natürlich, di'kut.", erwiderte Nima kopfschüttelnd.
Sabine warf ihrer Tochter einen gespielt strengen Blick zu.
„Hat euer Dad euch schon wieder Schimpfwörter beigebracht?", scherzte sie und wandte sich dann wieder Rey zu.
„Hey, ich bin unschuldig.", verteidigte ihr Mann sich sofort.
„Mira war's!", warf Nima ein.
„Hey!", beschwerte sich ihre ältere Schwester und verschränkte die Arme.
„Also war es indirekt doch Ezra, weil er es war, der sie Mira beigebracht hat."
„Du bist doch die, die dauernd auf Mando'a-"
„Was hatten wir gesagt bezüglich dem »mir widersprechen« wenn ich müde bin?"
„Dass ich es lassen soll?"
„Und?"
„Um dich an der Stelle mal zu zitieren... Ich hab doch vorher auch nie auf dich gehört. Warum sollte ich jetzt damit anfangen?"
Sabine lachte müde und verdrehte die Augen.
„Ich liebe dich auch, cyar'ika."
Im selben Moment fing Rey an zu schreien. Jai machte erschrocken einen Schritt zurück.
„Das ist ja ganz laut!"
Sein Vater verkniff sich ein Lachen.
„Ihr zwei wart noch viel schlimmer.", erklärte er mit Blick auf die Zwillinge und nahm Sabine die Kleine aus dem Arm, um sie zu wiegen. Ihre braunen Augen trafen seine blauen, und sie war sofort ein wenig ruhiger. „Hallo Kleines."
Sabines Hand griff nach seiner freien, sodass er seinen Blick wieder einen Moment lang ihr zuwendete. Die Kinder standen weiterhin um das Bett herum, gefüllt von einer Mischung aus Verwirrung, Aufregung und Erleichterung.
„Du hast doch mal gesagt, dass du einen Geburtstag feiern willst, ohne dauernd daran denken zu müssen, dass er mal Tag des Imperiums war, erinnerst du dich? Die Wege der Macht sind wirklich unergründlich."
Die Mandalorianerin lachte. Ezra standen Tränen in den Augen. Ein einfaches »ich liebe dich« war nicht genug, um das auszudrücken, was er für sie fühlte. »Du bist die Welt für mich. Ihr seid die Welt für mich. Du und Nima und Jai und Mira und Rey. Ich will nie wieder ohne euch sein. Danke. Danke für all das hier.«
„Happy Birthday, Ezra Bridger."

Und dann war das Chaos perfekt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt