Albträume

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Ezra wachte mitten in der Nacht auf, als er ein leises Klopfen an der Tür hörte. Vielleicht waren es aber auch mehr die starken Emotionen, die er spürte, die ihn aus dem Schlaf rissen.
Irgendwie war das nicht allzu überraschend. Wenn er mit jemandem eine chaaj'to hatte, spürte er die Emotionen der Person – gerade solche, die sowieso schon stark waren –, beinahe so, als wären sie seine eigenen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Person machtsensitiv war oder nicht... zumindest nicht mehr, seit seine eigene Verbindung zur Macht so eng geworden war. Diese Emotionen überfluteten ihn manchmal dermaßen, dass sie ihn aufweckten. Und bei deiner Familie, zu der seine Verbindung ohnehin stärker war als zu irgendjemandem sonst in der Galaxis, war das erst recht so.
Manchmal wunderte sich der Jedi, wann er angefangen hatte, bestimmte Worte auf Mando'a statt auf Basic zu denken... und dann drehte er sich um, erinnerte sich, mit wem er verheiratet war, und schloss Frieden mit der Tatsache, dass alles andere wohl mehr als komisch gewesen wäre.
Außerdem war Mando'a eine wahnsinnig schöne Sprache, mit ihren kulturell einzigartigen Begriffen, die sich gar nicht übersetzen ließen... und die Kinder fingen auch schon damit an. Besser, er wusste, wovon sie da redeten, als dass er sie irgendwann gar nicht mehr verstand.
Noch völlig übermüdet schälte er sich gähnend aus dem Bett, passte aber auf, seine neben ihm tief und fest schlafende Frau dabei nicht versehentlich zu wecken. Es war gestern etwas spät geworden. Nachdem er von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte er gekocht, dann mit Sabine die Kinder ins Bett gebracht, anschließend ein wenig auf der Couch gekuschelt und über ihren jeweiligen Tag geredet... und als sie sich sicher gewesen waren, dass die Kinder schliefen, hatte er mit Sabine im Bett »einen neuen Jedi-mandalorianischen Krieg angefangen«, wie sie immer witzelte.
Seit die Kinder laufen konnten, hatten sie sich angewöhnt, dafür lieber die Tür zu verriegeln.
Es klopfte erneut.
Ezra entriegelter die Tür und drückte dann den Knopf daneben, woraufhin diese sich langsam aufschob.

Seine jüngste Tochter saß dahinter und schluchzte. Die Fünfjährige sah vollkommen fertig aus. Ihre dunkelblauen, welligen Haare waren völlig wild durcheinander und standen in alle Richtungen ab, und mit ihrem rechten Arm hielt sie das kleine Plüsch-Tooka fest, während sie die zitternde rechte Hand nach ihm ausgestreckt hatte.
Er kniete sich zu ihr runter und nahm sie sachte in den Arm.
Ezra kannte inzwischen den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten Angst, und er konnte sie in der Macht problemlos auseinanderhalten. Blanke Panik oder Todesangst fühlten sich anders an als ein einfacher Schreck, und der wiederum fühlte sich ganz anders an als die verschlafene Angst nach einem sehr real wirkenden Albtraum... und genau das war es, was hier gerade los war.
Nima schlief oft schlecht. Das war schon so gewesen, als sie noch ein Baby war, und das hatte sich bis zu diesem Tag nicht geändert.
Er war sich nicht sicher, woran das lag... sie war als einzige seiner drei Kinder nicht machtsensitiv, also konnten es wohl kaum irgendwelche Visionen sein. Sie sprach auch kaum darüber, wovon sie eigentlich träumte – sie schien sich selbst kaum daran zu erinnern. Aber danach konnte sie immer nicht mehr einschlafen.
„Alles wird gut, Nim'ika. Versprochen." Er strich ihr sachte durch die Haare. „Ich bin da."
Sie kuschelte sich an ihn.
„Ich hab Angst."
„Ich weiß. Das ist okay. Hast du wieder schlecht geträumt, meine Kleine?" Das Mädchen nickte. Ezra hob sie sachte hoch. Er hätte nie zugelassen, dass irgendeine Gefahr seiner Familie zu nah kam... und Sabine genauso wenig. „Hast du schon wieder davon geträumt, dass deine Mutter kocht? Keine Sorge, ich werde sie nicht mal in die Nähe der Küche lassen", witzelte er, um seine Tochter ein wenig aufzumuntern.
Er hatte über die Jahre hinweg irgendwann festgestellt, dass das das einzige war, was wirklich half... lachen und ihr das Gefühl geben, dass sie sicher war. Und wie üblich schlug das auch an. Nima kicherte und schmiegte ihren Kopf an seinen Hals. Sie zitterte immer noch ein wenig, aber ihre Atmung wurde langsam etwas ruhiger. Er hasste es, sie so unglücklich zu sehen.
„Möchtest du bei uns schlafen?" Sie nickte nochmal. „Komm her." Er trug sie zum Bett hinüber, legte sich wieder zu Sabine und nahm dann seine Tochter sachte zu sich in den Arm. Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Bitte sei leise, ich möchte deine Mutter nicht aufwecken. Und bitte sag ihr nicht, dass ich mich über ihre Kochkünste lustig gemacht habe. Beim letzten Mal musste ich wochenlang auf der Couch schlafen."
Er sah sie ernster an, als es gemeint war, woraufhin Nima erneut kicherte und scherzhaft salutierte.
„Is gut, Papa", gähnte sie, dann rollte sie sich in den Armen ihres Vaters zusammen und driftete langsam zurück in einen friedlichen Schlaf.
Er lächelte seine Tochter sanft an, schmiegte sich enger an seine Frau und zog dann sachte die Decke über sich und Nima, bevor er ebenfalls mit seinem kleinen Mädchen im Arm die Augen schloss.
Er lag noch ein wenig wach und ließ ruhige Wellen über die Macht zu ihr überfließen, denn auch wenn sie diese nicht bewusst spürte, reagierte sie darauf – auf das Gefühl von Liebe und Geborgenheit und Sicherheit –, indem sie sich immer weiter entspannte. Hoffentlich würde sie jetzt nicht mehr ganz so schlecht schlafen.
Es dauerte noch eine Weile, dann war der Jedi ebenfalls weggedämmert.

Sabine wurde mitten in der Nacht von einem Schnarchen aufgeweckt, woraufhin sie sich leise stöhnend und eindeutig schlecht gelaunt zu ihrem Ehemann umdrehte.
„Ezra...", seufzte sie verschlafen und ein wenig genervt und tastete mit dem Arm sachte in seine Richtung, während sie sich aufsetzte.
Die Mandalorianerin gähnte leise und beschloss, ihn etwas unsanft zu wecken, jetzt wo er sie auch aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie war alles, aber mit Sicherheit nicht sanftmütig, wenn sie mitten in der Nacht geweckt wurde. Als ihre Augen sich allerdings an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stellte sie fest, dass das Geräusch gar nicht von ihrem tief und fest schlafenden Mann kam, sondern von dem kleinen Mädchen, das in seinem Arm schlief. Sabine musste fast lachen, verkniff es sich dann aber doch, in dem Entschluss, die beiden doch nicht zu wecken. Dann wurde sie eben ein wenig um ihren Schlaf gebracht. Ihrer Familie zuliebe nahm sie das nur allzu gern in Kauf.
Sie gab ihren Mann einen sanften Kuss auf die Stirn und ließ ihn schlafen. Ezra war wirklich ein wunderbarer Vater – beinahe so sehr, wie sie eine furchtbare Köchin war, schmunzelte sie. Und es gab niemanden in der ganzen Galaxis, mit dem sie lieber ihr Leben und ihre Seele geteilt oder ihre Krieger großgezogen hätte als mit ihm.

A/N: Diese Geschichte spielt in der ersten Zeitlinie, in der Ezra in »Träum weiter...« landet.
Oh Macht, haben diese Kapitel hier eine Überarbeitung bitter nötig – das hier war vor der Überarbeitung ungelogen nichtmal dreihundert Worte lang. Und ich hab es trotzdem hochgeladen.
...Schande über mich.

Mando'a-Worte, die ich benutzt habe:

chaaj'to – Machtverbindung, wörtlich Distanzverbindung (inoffizielles, selbst erfundenes Wort)
Nim'ika – kleine Nima

Und dann war das Chaos perfekt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt