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Auf meinem Weg in die Kanzlei ziehen die Bilder des letzten Jahres an mir vorbei, wie ein Liebesfilm. Naja, ein Liebesfilm mit ein paar Thrillerartigen Zwischenfällen. Meine Liebe zu diesem Mann ist nicht in Worte zu fassen. Ein paar mal habe ich gedacht ihn zu verlieren und ich weiss was das mit mir gemacht hat. Es würde mich kaputt machen ohne ihn zu sein.

Und deshalb bete ich, dass es für diese ganze Aktion eine Erklärung gibt.

Nervös spiele ich mit seinem Handy in meiner Hand.

Ehe ich es vor Wut auf die Straße schmettere , zahle ich das Taxi und überquere die Straße. Erst jetzt fällt mir Auf, dass ich noch nie hier gewesen bin. Ich hatte auch nie das Verlangen diesen Ort zu sehen. Auch jetzt nicht. Ich habe kein gutes Gefühl. Ich sollte nach Hause gehen. Das wird so richtig daneben gehen. Ich habe Harry noch nie auf der Arbeit besucht. Vielleicht ist er ja hier ganz anders, als zu Hause.

Noch bevor ich mich dazu entscheiden kann zu gehen, bin ich im Gebäude und werde nach meinem Anliegen gefragt. Der junge Mann hinter der Rezeption ist genau so dunkel gekleidet, wie die Inmeneinrichtung. Trotzdem stilvoll.

"Wo befindet sich das Büro von Mr. Styles?", frage ich höflich und falte die Hände hinter meinem Rücken.

"Wer möchte das bitte wissen?", fragt er kritisch nach.

"Louis.", kommt es von hinter mir und der Empfangstyp sieht an mir vorbei.

Sofort drehe ich mich um.

"Das ist Louis Tomlinson?", fragt er überrascht nach und mustert mich genau.

Ich drehe mich wieder vor.

"Woher kennen Sie meinem Nachnamen?", will ich wissen, aber Harry nimmt meinen Ellbogen und zieht mich durch den Gang in ein nahegelegenes Büro.

Mit einem Rums fällt die Tür in die Angeln und er verschränkt sie Arme, als er sich umdreht. Fragend hebe ich eine Braue.

"Warum so... angespannt?", will ich wissen.

"Mein Handy ist nicht mehr Zuhause. Es ist hier. Meine Ortungsdienste spielen verrückt. Warum hast du es mitgebracht? Was hast du an meinem Handy zu suchen?"

Langsam hole ich es aus meiner Tasche und lege es auf den Schreibtisch. Als ich wieder aufsehe, schliesst Harry gerade das Büro von innen ab und steckt den Schlüssel in die Hosentasche. Langsam werde ich nervös.

"Du hast also spioniert.", beantwortet er sich seine Frage selbst.

"Du hast also was zu verheimlichen.", kontere ich, bin aber überhaupt nicht stolz darauf. "Du hast 2 Minuten, um mich davon zu überzeugen, nicht zu gehen, Harry."

Nervös fährt er sich durch die langen Haare und geht durch den Raum.

"Du würdest es nicht verstehen.", murmelt er leise.

"Deshalb hast du ja 2 Minuten."

Eine Pause tritt ein. Ein Schweigen, in dem mir klar wird, dass alles eine Lüge war. Was genau, das weiss ich noch nicht. Aber das hier ist schon genug.

"Ich hasse meinen Bruder.", beginnt er, "Umso mehr kann er mich verletzen."

Seine grünen Augen richten sich auf mich. Ich sehe ihm an, dass er versucht sich damit abzufinden. Mit dem Ende.

"Marcel weiss von dem Vorfall letzten Jahres. Es war perfekt für ihn, meine Feinde gegen mich zu verwenden. Er hat mir einen Brief geschrieben. Zunächst wusste ich nicht von wem er kam. Aber es wurde mich ziemlich schnell klar."

An diesem Punkt der Erklärungen waren wir schon so oft ...

"Ich weiss nicht wie. Aber er hat es geschafft Johnny aus dem Knast zu holen."

Erschrocken schnappe ich nach Luft und trete einen Schritt zurück.

"Mein Bruder hat ihn in seiner Gewalt und droht mir seitdem, ihn auf mich loszulassen. Wie einen wilden Hund hat er ihn unter Kontrolle. Du denkst das vergangene Jahr war ohne Sorge und... wundervoll. Das war es nicht für mich. Jede Woche neue Drohungen. Immer wieder musste ich Geldsummen überweisen und Informationen weitergeben, damit das Monster nicht frei kommt."

Fassungslos lege ich meine Hand auf den Sessel und starre Harry an.

"Du verarschst mich, oder?"

"Nein, Louis."

Mein Kopf braucht mehr Informationen.

"Rede weiter, verdammt!", fahre ich ihn an.

"Es hat Marcel nicht gereicht, das Geld und das Wissen über diese Kanzlei. Er wollte mehr. Er wollte mich zerstören."

Harry wird immer leiser. Und ich ... Ich sehe mich schon die Scheidungspapiere unterschreiben.

"Lass mich raten. Er wollte deine Rolle übernehmen, mich flach legen, unsere Tochter vergraulen und du solltest irgendwo sitzen und warten?", frage ich und erwarte ein 'Nein, so war das nicht'.

Aber es kommt nicht. Im Gegenteil.

"Ich sollte zusehen.", flüstert er und ballt die Hände zu Fäusten.

Die Worte wiederholen sich in meinem Kopf. Aber ich kann sie nicht verarbeiten.

"Was meinst du damit ...", will ich wissen und mache noch einen Schritt zurück.

"K-kameras im Haus."

Seine Stimme zittert. Ich breche innerlich zusammen.

"Du hast gesehen, was er mit Georgina und mir gemacht hat und
... hast nichts unternommen?!"

"Ich hatte keine andere Wahl! Hätte Marcel Johnny frei gelassen und ihm verraten, wo wir noch immer wohnen, wären wir alle tot! Johnny... ist wahnsinnig! Du hast ihn doch erlebt! Louis, ich bin zwar komplett im Eimer, aber die vier Tage damals in den Ruinen mit Elijah und Johnny haben mich gelehrt nichts mehr dem Zufall zu überlassen."

Seine Worte ziehen bedeutungslos an mir vorbei. Meine komplette Welt ist in sich zusammen gefallen.

Harry kommt zu mir rüber und will auf mich einreden. Aber ich ... ich kann das nicht.

"Nein, fass mich nicht an! Fass mich nie wieder an!", schreie ich und springe auf.

Harry holt tief Luft und macht einen Schritt auf mich zu, aber ich hebe meine Hände.

"Du hast ... du hast mich ... Ich kann es nicht glauben. Du hast mich angelogen, betrogen, hintergangen, wow Harry! Respekt ... Ich hätte nicht gedacht, dass du es noch mehr verbocken kannst."

Ich mache eine kurze Pause und raufe mir gestresst die Haare. Und was macht er? Er steht einfach nur noch da und sieht mich an.

"Du hast ... mein Leben zerstört. Du hast mich zerstört.", flüstere ich heiser und spüre die Tränen brennen.

"Ich liebe dich.", haucht er zurück und aus dem nichts beginnen auch bei ihm die Tränen über die Wangen zu fließen

"Das hat keine Bedeutung mehr. Deine Worte haben keine Bedeutung mehr für mich, Harry. Ich habe dich geheiratet, weil ich dich geliebt habe und weil ich tatsächlich geglaubt habe, dass du ..."

Kopfschüttelnd drehe ich mich weg.

"Louis ... mich geliebt hast?!"

Seine verzweifelte Frage ignoriere ich, da es einfach nur noch wehtut.

"Deinetwegen haben wir unsere Tochter verloren! Unsere Tochter, Harry. Unser Leben."

Seine Hände zittern mittlerweile. Aber es ist mir scheißegal. Ich bin hier fertig. Fertig mit ihm.

"Ich werde jetzt gehen. Und ich möchte, dass du mir nicht folgst.", sage ich noch leise und gehe zur Tür.

Gott, wie ich sein Büro mittlerweile hasse.

Als ich merke, dass sie abgeschlossen ist, nehme ich den kleinen Stuhl neben der Tür und schleudere ihn so gegen das Glas der Tür, dass sie zerbricht und ich durch die Scherben davon gehe.

Was eine Ironie ...

Captured Pt. 2 || L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt