„Rehabilitation ...", wiederhole ich langsam und sehe den Arzt fragend an.
„Das bedeutet, dass der Werte Mr. Styles für drei Wochen in eine Einrichtung kommt, in der er sich von den Strapazen seines Unfalls erholen wird."
„Ich weiß, was das bedeutet.", knurre ich und sehe zu Harry, der dem ganzen teilnahmenslos zuhört, den Kopf etwas gesenkt. Ich greife nach seiner Hand.
„Und wo genau befindet sich diese Einrichtung?", will ich wissen.
„Das kommt ganz darauf an. Da bei Ihnen eine private Krankenversicherung vorliegt, werden Sie das alles leider selber tragen müssen. Bedeutet aber auch, dass Sie sich den Standort aussuchen dürfen."
Harry hebt den Kopf.
„Ist das wirklich notwendig? Ich würde wirklich gerne nach Hause gehen ..."
"Das ist notwendig. Sollten Sie eine Rehabilitation auslassen laufen Sie höhere Gefahr eine Posttraumatische Belastungsstöhrung zu erleiden. Natürlich kann diese trotz alle dem auftreten, aber so können Sie dem Ganzen auf jeden Fall entgegen wirken."
Ich atme tief durch und raufe mir die Haare. Dann kommt mir ein Einfall. Ich sehe kurz zu Harry, dann zum Arzt.
"Sagen wir er würde sich für solch eine Einrichtung entscheiden, die in Norwegen wäre... Wäre das möglich?"
Einen Moment herrscht Stille im Zimmer. Der Doktor blinzelte perplex. Harry verzieht die rosa Lippen zu einem kaum erkennbaren Lächeln.
"Im Grunde schon. Wie kommen sie darauf?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Ich frage rein aus Interesse."
Nickend, aber immer noch etwas kritisch verlässt der Arzt das Zimmer. Ich wende mich Harry zu und knie vor dem Bett nieder. Er greift suchend nach meiner Hand.
"Meinst du das ernst? Das mit Norwegen meine ich?"
Seine Stimme klingt so unschuldig und voller Hoffnung.
"Du wolltest doch unbedingt von hier weg. Und ich denke das sollte jetzt so schnell wie möglich passieren, wer weiß, was als nächstes passiert."
Wir lachen zwar kurz, aber wissen eben so gut, dass ich recht habe. Früher oder später würde einer von uns das Ganze nicht überleben. Und vor diesem Tag graut es mir mehr, als es mir lieb ist.
" Es tut mir leid, dass ich hinter deinem Rücken abhauen wollte. Nur, Louis... Wäre dir das hier passiert, ich wüsste gar nicht wie ich damit umgehen sollte."
Ich schnaube und setze mich neben ihn auf das Bett.
"Dann kannst du dir ja ungefähr vorstellen, wie es mir im Moment mit der Situation geht."
Harry zieht mich zu sich. Meine Wange sinkt auf seine Brust. Ich schließe die Augen und atme tief durch.
"Aber dir geht es tausend mal beschissener. Und das wäre ohne mich niemals passiert. Deshalb werde ich auch mit dir gehen."
Jetzt lacht Harry wieder. Aber es ist leiser und geschwächter als zuvor. Beinahe schon traurig.
"Lou, ohne dich wäre ich schon lange nicht mehr hier."
Für einen kurzen Moment halte ich inne und denke über seinen Satz nach. Doch er korrigiert sich schnell.
"Am leben, meine ich."
Ich seufze und streiche sanft über seinen Arm. Er bekommt eine leichte Gänsehaut.
"Sei doch nicht immer so dramatisch. Es hätte auch ein Leben ohne mich für dich gegeben."
"Nein."
Klare Antwort. Ich will widersprechen, aber es hat keinen Sinn. Ich habe bereits vor unserer Hochzeit verstanden, dass keiner von uns beiden je wieder in der Lage sein würde ohne den anderen zu leben.
Jedenfalls habe ich das zu diesem Zeitpunkt noch geglaubt...
Eine Woche später ist es dann auch schon soweit. Der Arzt bringt uns die unterschriebenen Entlassungspapiere und die Überweisung für das Rehazentrum in Bergen, der Hauptstadt Norwegens. Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Harry hingegen hat geschlafen wie ein Baby.
Meine Mutter hat mich angerufen. Sie wird bei Gelegenheit mal rüber kommen. Aber viel mehr haben wir auch nicht mehr gesprochen. Ja, ich bin noch etwas sauer auf sie.
"Ich weiß, dass du gerade eine tiefe Falte auf der Stirn hast, Lou. Auch wenn ich es nicht sehen kann."
Harrry holt mich aus meinen Gedanken, als wir zum Flughafen gebracht werden. Ich sehe zu ihm und mustere seine Sonnenbrille. Ein harter Stich durchflutet meine Brust. Und wieder wird mir klar, dass er mir nie wieder in die Augen sehen wird. Nie wieder. Er wird mich nie wieder zu 100% wahrnehmen. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich schlucke sie runter und wende mich ab. Ich befürchte ich bin derjenige, der von dem ganzen eine Posttraumatische Belastungsstöhrung mitnehmen wird.
Harry greift nach meiner Hand.
"Dir wird es dort gefallen. Ich habe uns ein wunderschönes Appartement gemietet. Es befindet sich außerhalb der Stadt. In den Bergen. Fernab von Menschen. Klingt gut, oder?"
Eifrig nicke ich, während mir eine Träne die Wange hinab läuft.
"Ja, und wie!" schiebe ich schnell hinterher, damit er auch eine Antwort bekommt, die er versteht.
"Das freut mich."
Seine Hand sucht mein Gesicht und ich lasse es zu, dass er mir über die Wange streicht. Er atmet tief durch, als er die Tränen weg wischt. Aber das lässt nur noch mehr hinab kullern.
"Ich liebe dich.", flüstert er.
"Und ich liebe dich.", hauche ich zurück.
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Captured Pt. 2 || L.S.
FanfictionIhr dachtet das Drama hätte ein Ende? Dachtet ihr es gäbe ein Happy End? Falsch gedacht. Das Böse schläft nie. Was in dieser Geschichte allerdings wieder mal ordentlich mit einander schlafen wird, sind Harry und Louis. Nach der Hochzeit sind die be...