„Wow. Dieses Lied ist schrecklich."
Ich grinse meinen Bruder Chris an und erwidere: „Du meinst wohl ‚schrecklich schön'?"
Ich neige den Kopf in seine Richtung und sehe, dass er lächelt. „Sagen wir, es geht. Ich würde es trotzdem sehr begrüßen, wenn wir das Radio ausmachen würden."
Unsere Dad meldet sich von der Rückbank zu Wort: „Chris, wenn du so hochgehobene Sprache auch in der Schule benutzen würdest oder bei uns daheim und nicht immer mit diesem Jugendslang kommen würdest, würde ich das durchaus auch sehr begrüßen."
Ich drehe mich nach hinten um: „Dad, was war nochmal die Bedingung, dass wir dich mitnehmen und zur Arbeit fahren?"
Unser Vater seufzt. „Dass ich leise bin und nur was sage, wenn ich gefragt werde?"
Ich nicke und mein Bruder hält mir die Hand zum High Five hin.
„Obwohl das mein Auto ist", murmelt mein Dad und ich lache und sage: „Tja. Das war auch eine Bedingung, dass wir das Auto kriegen. Du wolltest immerhin umziehen."
Ich höre ihn schon wieder seufzen und dann verteidigend sagen: „Nein! Da verwechselst du mich mit meinem Arbeitgeber".
Chris drückt auf den Ausschaltknopf des Radios, blickt dann in den Rückspiegel und grinst. „Dad? Du bist dein Arbeitgeber."
Ich drehe mich wieder nach vorne um und lache.
Unser Vater hingegen scheint hinten auf der Rückbank einen halben Nervenzusammenbruch zu kriegen.
Dabei hat er dazu gar keinen Grund. Ich muss sagen, Chris und ich haben es echt gut aufgenommen, als unser Vater uns gestanden hat, dass wir in eine andere Zeitzone ziehen.
Das war vor drei Monaten.
Wir ziehen unseren Vater immer noch auf und tun manchmal so, als würde es uns etwas ausmachen, schon wieder umzuziehen.
Doch das tut es eigentlich nicht. Ein bisschen vielleicht, aber nicht schlimm.
Wir ziehen so oft um.
„Wollen wir noch kurz bei Starbucks vorbei fahren?"; fragt mein Bruder und ich nicke begeistert, während Dad einen Protestruf ausstößt und dann erklingen lässt, dass wir ihn an der nächsten Ampel rauslassen sollen, da ist dann eh gleich seine neue Stelle.
Chris und ich lachen unisono und bei der nächsten Kreuzung springt unser Vater mit einem mehr oder weniger enthusiastischen: „Bye Honeys ich liebe euch!" aus dem Wagen und Chris und ich prusten beide schon wieder los.
Gott, ich liebe meinen Bruder. Und meinen Vater natürlich auch.
„Das hat er jetzt aber schön gesagt"; merkt Chris an, als die Ampel auf grün springt. „Da vorne ist übrigens ein Starbucks".
Ich grinse und ziehe dann eine Grimasse: „ Bye Honeys, ich liebe euch!"
Ich blicke zu Chris und sehe, dass er amüsiert auf die Straße blickt.
„Was ist mit dem heute bitte los? Ich mein, ich liebe ihn ja auch, aber so verpeilt hab ich ihn noch nie gesehen."
Chris beißt sich auf die Unterlippe und setzt dann den Blinker um in eine Lücke neben dem Starbucks zu parken: „Ich glaub, er ist einfach richtig krass aufgeregt."
Ich ziehe eine Augenbraue hoch: „Ernsthaft? Ist er sonst doch auch nie gewesen."
Chris legt den Arm um meine Sitzlehne um gucken zu können, ob er noch Platz nach hinten hat, ohne dem Auto hinter uns einen Stupser zu geben.
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Die Lügen hinter deinem Lächeln
JugendliteraturAls Louina ihre neue Schule betritt, ahnt sie noch nicht, wie unglaublich kompliziert das nächste Schuljahr werden wird. Da ist zum einem ihr charismatischer Zwillingsbruder Chris, der alle um die Finger wickelt, während Lou außen vor bleibt, Jared...