Die Lügen hinter deinem Lächeln

Party Party

Es ist laut der Riesenuhr an der Fassade der Schule genau zwei Minuten vor acht, als Jared und ich die Passkontrolle am Eingang passieren und ich kann meinen Vater nur dafür loben, dass er mir schon eine Stunde bevor ich losfahren wollte, meinen Ausweis in die Hand gedrückt und gesagt hat: „Ich würde ja um Geld wetten, dass du ihn vorzeigen musst, aber damit könnte ich mich theoretisch strafbar machen." (= typischer Vaterwitz), denn sonst hätte ich jetzt ein Problem gehabt.

So halte ich dem Sicherheitstypen (ERNSTHAFT??) aber nur meinen Ausweis unter die Nase, kriege einen blauen Stempel auf die Hand gedrückt und viel Spaß gewünscht und als Jared mir von hinten auf die Schulter tippt und mir meine Tasche wieder reicht, ist meine gute Laune wieder da.

Zusammen betreten wir die Eingangshalle der Schule, die mit endlos vielen Lichterketten geschmückt ist und in der in jeder Ecke ein paar Sitzkissen und niedrige Tische hingestellt worden sind und halten Ausschau nach Leila und Evan.

Wir vier haben ausgemacht, dass wir uns um viertel nach acht am schwarzen Brett treffen wollen und da beschließen wollen, was wir als erstes machen.

Diese Schulparty hier ist nämlich anscheinend alles andere als langweilig. So ist zumindest die Meinung sämtlicher Mitschüler - Jared und Evan eingeschlossen. Und hey, Nat hat die Party mit organisiert, also kann es ja eigentlich gar nicht schlecht werden.

Laut dem Flyer darf man hier erst ab 16 rein (und bis zum Schluss bleiben, auch wenn die Party bis Punkt 24 Uhr geht) und die Anzahl der Partygäste ist auf 500 begrenzt.

Als ich das mit der hohen Anzahl auf dem Flyer gelesen habe, musste ich erst einmal lachen, aber jetzt, wo Jared und ich in der Eingangshalle stehen, eingepackt zwischen extrem vielen Menschen, erscheint mir diese Zahl mehr als angebracht.

„Es ist 20 Uhr. Im Moment befinden sich 497 Gäste im Haus. Die Party findet nur im Erdgeschoß der Schule statt. Um 24 Uhr ist die Party vorbei. Es herrscht striktes Alkohol - sowie Rauchverbot auf dem gesamten Schulgelände. Viel Spaß in der besten Nacht eures Lebens.", ertönt plötzlich eine Stimme aus dem Lautsprecher und als ich mich umdrehe, sehe ich, wie die Eingangstüren der Schule gerade geschlossen werden.

„Die nehmen das hier ja ernst.", sage ich an Jared gewandt (dabei kann ich mir ein Lachen nicht ganz verdrücken) und stelle mich auf meine Zehenspitzen, um ein bisschen mehr zwischen den Köpfen der Menschen erkennen zu können.

„Jap.", antwortet Jared und deutet mit dem Zeigefinger nach rechts hinten, „da ist übrigens die Garderobe. Und die Party hier ist auch immer extrem cool, ich spreche da aus Erfahrung."

Ich verlagere mein Gewicht ein bisschen mehr nach rechts und kann zwischen den mittlerweile schon weniger gewordenen Menschenmassen tatsächlich eine Garderobe entdecken.

„Garderobe klingt gut.", sage ich also und versuche mich zwischen den Leuten hindurch zu schieben. Aber wie so eine spießige Party extrem cool sein kann, frage ich mich dann trotzdem.

„Lou...diest..allde...Gardaka..vordränln.", sagt eine undeutliche Stimme hinter mir und ich drehe mich um blicke Jared in die Augen der mich belustigt angrinst.

„Was hast du gesagt?!", frage ich mit ziemlich lauter Stimme, denn die angeregten Gespräche der Leute um uns rum lassen ein Gespräch im Normalton ziemlich untergehen.

Jared lacht und beugt sich ein wenig zu mir rüber: „Die stehen auch alle an der Garderobe an, da kannst du dich nicht vordrängeln.", sagt er und deutet mit dem Kinn auf die Leute hinter mir.

Ich versuche möglichst wissentlich zu nicken und grinse ebenfalls.

Die Halle ist bis auf die ewig lange Schlange vor der Garderobe inzwischen schon fast leer und ich will Jared gerade fragen, wo die alle hinrennen, da sehe ich Leila mit dem Rücken ans schwarze Brett angelehnt stehen.