Nach der Feier, vor der Party

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„Tut mir leid wegen vorher.", sagt Jared, und seine Stimme hat wieder diesen typischen Jared-Unterton und klingt nicht mehr so bevormundet wie grad in der Eingangshalle der Schule.

Ich wende meinen Blick von den Girlanden ab und zu Jared hin und komme ein paar Schritte näher auf ihn zu.

„Mir doch auch. Ich war nur noch so sauer auf Chris und dann kamst du und hast dich so ein bisschen wie er verhalten und dann ist bei mir einfach eine Leitung durchgebrannt.", sage ich und umklammere meine Tasche an den Henkeln.

„Außerdem war ich so überfordert mit der Situation als Nat mit mir tanzen wollte und mich zu sich eingeladen hat und ich musste daran denken, was du gesagt hast, aber dass ist mir erst später eingefallen und dann kam auch noch Alice und hat so was Blödes gesagt und ich hab echt..."

„Alice?", unterbricht mich Jared und soweit ich das in der Dunkelheit (okay, ein paar Straßenlaternen und Lichterketten leuchten noch, aber das zählt nicht) deuten kann, verfinstert sich seine Miene ziemlich.

„Ähm, hmm, ja?", sage ich und reibe mir mit den Händen über die Oberarme.

Mir ist wirklich extrem kalt.

Zum Glück habe ich mir noch meine Jacke von der Garderobe geholt, bevor ich zum Parkplatz gegangen bin.

Oh und zum Glück bin ich kommentarlos an der Sitzecke vorbeigelaufen, in der Chris saß.

Nach dem Gespräch mit Jared hab ich nämlich beschlossen, dass ich definitiv nicht als erstes auf Chris zugehen werde und die Sache zu klären versuche, sondern dieses Mal muss er das machen.

„Ich denke mal, wir führen das Gespräch im Auto weiter, oder?", sagt Jared und deutet mit dem Kopf auf den silbernen BMW, der in der Parklücke schräg hinter ihm steht.

Mit klimperndem Geräusch holt der die Schlüssel für den Wagen aus seiner Hosentasche, geht zum Auto und sperrt es dann auf.

Ich versuche so schnell wie möglich mit meinen Stöckelschuhen nachzukommen und lasse mich wenige Sekunden später in den Beifahrersitz des ebenfalls nicht so warmen Autos fallen.

„Hab schon die Heizung angemacht, also gleich wird's warm.", meint Jared.

„Nochmal wegen dem was Alice gesagt hat...", fügt Jared dann noch hinzu und verzieht seine Miene.

„Egal, was sie erzählt, ignorier's einfach. Und vergiss es am besten. Manches davon stimmt eh nicht."

Er streift sich mit der Hand über das Gesicht und ich würde ihn zu gerne fragen, ob da mal irgendwas zwischen ihm und Alice vorgefallen ist, aber ich weiß nicht, ob Jared da gerade wirklich drüber reden will.

„Alles in Ordnung, Lou?", fragt Jared und beugt sich ein bisschen weiter nach vorne, so dass er mir ins Gesicht sehen kann.

„Ahja und du wolltest mir vorher eigentlich noch mehr erzählen, wieso du grade so durch den Wind bist und ich hab dich voll unterbrochen."

Mein Bauch zieht sich total zusammen und ich fange an, mit dem Daumen an meinem Kleid rum zu pullen.

„Naja, nicht wirklich in Ordnung.", antworte ich deshalb.

„Aber das erzähl ich dir später. Immerhin hab ich noch...", ich gucke auf die Uhranzeige des Autos und sage: „...vier Stunden Zeit bis die Party bei Nat losgeht. Und ich geh hin, auch wenn du's mir nicht raten würdest."

Ich lege den Kopf ein bisschen schief und versuche seine Reaktion einzuschätzen, als ich ihn doch frage: „War da eigentlich mal was zwischen dir und Alice?"

Die Lügen hinter deinem LächelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt