Die Lügen hinter deinem Lächeln

Eine unerwartete Neuigkeit

Als ich am nächsten Tag in die Schule komme, spüre ich sofort, dass etwas anders ist.

Ich meine, so viele Leute auf einmal haben mir noch ihre Aufmerksamkeit geschenkt.

Während ich die Gänge der Schule entlang laufe, habe ich die ganze Zeit das Gefühl, als würden sich alle nochmal nach mir umdrehen und als ich mein Klassenzimmer betrete, verstummen mit einem Mal alle Gespräche.

Wow, okay.

Schnell lasse ich mich auf meinem Platz neben Leila nieder, die mich als Einzige von allen anlächelt.

„Ich bin echt froh, dass wir gestern Abend noch telefoniert haben und ich schon Bescheid wusste, sonst wäre ich heute Morgen aus allen Wolken gefallen.", flüstert sie.

„Die ganze Schule redet darüber. Was ich absolut nicht nachvollziehen kann.", fügt sie hinzu und verdreht die Augen so weit nach hinten, dass ich unwillkürlich lachen muss.

Leila lacht ebenfalls.

„Schau sie dir an.", sagt sie und deutet auf unsere Klassenkameraden, die inzwischen wieder in irgendwelche Gespräche vertieft sind.

„Können es alle nicht fassen, dass Nat und du ... naja..."

„...dass wir uns geküsst haben?", vollende ich ihren Satz und Leila schüttelt ihren Kopf.

„Quatsch. Dass ihr zusammen seid.", sagt sie.

„Wir sind zusammen?", frage ich so laut, dass sich einige Köpfe zu Leila und mir umdrehen und gespannt schauen.

„Ja?", antwortet Leila leise und schaut mir prüfend in die Augen, „das ist das, was das Krasse ist. Nat küsst Mädchen zwar, aber er ist nicht mit ihnen zusammen."

„Ja, aber hat er selbst gesagt, dass wir zusammen sind?", frage ich überfordert.

Leila legt ihren Kopf etwas zur Seite und meint:

„Na ja, du weißt doch, dass sich an Nat immer so viele Mädchen ranschmeißen und als die eine Tussi aus der Parallelklasse heute vor dem Unterricht wieder versucht hat bei ihm zu landen, hat er anscheinend gesagt, dass er schon eine Freundin hat, nämlich dich.

Und die Neuigkeit hat sich natürlich in rasender Geschwindigkeit in der ganzen Schule verteilt. Alle hängen seit 10 Minuten nur noch an ihrem Handy rum."

Leila macht eine kleine Geste mit der Hand, um mir zu zeigen, dass meine Mitschüler wirklich sehr eifrig auf ihre Telefone einhämmern.

Ach kacke. Ernsthaft?

Ich hasse es der Mittelpunkt der Dinge zu sein und dann reden alle auch noch über meine Beziehung zu Nat.

Wenn man die so nennen kann.

Anscheinend haben wir jetzt ja eine.

Während der folgenden Unterrichtsstunde lasse ich mir die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen.

Natürlich finde ich es schön, dass Nat mich als seine Freundin sieht, allerdings hätte er sich mit mir mal vorher absprechen können.

Irgendein Mitspracherecht habe ich ja schließlich auch.

Ich hoffe einfach nur, dass sich die anderen schnell wieder beruhigen und nicht wie hungrige Aasgeier um Nat und mich rumschwirren.

Allerdings sollte ich meine Hoffnungen vielleicht nicht zu hochschrauben, denn ich habe das Gefühl, dass ich ständig von den anderen beobachtet werde.