Mit Jared zu reden tut mir so gut. Ich genieße es, ihn endlich wieder so nah bei mir zu haben und nicht endlos weit entfernt und unerreichbar. Die Sehnen an seinen Armen treten jedes Mal hervor, wenn er die Hände bewegt und nachdem er mittlerweile ziemlich leidenschaftlich seinen Plan erläutert, kann ich meine Augen gar nicht mehr abwenden von seinen Armen.
Jared hat echt schöne Arme.
Hmm. Das ist mir vorher noch nie aufgefallen.
Schon lustig, was man alles an einer Person bemerkt, wenn man sie länger nicht gesehen hat.
Wow, es ist ja eigenltich grad mal eine Woche her, dass ich Jared zuletzt gesehen habe. Naja egal. Seine Arme habe ich auf jeden Fall davor noch nie so wahrgenommen.
„Ok, also das ist so der grobe Plan.", sagt Jared gerade und ich starre auf seinen Mund.
Oh Gott, ich hab gar nicht mehr mitgekriegt, was er gesagt hat, so sehr hab ich über seine Arme nachphilosophiert.
Super, Lou. Das ist ja mal wieder typisch.
„Ooookay.", sage ich also lang gedehnt und da ich Jared eh nichts vormachen brauche, schiebe ich hinterher: „Kannst du den letzten Teil vielleicht nochmal kurz wiederholen? Ich bin grad irgendwie kurz abgeschwiefen."
Glücklicherweise frägt Jared nicht nach, wohin genau meine Gedanken abgeschwiefen sind, sonder erklärt mir wirklich lieb nochmal alles, was er sich bisher so zusammengebastelt hat.
„Lou, du darfst keinem davon erzählen, bis die Sache morgen durch ist, okay? Auch nicht Leila. Vor allem nicht Leila.", betont er.
Ich will schon die Augen gespielt genervt verdrehen, aber als mir der Ernst der Lage bewusst wird, entscheide ich mich doch dagegen.
Krass. Jared hat sein Grinsen kurzzeitig verloren und ich bremse mich beim Augenverdrehen. Die Sache zerrt ja wirklich an unseren Nerven.Abends trudelt überraschenderweise ein Anruf von Nat ein. Von Nat.
Ich glaub, das muss ich in mein Tagebuch schreiben.
„Lou.", sagt Nat und anders als sonst verfalle ich nicht seiner dunklen, melodielosen Stimme, sondern finde, dass er sich einfach nur gelangweilt anhört. Trotzdem flattern die Schmetterlinge so wild in meinem Bauch, dass mir beinah schlecht wird. Ich bin nervös.
„Hey Nat.", sage ich und meine Stimme hört sich an, als hätte ich Kreide gegessen. Wenn Nat meine Stimme jemals sexy fand, dann nach dem heutigen Hörerlebnis sicherlich nicht mehr.
„Ich dachte irgendwie, du hättest das auch so gescheckt, aber anscheinend nicht.", fängt Nat unheilvoll an und alles in mir zieht sich zusammen.
„Anscheinend nicht.", falle ich Nat ins Wort, bevor dieser seinen Satz beenden kann und dann lege ich einfach auf.
Was auch immer Nat gerade mit mir besprechen wollte - dafür habe ich jetzt wirklich keinen Nerv.
Kurzzeitig überkommt mich eine Welle von Erleichterung und ich bin froh, dass ich Nat einfach weggedrückt habe. Bis mir klar wird, dass vor potentiell schwierigen Gesprächen davonlaufen nun auch nicht wirklich das gelbe vom Ei ist und ich früher oder später eh rausfinden werde, was Nat gerade sagen wollte.
Und ganz ehrlich, Nat vertraue ich nicht. Eigentlich gut, wenn er mir selbst etwas mitteilen wollte.
Oh Gott, was bloß. Mir wird schon wieder schlecht.
Außerdem fällt mir ein, dass Nat ja mein Freund ist und somit praktisch auch mein Vertrauter sein sollte. Sollte.
Ich brauche eigentlich keine Angst davor haben, was er mir zu sagen hat, weil ich ihm eben schon vertraue.
Soweit man jemandem vertrauen kann, der in eine geheimen Vereinigung ist, ohne auch je ein Sterbenswörtchen darüber zu sagen und der mir genau genommen nur 2% seines Privatlebens anvertraut hat. Ich weiß praktisch nichts über Nat, außer das, was ich von allen anderen zu hören bekomme.
Super. Das ist eine Wahnsinnsbasis für eine gute Beziehung.
Achja, und alles was Jared mir gerade erzählt hat und alles, was morgen passieren wird und alles, wo ich Nat morgen manipulieren werde, das alles schafft ja auch eine wunderbare Vertrauensbasis für eine Beziehung.
Was tue ich hier eigentlich??
Das ist doch absolute Kacke.
DU LIEST GERADE
Die Lügen hinter deinem Lächeln
JugendliteraturAls Louina ihre neue Schule betritt, ahnt sie noch nicht, wie unglaublich kompliziert das nächste Schuljahr werden wird. Da ist zum einem ihr charismatischer Zwillingsbruder Chris, der alle um die Finger wickelt, während Lou außen vor bleibt, Jared...