Abgeschossen

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Nat

„Jared, du verstehst nicht, was das bedeuten würde.", sage ich und raufe mir die Haare.

Dieser Junge treibt mich echt in den Wahnsinn.

„Natürlich verstehe ich das. Aber es macht einfach keinen Sinn. Was würde es dir bringen?", antwortet Jared und anders als sonst sieht er nicht gleichgültig aus.

„Das habe ich dir doch schon hundertmal erklärt."

„Ja, aber du warst nicht sehr überzeugend.", gibt Jared zurück.

Ich stecke meine Hände frustriert in die Hosentaschen.

„Ach komm schon, Jared."

„Nat, ich will einfach nicht.", sagt er und obwohl er seine Augenbrauen immer noch zusammen gezogen hat, sagt er mit merklich wärmer Stimme: „Ich hab abgeschlossen damit, weißt du? Ich hab dir und Alice vergeben und es ist okay so. Ich will aber nicht nochmal in all das mit reingezogen werden."

Seine Antwort erstaunt mich so sehr, dass ich für ein paar Sekunden sprachlos bin.

Ich wusste nicht, dass Jared die Vereinigung wirklich so sehr hasst. Irgendwie dachte ich, dass er einfach keine Lust mehr hatte mitzumachen.

Aber Jared ist für meinen Plan ziemlich wichtig. Denn er ist noch enger mit Louina befreundet als ich es bin.

„Okay. Und wenn du nicht alles mitmachst? Sondern nur soviel, dass sie nicht mitkriegt, wieso wir sie dabei haben wollen?" frage ich.

Jared schüttelt den Kopf: „Nat, genau darum geht's doch. Ich will sie einfach nicht anlügen. Das hab ich dir in der Schule doch auch schon erklärt."

Ich schnalze genervt mit der Zunge.

„Alter Jared. Ich dachte, du weißt, wieso wir das alles machen. Würde nicht meine Zukunft dranhängen, ich wär schon längst raus. Komm schon, Jared, das wird wieder so ein Ding wie früher."

„Nein, ich bin raus. Also lass mich einfach in Ruhe mit der ganzen Sache. Und Lou auch. Das bringt's doch nicht.", antwortet Jared ruhig.

Ich lache ein wenig: „Das Gespräch mit dir hat's auch nicht gebracht. Ich hoffe, meine Leute erfahren davon nichts, sonst kann ich die ganze Sache eh vergessen. Alter, Jared. Ich dachte echt, du ziehst da mit. Jetzt wo Lou und ich was am Laufen haben, kann es dir doch egal sein, was mit ihr ist."

Einen kurzen Augenblick lang schiebt sich etwas in Jared's Blick, was ich nur von früher kenne, doch dann fängt er sich wieder und sagt: „Hör einfach auf, Nat. Du merkst doch gar nicht, wie viel du mit der ganzen Sache kaputt machst. Das ist es nie wert. Ich hab genug. Ich geh jetzt." Mit den Worten schnappt er sich seinen Beutel von meiner Couch und geht.

Kapitel 6

„Ich sag dir Leila, das ist die komischste Woche meines gesamten Lebens. Ich pack's gar nicht mehr."

Leilas Blick nach zu urteilen, ist das genau das, was sie sich seit Beginn unseres Gespräches auch denkt.

Es ist Mittwoch, wir sitzen im Geschichtsunterricht und da Frau Sommer gerade eine Ausfrage macht, trauen wir uns sogar, miteinander zu reden, ohne zu befürchten, dass unsere Lehrerin gleich mit einem Verweis droht. Das macht sie in letzter Zeit nämlich öfter.

„Ich versteh's einfach nicht.", sagt Leila und schaut mich forschend an: „ Ich dachte Nat hat dich jetzt zwei Wochen so mehr oder weniger ignoriert. Wieso ist er dann jetzt auf einmal so?"

Ich schüttle den Kopf: „Wenn ich das wüsste. Ich glaub er war in den letzten Tagen öfter bei mir zuhause, als sonst wo. Und es ist nicht mal so, dass er irgendwelche Anstalten macht, mich küssen zu wollen oder sowas, sondern er ist einfach nur da und wir lernen zusammen. Oder kochen. Oder reden einfach nur. Es ist so komisch. Seit Samstagabend geht das jetzt so."

Die Lügen hinter deinem LächelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt