Als ich die Augen aufschlage und an die kahle Zimmerdecke blicke, fällt mir leider ein, dass heute Montag ist. Komischerweise bin ich aufgewacht, bevor der Wecker geklingelt hat. Ich seufze und verschränke die Arme hinter meinem Kopf. Das Wochenende war anstrengend. Die ganze Zeit haben Dad, Chris und ich Kartons ausgepackt, sind zu Ikea gefahren, um Dads Schreibtisch abzuholen, haben das Haus eingeräumt, gestritten, welches Möbelstück wo hin kommt, wir haben uns wieder vertragen, wollten beim Chinesen ein paar Straßen weiter zum Essen gehen, der dann leider zu hatte und so weiter und so weiter. Ich taste nach meinem Handy auf dem Metallnachttisch und kneife die Augen zusammen, als der Bildschirm des Handys angeht und die Helligkeit in meinen Augen brennt. Ein Blick auf die Uhranzeige sagt mir, dass mein Wecker in zehn Minuten angehen würde und da ich eh schon wach bin, beschließe ich heute einfach mal ein wenig früher aufzustehen als die Woche davor.
Zwei Stunden später stehe ich vor dem Klassenzimmer, in dem wir heute zur ersten Stunde Französisch haben und mein Herz klopft mir bis zum Hals. Es ist zehn nach acht und der Unterricht hat längst angefangen. Ich bin echt geladen gerade. Nicht nur, weil ich Nat gleich nach zwei unendlichen Tagen wieder sehen werde, sondern auch weil mein werter Bruder erst um zwanzig vor acht aus seinem Zimmer gekommen ist und mich ganz erstaunt angesehen hat, als ich ihn ein wenig angepisst gefragt habe, wieso er bitte erst jetzt aufsteht, in zwanzig Minuten müssen wir nämlich in der Schule sein. ‚Oh sorry man, ich hab erst zur zweiten Stunde und hab vergessen es dir zu sagen, dass du heute mit der Straßenbahn fahren musst.', hat er da nur gesagt und ist ins Bad verschwunden.
Bevor ich mich weiter darüber aufregen kann (immerhin hat Chris mir vorher noch eine SMS geschrieben, in der er sich entschuldigt hat), höre ich Schritte den Gang entlang kommen und eine fröhliche Stimme sagt: „Oh super Klomädchen, ich dachte schon, ich wäre der einzige Mensch in dieser wunderbaren Eliteschule, der jemals zu spät kommt."
Ich drehe mich um und sehe Jared auf mich zu laufen. Er trägt ein grünes T-Shirt auf dem ‚I am a frog but do not tell nobody' steht und auf dem ‚frog' sitzt ein roter Frosch mit Riesenaugen.
Als er sieht, dass ich sein Shirt mustere, meint Jared grinsend: „Ist ne Wette mit Evan. Ich lieg bei den Wetten echt weit hinten im Moment, ich glaub es steht mittlerweile 5:1 für ihn. Und heute gehts darum, wer das komischere T-Shirt anhat."
Ich lächle amüsiert und er fährt sich einmal durch seine braunen Haare und sagt: „Ich schätze, ich hab echt gute Chancen heute mal zu gewinnen." Ich lache und sage: „Aber auf jeden Fall. Hätte ich Geld, würde ich auf dich setzen." Jared neigt geschauspielert dankbar guckend den Kopf nach rechts und flüstert: „Das motiviert mich jetzt unglaublich." Wir lachen beide und dann geht er an mir vorbei, öffnet die Tür zum Klassenzimmer und sagt mit einem unglaublich schelmischen Lächeln: „Du zuerst." Ich senke die Augen kurz, gehe an ihm vorbei in den Raum und bleibe nach drei Schritten stehen. Hinter mir höre ich wie die Türe zugemacht wird und dann stellt Jared sich neben mich.
„Exusons-nous", sagt er zu dem jungen Lehrer, der uns genervt mustert und sich dann wieder ohne ein Wort der Tafel zuwendet.
Ich blicke in die hinterste Reihe und als ich Nat sehe, ziehen sich meine Eingeweide zusammen. Leila fängt aus der ersten Reihe aus meinen Blick auf und lächelt mich an. Ich lächle angestrengt zurück und laufe dann mit gemischten Gefühlen zur letzen Reihe. Jared sagt noch irgendwas und ich nicke halbherzig, während ich versuche nicht über die ganzen herumliegenden Rucksäcke zu stolpern, den Blicken meiner Mitschüler auszuweichen und nicht zu sehr an Nat zu denken.
Als ich mich auf meinem Platz neben Nat niederlasse, kriege ich gerade noch so ein normales "Hey Nat" raus, bevor sich mein Gehirn verabschiedet und mich völlig planlos und leer gepustet zurücklässt. Na toll, wie soll ich so bitte jemals irgendetwas in Französisch mitbekommen?
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Die Lügen hinter deinem Lächeln
Novela JuvenilAls Louina ihre neue Schule betritt, ahnt sie noch nicht, wie unglaublich kompliziert das nächste Schuljahr werden wird. Da ist zum einem ihr charismatischer Zwillingsbruder Chris, der alle um die Finger wickelt, während Lou außen vor bleibt, Jared...